Eine Person, doch viele Gesichter

Kapitel 5

,,Gut, wir treffen uns dann heute Nachmittag vor dem Versicherungsgebäude", erinnerte Namjoon seine Freunde schon zum tausendsten Mal.
,,Jaha", antwortete Tae entnervt. ,,Wir sind ja keine kleinen Kinder mehr", fügte Hobi gespielt trotzig hinzu. Namjoon ließ sich davon nicht beeindrucken. ,,Eure Gehirne sind aber noch auf dem Stand von Kleinkindern", meinte er trocken und nahm den Autoschlüssel. Jimin war schon den ganzen Morgen so hibbelig wie sonst selten. Er freute sich insgeheim total auf den Nachmittag, wenn er Emily kennenlernen würde.

Am Nachmittag
Nachrichten-Chat:

Namjoon 🗓️
Mensch, Hobi und Tae, wo bleibt ihr denn?
Wir warten hier schon ewig.

Jin 🍜
Wieso wir? Bin gerade um die Ecke und du stehst da ganz alleine...

Hobi 🦩
Haha!! Erwischt! 😂

Namjoon 🗓️
Ja, okay, danke.
Ah, ich seh euch, Jin und Kookie.

Tae 🦁
Sind jetzt auch gleich da.

Kookie 🐰
Apropos, wo ist Yoongi?

Namjoon 🗓️
Ich weiß es nicht, mir wird hier ja nichts erzählt.
YOONGI! Wo bleibst du?!

Yoongi 🐱
Sachte, kein Grund hier gleich den Klappstuhl auszugraben.

Jimin 🧁
Was bitte für einen Klappstuhl?

Yoongi 🐱
Ist egal.
So, bin jetzt aus dem Bus raus und brauche noch zwei Minuten.

Namjoon 🗓️
Aber wir haben keine zwei Minuten mehr!
Wir hätten vor fast ZEHN Minuten da sein sollen!

Jimin 🧁
Häh? Also meine Uhr zeigt an, dass wir noch 8 Minuten haben...

Namjoon 🗓️
Wo bist du eigentlich abgeblieben, Jimin?

Jimin 🧁
Ich stehe direkt hinter dir, danke auch.
Und deine Uhr geht definitiv vor.

Namjoon 🗓️
Oh.

Yoongi 🐱
Oh, wow, er ist mal sprachlos.
Bin jetzt auch fast da.

Jin 🍜
Jup, wir sehen dich.

Tae 🦁
Noch langsamer gehen wäre auch nicht möglich, oder?

Yoongi 🐱
Fresse. Ich gehe so schnell wie ich will.
Tschüss jetzt.

Nach zehn Minuten warten wurden Jimin und die anderen endlich von einer schüchternen Sekretärin zu einem Büro gebracht.

Durch die Tür drang die klare Stimme von Emily. ,,Was soll ich dazu sagen, Ahyi? Life's a bitch, lerne, damit umzugehen." Alle sahen sich verwundert an. Emily sprach weiter.
,,...Doch, ich könnte da noch was drehen. Ja, okay. ... Gut, bis dann. Tschau."

Die Sekretärin klopfte an die Tür. Emily rief: ,,Herein!" und alle traten ein. Ausgenommen die Sekretärin, die sich schnell wieder verzog.
Jimin staunte. Emily war echt hübsch. Sie hatte blonde Haare, die an die Farbe von einem tropischem Sandstrand erinnerten und eine hübsche Figur. Sie saß im Schneidersitz auf ihrem Schreibtischstuhl, ihre Schuhe standen neben ihrer Tasche auf dem Boden.
Auch sonst schien sie sich hier recht bequem eingerichtet zu haben, in einer Ecke lag ein Kunstfell mit Kissen und ein paar Büchern. Emily blickte sie alle interessiert an, dann deutete sie dem Kopf auf einen Stapel Stühle in der Ecke. 

Pov Levy:
Während die sieben Typen sich jeder einen Stuhl nahmen, musterte Levy sie interessiert. Was hatte sie wohl getan, dass die berühmteste Band der Welt ausgerechnet SIE haben wollte? Wer der Anführer war, war schonmal klar: Der Kerl mit den albernen pastell rosa farbenen Haaren. Die anderen hatten eigentlich ganz vernünftige Haarfarben- mal davon abgesehen, dass Koreaner eigentlich nicht hellbraune oder rötliche Haare haben.
Als alle saßen, blickte sie freundlich in die Runde.
,,Hi, ich bin Le- Ich meine, Emily Cho."
Das war knapp. Beinahe hätte sie sich verplappert.
Der eine Typ mit dunkelbraunen Haaren blickte sie immer wieder fasziniert an, doch sobald Levy seinen Blick suchte, wandte er schnell den Kopf ab. Der Anführer- Levy hatte richtig geschätzt- ergriff nun das Wort.
,,Hi, also ich bin Kim Namjoon und der Leader der Band."
Levy nickte und blickte dann den Kerl ganz links an. Der hatte wohl eine längere Leitung, denn Namjoon musste ihn erst einmal antippen.
,,Ach so." Mr. lange Leitung hatte auch mal geschaltet. ,,Kim Taehyung."
Levy lächelte freundlich. So ging es dann reihum weiter: ,,Min Yoongi", Jeon Jungkook" und ,,Jung Hoseok, aber bitte sagen Sie doch Hobi", bei ,,Kim Seokjin, aber bitte nur Jin" horchte sie auf.
,,Habe ich nicht gestern mit dir telefoniert? Du hast Socken bei den Handtüchern gewaschen, oder nicht?" Jin wurde rot und nickte.
,,Bei dieser Gelegenheit, nennt mich bitte einfach Emily", fügte sie noch hinzu und sah dann den letzten, den, der sie immer wieder angestarrt hatte, an.

