Kapitel 3 - Chance

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* 12 Stunden später *

Eine warme Brise streicht über meine Haut und lässt mich erzittern. Mit einem Fuß berühre ich die Wasseroberfläche, die trotz der wärmenden Sonnenstrahlen ein wenig kühl ist.

Langsam lasse ich meinen Blick über den Strand wandern. Überall tollen kleine Kinder mit ihren Eltern herum. Ein paar Teenager scherzen albern miteinander im Wasser herum, ohne Rücksicht auf andere Menschen zu nehmen. Einige alte schwimmen träge im Wasser umher.

Behutsam gehe ich Schritt für Schritt ins Wasser hinein und verziehe leicht das Gesicht. Zentimeter für Zentimeter hüllt das kühle Nass meinen Körper ein und zieht mich in die Tiefe.

Die Kälte zerrt ein wenig an mir, doch schnell setze sie mich in Bewegung. „Wer zuerst hinten an der Boje ist.“ Ich grinse meinen Begleiter an.

Länge für Länge schwimmen wir immer weiter hinaus. Heimlich werfe ich dem Fremden neben mir verstohlene Blicke zu. Wenn nicht so viele Menschen hier wären, dann gäbe es nur noch uns beide hier im Meer.

Vergnügt ziehe ich die letzten Meter bis zur Boje durch. Das aufkommende Gefühl der unbeschreiblichen Freiheit, die sich mir bot, genieße ich. Konnte es etwas Schöneres geben, als einfach nur ungezwungen zu schwimmen? Keine Grenzen, keine Verbote.

„Erster“, keucht Eddie. Aus der Wasseroberfläche vor mir taucht sein Haarschopf auf. Ich ziehe einen Schmollmund und drehe mich in Richtung Strand um, als ich plötzlich von zwei Händen umschlungen wurde, die sich um meinen Körper schlossen.

„Das war knapp“, flüstert Eddie mir ins Ohr. „Was soll das?“ Ehe ich mich versah, hatte er mich näher an sich gezogen und an seinen trainierten Körper gedrückt. Frech lächelte er mich an.

„Lust auf eine zweite Herausforderung?“ Ich versuche mich zu befreien, doch gegen seine starken Arme kam ich nicht an. Die plötzliche Nähe seines Körpers ist für mich unangenehm. Ich zappele in seinen Armen. Eine einzige Lösung blitzt in meinen Gedanken auf.

Mit einer meiner freien Hand leere ich ihm das Salzwasser mitten ins Gesicht und erziele den erwünschten Erfolg. Ich werde fluchend freigegeben. Diese Chance nutze ich und bringe Abstand zwischen Eddie und mich.

Ein Lachen entrinnt meiner Kehle, als er neben mir ebenfalls schmollend auftaucht. Seine Haare hängen ihm nass ins Gesicht und von seinem Kinn perlen noch einige Wassertropfen. Seine Augen blitzen mich glücklich an.

Was würde er nun machen? Würde er sich meine kleine Attacke einfach so gefallen lassen? Eine Stimme in meinem Inneren hofft, dass er es nicht einfach hinnehmen würde. Doch er tat es. Statt sich an mir zu rächen, schwimmt er los.

„Hole mich doch ein, wenn du es kannst“, ruft er mir über die Schulter hinweg aus zu. Ich schüttele den Kopf und seufzend tat ich es ihm gleich.

Die Zeit vergeht wie im Flug und es wird allmählich leerer. Die Sonne geht bald unter und die Leute um uns herum verlassen das Wasser und den Strand. „Lass uns in die Sonne legen, dass unsere Kleider trocknen.“ Ich nicke und lasse mich neben ihm in den weichen Sand fallen.

Lange sagt keiner etwas. Wir starren beide auf das Wasser vor uns und gehen unseren eigenen Gedanken nach. „Mona?“, leise spricht er meinen Namen aus. Mein Blick geht zu ihm und ich komme nicht umhin ihn eingehend zu mustern.

Eddie war nicht nur gut aussehend, sondern weit mehr als das. Er hat braune gewellte Haare, die ihm jetzt nass am Kopf kleben. Seine Augen sind wunderschön meerblau, in denen man sich verlieren könnte.

Als ich bemerke, dass er mich ebenfalls eingehend betrachtet, erröte ich. Eine Gänsehaut kroch meinen Rücken hoch. „Was ist denn?“, flüstere ich.

STERNSTUNDE | ᵏᵘʳᶻᵍᵉˢᶜʰⁱᶜʰᵗᵉWhere stories live. Discover now