KAPITEL 40

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Ashley

Nachdem desaströsen Besuch im Krankenhaus, bei dem ich mir mein eigenes Herz gebrochen hatte, mutierte ich zu einem Wrack, das zu nichts mehr fähig war. Ich verkroch mich in meinem Bett und weinte so viel wie schon seit Jahren nicht mehr. Ich schämte und hasste mich für dieses Verhalten, doch es war die Art meines Körpers, mir zu sagen, dass er nicht mehr konnte, dass er müde war und eine Pause brauchte. Selbst zur Arbeit erschien ich nicht, was mir vor wenigen Tagen noch einen Nervenzusammenbruch beschert hätte. Aber auch das war jetzt egal. Denn Jenkins Geld würde ich so oder so nicht mehr zusammenkriegen, egal wie viel ich die nächste Tage arbeiten würde. Seine Frist rückte immer näher und schob mich damit ein bisschen weiter in Richtung des tiefen, schwarzen Abgrundes, der mir gerade die attraktivste Lösung für meinen Schmerz zu sein schien. Ich war so sehr am Ende mit meinen Kräften, dass ich mir wünschte, alles würde einfach aufhören. Ich vermisste Chase schrecklich doll und wollte mich einfach nur in einer seiner tröstlichen Umarmungen verlieren, aber das würde nicht passieren, weil ich es kaputt gemacht hatte. Zwar hatte ich einen guten Grund dafür gehabt, doch änderte das nichts an der Tatsache, dass es mich innerlich zerstörte. Nicht einmal als mein Erzeuger uns verlassen hatte, hatte ich so viel Schmerz empfunden wie die letzten Tage über. Ich konnte nicht schlafen, essen, duschen oder arbeiten. Immerzu kreisten meine Gedanken um Chase, sein Lächeln, seine Berührungen und die vielen wunderschönen Momente mit ihm, die ein kleiner Lichtblick in meiner Dunkelheit gewesen waren. Chase hatte meine Sorgen ein wenig kleiner werden lassen. Nun war nichts mehr davon übrig.

Ich war normalerweise nicht die Art von Mensch, die sich leichtfertig das Herz brechen ließ und dann an diesem Schmerz zerbrach. Ich war die Person, die ihr Leben weiterlebte, als wäre nichts passiert, und einen Scheiß auf Gefühle gab. Doch dieses Mal konnte selbst ich nicht so tun, als wäre alles in Ordnung, als ginge mein Leben weiter. Einmal in den vergangenen sechs Jahren war ich glücklich gewesen. Ein einziges Mal und mit einem Schlag war alles kaputt, weil irgendjemand einfach nicht wollte, dass ich Glück empfand. Ich hatte keine Ahnung, was ich getan hatte, um so viel Pech zu erfahren. Aber ich konnte nichts daran ändern, auch wenn ich Chase liebte. Ich liebte ihn, obwohl ich mir geschworen hatte, mich niemals zu verlieben, weil ich irgendwann nicht wie Mom enden wollte. Am Boden zerstört, besiegt vom eigenen Herzschmerz, nicht mehr fähig zu leben. Und doch war all das eingetreten. Ich hatte mich verliebt, ich war am Boden zerstört und besiegt von meinem eigenen Schmerz. Ich griff vielleicht nicht zu Drogen und Alkohol, wie Mom es tat, aber weit entfernt war ich davon auch nicht. Denn die Trennung von Chase hatte eine Bombe platzen lassen, die schon lange hätte in die Luft gehen sollen. Es war zu viel. Jenkins. Moms Schulden. Die Drohung gegen Bree. Ihr anstehender Besuch in Silverhaven. Die Trennung von Chase. Sein Unfall. Der Kontaktabbruch zu Livvy, Newton und Everlyn. Die Einsamkeit. Der Schmerz. Dads Verschwinden. Moms Sucht und ihre Abwesenheit. All die Dinge, die sich über die Jahre in mir angesammelt hatten, waren mit einem Mal über mir zusammengebrochen und hatten mir die Luft zum Atmen genommen.

Und das Resultat war eine Person, die ich nicht wiedererkannte. Noch vor ein paar Monaten hätte ich mir diesen Zusammenbruch nicht erlaubt. Doch nun waren bereits zwei Tage vergangen, seit ich das mit Chase beendet hatte, und ich sah noch immer kein Licht am Ende des dunklen, dunklen Tunnels. Ich wusste, dass ich Jenkins zur Rede stellen musste wegen Chases Unfall, und dass da noch so viele andere Dinge waren. Doch ich fand einfach nicht die Kraft dafür, mich aus meinem Bett zu bewegen und Duschen zu gehen. Vermutlich wäre ich auch noch die nächsten Tage über in meinem Bett geblieben, wenn in diesem Moment nicht jemand energisch an meiner Tür geklopft hätte und dies für weitere zehn Minuten fortsetzte, als ich immer noch nicht kam. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wer das sein konnte. Denn es gab niemanden, der wusste, dass ich hier wohnte. Niemanden außer Chase und Jenkins. Da Chase aber definitiv aus dem Rennen ausschied und Jenkins keinen Grund hatte, vor der vereinbarten Frist bei mir aufzutauchen, wusste ich nicht, wer mich auf der anderen Seite der Tür erwarten würde. Dennoch schaffte ich es irgendwie, mich aus dem Bett zu quälen und zur Tür zu bewegen. Dabei vermied ich es, in den Spiegel im Flur zu schauen. Ich wollte nicht wissen, wie unfassbar schrecklich ich aussah. Deswegen schlängelte ich mich mit auf den Boden gerichtetem Blick an den vielen Kartons, die ich immer noch nicht ausgepackt hatte, vorbei und blieb vor der geschlossenen Tür stehen. Da ich keinen Türspion hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als die Tür blind zu öffnen und zu hoffen, dass niemand davor stand, den ich nicht sehen wollte.

BREAK THROUGH THE WALLSWhere stories live. Discover now