,,Park Jimin?", sagte er mehr wie eine Frage. Levy hob eine Augenbraue.
,,Der Typ mit dem Houston Spruch?", fragte sie ungläubig, dann lachte sie leicht.
,,Cool, dich mal in Person kennenzulernen", meinte sie und lächelte Jimin an.
Er lächelte schüchtern zurück. Namjoon räusperte sich. ,,Äh, ja. Ich weiß gar nicht, wozu dieses Gespräch gut sein soll. Könnten Sie uns aufklären?"
,,Ich muss nicht gesiezt werden. Bitte einfach Emily", bat Levy. ,,Und ich habe auch keinen blassen Schimmer, wofür dieses Gespräch ist."
,,Und was machen wir jetzt?", fragte Taehyung.
,,Wir könnten Uno spielen", schlug Levy vor. Alle blickten sie erstaunt an.
,,Uno?", fragte Jin dann leicht perplex, zur gleichen Zeit rief Hobi begeistert: ,,Das hast du hier?"
,,Klar." Levy stand auf und holte aus einem Regal das Kartenspiel. ,,Das Gespräch sollte noch eine Stunde gehen. Genug Zeit für ein paar Runden", beschloss sie und setzte sich auf den Boden.
,,Wir spielen auf dem Boden?", fragte Namjoon.
,,Wo sonst?", war Levys Antwort und sie fing an, die Karten auszuteilen.
Nacheinander folgten die Jungs ihrem Beispiel und setzten sich im Kreis auf den Boden. Levy lächelte in sich hinein. Das war eine kleine Taktik gewesen, um auszutesten, wie die Typen so drauf waren. Namjoon musste noch etwas lockerer werden, aber die anderen waren auf einem echt guten Weg. Ihr fiel jetzt erst auf, dass Jimin und Jin sich jeder auf eine Seite von ihr gesetzt hatten und sich immer wieder abschätzige Blicke zuwarfen. Offenbar hatten die beiden vor kurzer Zeit einen Streit gehabt. Levy hoffte nur, dass sie sich bald wieder vertragen würden.

Nach ein paar Runden, die bis auf eine alle Jungkook gewonnen hatte, schlug die Uhr an der Wand Fünf.
Keine Sekunde später klopfte die Sekretärin und blickte erstaunt auf die Runde, die am Boden saß. ,,Wie kann ich helfen?", fragte Levy und stand auf.
Der Sekretärin schien die Sache nicht geheuer, denn sie verzog sich schnell, nicht ohne sich noch einmal zu verbeugen.
Als die Tür geschlossen war, streckte Namjoon sich und meinte: ,,Es ist schon eine Stunde vergangen? Dann sollten wir vielleicht mal los. Kommt, hyungs." Auf sein Kommando hin standen alle auf und zogen ihre Schuhe wieder an. Jimin machte Anstalten, zu Levy zu gehen, als wollte er ihr noch etwas sagen, überlegte es sich anscheinend aber wieder.
Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, sie immer wieder anzusehen.
Levy beschloss, dass er es vielleicht einfach nicht gewöhnt war, naturblonde Leute zu sehen.
Sie weigerte sich, das Gefühl von leichter Freude darüber zuzulassen, dass er sie eventuell hübsch finden könnte.
Die letzten Worte des FBI Chefs zu ihr waren deutlich. ,,Keine Kontakte. Nicht mal lockere Bekanntschaften. Es könnte euch und eure Sicherheit in Gefahr bringen."
Sie wollte sich daran halten, denn den Chef zu enttäuschen wäre mit einer Kündigung gleichzusetzen.
Levy lächelte die Jungs nochmal an, dann verabschiedeten sie sich.
BTS ging zurück zu ihrem Zuhause und sie würde als Emily Cho in diesem Büro bleiben.
Das Leben konnte eigentlich nicht langweiliger werden. Und dennoch hatte Levy das Gefühl, dass mit diesem Nachmittag sich das Blatt ihres öden Lebens verheerend gewendet hatte. Und das nicht unbedingt zum Guten...