Kapitel 2

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,,Jimin, vergiss nicht, dass du noch bei der Versicherung anrufen musst", erinnerte Namjoon und schob sich eine weitere Gabel in den Mund.
Jimin seinerseits hörte auf, zu essen.
,Verdammt', dachte er. ,Und ich hatte schon gehofft, dass er es vergessen hatte.' Pustekuchen für Jimin, Namjoon hatte sich den Termin in den Kalender eingetragen und wusste natürlich genau, dass der älteste der Maknae Line es wieder verdrängen würde.

,,Muss ich wirklich?", versuchte der es jetzt mit der Mitleidsschiene.
Jin hob die Augenbrauen. ,,Wer wollte denn unbedingt mal fahren und hat den Audi neben uns dann um seinen Spiegel erleichtert?"
Jimin hätte Jin am liebsten erwürgt. Außer ihm und Namjoon wusste von diesem Missgeschick eigentlich keiner. Bis jetzt.
Hobi verschluckte sich vor Lachen an seinem Wasser und Jungkook musste ihm auf den Rücken klopfen und Taehyung sah aus, als würde er ungeheure Schmerzen haben, so weit hatte er den Mund aufgerissen.

Einzig Yoongi nahm an dieser Mahlzeit nur physisch teil. Er hörte Musik und war mit den Gedanken ganz woanders.
Dementsprechend verständnislos blickte er auf das Chaos, das am Tisch ausbrach, als Jimin versuchte, Jin über den Tisch hinweg mit seinem Hausschuh zu schlagen.
Hobi war inzwischen tomatenrot und Jungkook nutzte den Moment, um ihn eines Stück Fleischs zu berauben.
Yoongi aß stumm sein Essen und ignorierte seine Freunde, die derweil völlig eskalierten.
Jimin wurde sekündlich kleiner und wünschte sich, dass Jin einfach seine vermaledeite Klappe gehalten hätte.
Hobi versprach prustend: ,,Ich. Werde. Dich. Damit. Dein. Leben. Lang. Aufziehen!" Jungkook war inzwischen mit dem dritten Stück Fleisch im gange und nahm sich sogar noch ein viertes.

Taehyung schloss sich ihm an und zusammen futterten sie Hobis Teller leer, der sich auf dem Boden herumrollte und damit eher einer zurückgebliebenen Seerobbe als einem Menschen glich.
Namjoon reichte Jimin in dem Tumult das Telefon und schickte ihn nach oben, während er anfing, zusammen mit Jin wieder Ordnung an den Esstisch zu bringen. Jimin stapfte hoch und verbrachte die nächsten zehn Minuten damit, dreimal bei der Versicherung anzurufen und ganz schnell wieder aufzulegen, weil ihn doch der Mut verließ. Beim vierten Mal meldete sich eine ziemlich entnervte Frau, die Jimin sofort, nachdem er seinen Namen gesagt hatte, weiterschickte. Kurz darauf ertönte eine Frauenstimme.
,,Cho?"
,,Äh hallo", stotterte Jimin. ,,Wo ist denn mein Sachbearbeiter Mr. Park?"
Die Frau murmelte etwas und es raschelte. ,,Der ist in Elternzeit. Seine Klienten wurden auf die anderen Mitarbeiter für diese Zeit aufgeteilt. Also bin ich wohl Ihre Sachbearbeiterin. Hi, ich heiße Emily Cho. Und Sie?"
,,Ich bin Park Jimin. Und, äh, ich rufe wegen eines kleinen Missgeschicks meinerseits an. Ich habe vor zwei Tagen einem anderen Auto den Spiegel links abgefahren."
,,Oh." Man hörte Emily kichern. ,,Gut. Dann beschreiben Sie mir bitte die genauen Geschehnisse und sagen mir am besten auch das Kennzeichen des Autos", meinte sie dann mit einer etwas professionelleren Stimme.
Also legte Jimin los und erzählte Emily, was genau passiert war.
Nach kurzer Zeit kamen sie allerdings etwas vom Thema ab, als Jimin fragte:
,,Sie kommen nicht von hier, oder?"
Emily atmete aus. ,,Hört man das so sehr? Nein, ich komme nicht von hier. Geboren und aufgewachsen bin ich in der Stadt Houston in Texas, also USA."
Jimin pfiff überrascht durch die Zähne. Da fiel ihm etwas ein, aber bevor er es aussprechen konnte, sagte Emily:
,,Und nennen Sie mich doch einfach beim Vornamen, ich heiße wie gesagt Emily."
,,Ich bin Jimin", antwortete Jimin. ,,Und ich wollte fragen, ob ich immer, wenn ich hier anrufe und du dann rangehst, ich dann ,Houston, wir haben ein Problem!' rufen kann?"
Emily begann zu lachen und in Jimin breitete sich ein seltsames Glücksgefühl aus. Sie hatte ein wunderschönes, helles Lachen, dass ihn selbst zum Grinsen brachte.
,,Diesen Spruch habe ich noch nie gehört, der ist echt gut. Das kannst du sehr gerne machen, dann weiß ich auch gleich, wer dran ist", meinte Emily kichernd.

