50 Tage vorher

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Faith
40 Tage. Viel zu viele Stunden ohne ihn neben mir.

Ich hatte mir nie vorstellen können, dass mir etwas derartiges zustoßen könnte in meinem Leben. So etwas wunderschönes, eine epische Kreation der Traurigkeit.

Jeden Tag konnte ich einen schrecklichen Tag aus meinem Kalender streichen und darauf warten, dass er wieder kommt. Dass seine Liebe zu mir nicht mehr wehtut, dass es sich wunderschön anfühlt, sowie in den ersten Tagen, in den ersten Nächten, die ich mit ihm verbringen durfte.

Es klingelte an der Haustür und ich stand mühselig von der Couch im Wohnzimmer auf.

Ich lief trotzig und mit halb offenen Augen zu unserer Haustür und mit Schwung machte ich die Tür auf und sah einen blonden Jungen mit einem Buch in der Hand vor mir.

"Na, wie geht's dir?", fragte Niall traurig und trat ohne auf meine Erlaubnis zu warten hinein.

Er zog sich seine Schuhe aus und sah mich an. Wir standen mitten im Hausflur und ich wusste nicht, ob ich ehrlich antworten sollte.

Die letzten 40 endlosen Tage ohne Harry waren schrecklich. Ich fühlte mich alleine, obwohl abwechselnd Louis oder Niall zu Besuch waren und versucht haben mein depressives Ich aus dem Bett zu bekommen.

Es hat nicht funktioniert!

Meine Augen starrten auf das blaue Buch mit der roten Schrift.

"Was ist das?", fragte ich und lenkte gleichzeitig von Nialls Frage ab.

"Das?", er hielt das Buch hoch und sah mich an, ich nickte und runzelte die Stirn. "Eine wie Alaska.", antwortete er und ich nickte langsam und nachdenkend.

Ich hatte den Buchtitel schon öfters gehört, doch gelesen hatte ich dieses Buch noch nie.

"Wenn ich dich schon nicht aus dem Haus bekomme, meine Liebe, dann hole ich das Leben in Buch gebunden zu dir.", er lächelte und ich öffnete meinen trockenen Mund, wusste aber nicht, was ich sagen sollte und schloss ihn wieder. Niall war sehr hartnäckig in solchen Sachen und ich wusste, er würde gewinnen, egal was ich dagegen hatte.

Er sah hinunter auf seine schwarze Armbanduhr und lächelte mich mit seinen strahlend weißen Zähnen wieder an.

"Ich muss los, aber ich habe dir schon jemanden hergeschickt, damit du nicht alleine bist.", sagte er und grinste über sein ganzes Gesicht.

Seine kleinen Hände drückten mir den Roman in die Hände und etwas überrumpelt sah ich Niall mit offenem Mund hinterher. Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, oder ich das leise knacken wahrnahm, was das Schloss beim schließen meistens von sich gibt, ging ich in mein Zimmer. Ich legte mich auf mein weißes Bett und nahm Nialls sogenanntes Leben in meine Hände und schlug die erste Seite auf.

Ich hatte mich total in diese eisigen und scharfen kantigen Wellen des Buchs hineingeworfen und drohte zu ertrinken, als sich meine Tür öffnete und ich mit offenem Mund und laut klopfendem Herzen den Jungen anstarrte, der mich mit einem sehr traurigen Lächeln ansah.

Ich wusste nicht mehr ob ich atmete, was ich fühlte, ob ich überhaupt noch etwas fühlte.

"Hey, Faith", seine Stimme. Gänsehaut breitete sich überall auf meiner Haut aus. Ich konnte immer noch nicht sprechen.

Und ich dachte Niall hatte mir das schönste Geschenk mit dem Buch gemacht, aber das schönste Geschenk heute war, dass er mir ermöglicht hatte noch einmal Harry's Wärme und tiefe Stimme zu hören.

Seine Grünen Augen funkelten und immer wenn er mich leicht anlächelte vergaß ich zu atmen.

"Was-was machst du hier, Harry?", ich könnte wohl keinem verheimlichen, dass ich so viel Liebe in meinem kleinen Herzen in diesem Moment gespürt hatte, wie noch nie.

"Gib mir das Buch!", sagte er mit seinem schiefen Lächeln auf seinen wunderschönen Lippen.

Ich hatte seine Lippen so vermisst.

"Na komm.", fügte er hinzu und ich gab ihm das Buch.

Seine weichen großen Hände berührten nur Millisekunden meine und schon startete ein ganzes Feuerwerk auf meiner Haut.

Ohne noch irgendetwas zu sagen fing er an die Seite aufzuschlagen, die mit meinem Lesezeichen markiert war.

Ich legte mich vorsichtig auf die Seite. Meine lockigen braunen Haare schlängelten sich hinter meinem Rücken auf das weiche Kopfkissen und ich schlüpfte gemütlich unter meine Decke. Wärme Drang auf meine Haut.

" "Ich versuche ja keine Angst zu haben,verstehst du." ", hauchte er mit seiner heiseren und kratzigen Stimme. Er war so tief in dem Buch gefangen, wie ich es in den Kapiteln davor war, als ich mein Buch noch ohne ihn las " "aber ich mache trotzdem alles kaputt. Ich baue trotzdem immer scheiße." " , seine Stimme hörte sich beim Vorlesen von Alaskas Worten schon fast so verzweifelt und tief traurig an, wie ich sie mir bei Alaska vorstellte.

Ich schniefte mit der Nase, holte tief Luft und lauschte weiter seinen Worten. Ein wundervolles Lächeln Schlich über Harry's volle Lippen, als er kurz zu mir hochsah, sich aber dann wieder in meinem absoluten Traumbuch verfing.

" "Schon gut", sagte ich "schon gut." Ich wusste nichtmal mehr, wovon sie sprach. Ein verworrener Gedanke nach dem anderen. "Weißt du nicht mehr, wen du liebst, Pummel? Du liebst die, die dich zum Lachen bringt, die dir Pornos zeigt und mit mir Wein trinkt. Aber die übergeschnappte, depressive Ziege, die liebst du nicht."
Und ehrlich gesagt, da war was dran. "

Alaska hatte Recht und sofort begann ich Ihre weisen Worte auch auf mich und Harry zu übertragen.

Deswegen Tat es ihm weh mich zu lieben, weil er mich nicht leiden sehen wollte, weil er die übergeschnappte, depressive Ziege nicht lieben konnte.

Und dann sank ich in einen tiefen Schlaf. Das letzte, was ich sah, waren Harry's grüne Augen, die weiter in meinem Buch lasen.

Captured | H.SWhere stories live. Discover now