{g} himmelhoch jauchzend, zu tode betrübt

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Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt, beides zugleich, gar nichts zu gleich.

Im ersten Moment bin ich so voller Energie.

Ich strotze davon, laufe über. Platze gleich.

Ich hab so viele Ideen, gleich tausend auf einmal und doch ist keine einzige von ihnen sinnvoll.

Ich fühle mich glücklich, meine Ängste sind vergessen, für ein paar Sekunden loslassen, abhauen, in eine andere Welt. Weg von der Realität, von der Realität distanzieren, genießen, solange ich es kann, denn danach bin ich dran. Muss mich nicht einmal anstellen.

Die Realität, die wahre Welt holt dich schnell ein, zu schnell, sie läuft jeden Tag einen Marathon, Mann, und sie wird schneller und besser und geht mit Taktik vor. Am Anfang kam sie und klopfte noch an und fragte ganz höflich ob sie sich dazugesellen kann?

Und weil ich auch noch so gut erzogen wurde, sagte ich zu, erlaubte ihr, mir Gesellschaft zu leisten. Dachte heute und nie wieder, doch sie schlich sich in meine Glieder, in mein Gehirn, pflanzte sich ein. Sie fühlte sich daheim. Dabei sollte sie nicht einmal die richtige Realität sein. Stellte sich nur vor mit verzerrter Stimme, tat als ob sie es wäre, nistete sich ein in meine Welt. Meine Welt die mich hält, die mir gehört, nur ich werde hier betört und sie mischt sich ein. Das Ministerium für Angst, ihr ständiger Begleiter, trieb es sogar noch weiter. Machte mir Panik, machte mir Angst, nahm mir den Mut, dass du nur bangst. Das Ministerium für Angst, hinter meinen Augen und zwischen meinen Ohren, das Ministerium für Angst, für Hass, hat mich als Testperson erkoren.

Isolation lautet die Probe und wenn ich lange genug aushalte, dann darf ich auch einmal für 3 Minuten raus. Hab dann 180 Sekunden für mich. Einhundertachtzig verdammte quälende Sekunden, denn mehr bleibt mir nicht.

Entfalte kaum noch Freude dafür, denn danach muss ich zurück ins dunkle Labyrinth ohne Ausweg, aus dem es keinen Weg nach außen gibt. Auf Freude, eine gesteigerte Manie, folgt ein Loch, ein Tief ohne Fluchtgarantie.

Sieht man mich, höre ich nur: „Bist du okay?"

Aber siehst du denn nicht: meine Augen, die soweit zurückstehen, dass sie meine Augenringe so stark betonen, dass ich mit diesen Werbung für die Taschen von Prada machen könnte? Meine fahle Haut, der schweißnasse Tau, der sie benetzt und der Atem, der gedrückt herauskommt aus Nase und Mund, denn eigentlich fühle ich mich gehetzt? Fight or Flight, ich hab die Wahl, weiß hier gibt es nichts zu fürchten, doch es ist trotzdem eine Qual. Eine innere Hetzjagd, weil ich flüchte, um mich in mir selber zu finden. Hab mich versteckt, vor mir selber, kann mich nicht finden!

Selbstschutz nannte ich es damals, ich weißes noch und doch war es so sinnlos, denn wer bin ich noch, wenn ich nicht ich bin und doch bin es ja ich? Das verwirrt mich innerlich.

Bin für immer verloren, war doch erkoren, wollte es nicht, doch es war Pflicht. Wurde gezwungen, hab mich gewunden, musste doch stets gehorchen, obwohl ich nicht wollte. Doch ich konnte und kann nicht mehr.

Mein Leben gleicht einer Achterbahnfahrt, doch sie macht keinen Spaß, denn es geht zu steil auf, zu lange nieder. Immer und immer und immer und immer wieder. Ich kann das nicht mehr, halt das nicht aus. Das ist der Grund, warum ich keine Achterbahnfahrten mehr mag. Denn ich baue eine in meinem eigenen Garten und diese hat zwar einen Eingang, einen Einstieg, doch kein Ende und davor hab ich Angst. Sie ist kein geschlossener Kreis, es gibt keine 3,1415 um es zu berechnen, kannst nicht berechnen, wie lange die Fahrt wohl noch andauern wird.

Am höchsten Punkt bin ich himmelhoch jauchzend, scheine mein Leben zu genießen, aber es ist der Schein, der mich wahrt, denn muss man eine Achterbahnfahrt nicht bis ins Letzte genießen? Alle wollen es so und erzählen und erklären es dir und sie trichtern dir förmlichen, glücklich zu sein.  

Am tiefsten Punkt der Talfahrt bin ich wieder zu Tode betrübt, hat mein Kopf mich wieder besiegt, das sogenannte Glück, das verfliegt und ich bin besiegt.

Bin himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Glücklich nach außen, von innen neblig trüb.

Kann mich nicht sehen, will nicht mehr leben. Das Gras in meinem Garten, es war mal saftig grün, spross nur so vor sich hin, ist jetzt vertrocknet, braun und wenn du es anfässt, zerfällt es zu Staub. Und trotzdem wirst du dazwischen immer ein paar neue Sprösslinge finden. Grünes Gras und bunte Blumen, die ich dir zu verdanken habe, denn du füllst mich mit neuem Leben.

Excerpts from a book I'll never write Where stories live. Discover now