Dann erzählte Jimin ein bisschen von dem Leben in seiner ,WG' mit den Jungs und Emily erzählte von ihrem Leben mit ihren zwei älteren Brüdern und wie es in Texas und ganz früher in New York so war. Irgendwann klopfte es an Jimins Tür und Namjoon steckte den Kopf herein. Er war sichtlich erstaunt, dass Jimin grinste und er über einen Fauxpas in der Highschool sprach.
Namjoon flüsterte leise: ,,Ist das ein Freund? Weil ich bräuchte demnächst mal das Telefon."
Jimin schüttelte den Kopf. ,,Ist immer noch die Versicherung"
Namjoon zog die Augenbrauen hoch, dann verließ er den Raum.
Jimin wandte sich wieder dem Telefon zu, aus dem Emilys Stimme zu hören war. ,,Ich fasse- Oh. Sei mal bitte kurz leise, da kommt mein Boss. Also gut, Mr. Park, ich werde so bald wie möglich Kontakt zu dem Besitzer des Autos aufnehmen und... Okay, er ist weg." Emily gluckste. ,,Ich fasse es nicht, dass du allen Ernstes deiner Lehrerin Brausepulver in den Kaffee geschüttet hast."
Jimin kratzte sich am Kopf. ,,War keine meiner Sternstunden. Vor allem, weil ich die nächsten drei Wochen nachsitzen musste. Und, was ich dich noch fragen wollte, Kommst du jetzt aus Houston oder New York?"

,,Ahh, das ist kompliziert", meinte Emily. ,,Meine Eltern kommen aus Houston, sind aber kurz nach meiner Geburt nach New York gezogen. Meine Brüder und ich sind alle zum Schulanfang auf ein Internat in Houston gekommen und da haben auch die anderen Verwandten gelebt. Meine Eltern wohnen aber immer noch in NY, ich sage, ich komme aus Houston, wenn jemand fragt."

,,Wie ist Amerika so?", fragte Jimin. Klar war er schon in den Staaten gewesen, aber noch nicht in Texas. ,,Kannst du auch so cowboy mäßig reiten?"
,,Aha, da haben wir ja die Klischees", war Emilys leicht schnippische Antwort.
Jimin begann, sich zu entschuldigen. ,,Entschuldigung, ich wollte nicht..."
,,Kein Stress, ist alles okay", winkte Emily ab. ,,Ja, ich kann reiten, cowboy mäßig wie auch normal. Und zu den Klischees, keine Sorge, die habe ich schon so oft gehört, es macht mir nichts aus."
,,Puh, okay gut, ich dachte schon-" Weiter kam Jimin nicht, denn in diesem Moment wurde die Zimmertür aufgerissen.

,,Jimin, dass ist echt nicht mehr lustig. Du bist doch schon lange fertig mit der Versicherung! Du sprichst über Amerika und lachst ständig. Wenn es so dringend ist, dass du mit diesem Freund telefonieren musst, dann bitte mit dem Handy, herrgott nochmal!", rief Namjoon ärgerlich und stemmte die Hände in de Hüfte.
Jimin starrte ihn erschrocken an, Emily meinte trocken: ,,Du hast gar nicht erzählt, dass dein Dad mit in der WG wohnt."

Namjoon blickte so perplex drein, dass Jimin anfing zu lachen.
Emily hatte derweil wohl einen ungebetenen Gast, denn man hörte sie leise diskutieren. ,,Giselle, dein Schreibtisch ist dahinten. ...Na und? Ist ja meine Angelegenheit. ...Hörst du schlecht, du sollst mich in Ruhe lassen! ...Keine Ahnung, geh wieder irgendwelche Typen anflirten! ...Nein, das ist nicht verhandelbar. Als wenn du fünf wärst, herrje!"

Namjoon seufzte leise. ,,Wie kommt es, dass du mit deiner Sachbearbeiterin Smalltalk hältst?"
Jimin zuckte unschuldig die Schultern. ,,Mr. Park ist in Elternzeit und dann haben wir ein bisschen über alles mögliche gequatscht, weil sie wohl länger meine Sachbearbeiterin sein wird."
,,So, bin wieder da, muss jetzt aber auch leider auflegen. Mein Boss guckt schon. Aber ich melde mich auf jeden Fall nochmal, ja?", sagte Emily.
,,Ja, das ist okay. Bis bald, Emily", verabschiedete sich Jimin und legte auf.
Namjoon grinste leicht. ,,Emily also? Du darfst sie schon beim Vornamen nennen? Und wann ist die Hochzeit?"
,,Haha, sehr lustig", machte Jimin und ging nach unten ins Wohnzimmer, den Gedanken, dass Emily bald wieder anrufen würde,  im Hinterkopf habend.

Eine Person, doch viele Gesichter Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora