7. Kapitel

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Aus Jans Perspektive

Ich grinse in mich hinein, als meine Lieblingspharmazeutin sich in die Bandagenproblematik von Anna hineinsteigert. Schließlich verspreche ich, mir Annas Knöchel heute Abend noch anzuschauen und damit ist die Sache für mich gegessen. Ich bin gespannt, ob Anna "freiwillig" kommt, oder nicht. Von mir aus werde ich sicherlich nicht auf sie zukommen. Es ist wichtig für sie zu lernen, dass sie selbst Verantwortung für ihre Gesundheit übernimmt. 

Fine schickt mir ein Bild von ihrem und Annas Aperol. Es ist gut, dass sie Anna ein bisschen unter ihre Fittiche nimmt. 

Aus Fines Perspektive

"Das heißt du darfst heute Abend noch bei meinem liebenswürdigen Freund vorbeischauen?" ich grinse Anna an.

"Ich glaube nicht, dass ich das mache. Schließlich hat er ja irgendwann auch Feierabend. Wie macht ihr das eigentlich als Paar? Wann und wie sehr ihr euch?"

"Seitdem ich auch im Retreat arbeite, deutlich öfter. Aber ja, die Tage sind lange und die Arbeit geht als medizinischer Leiter eben nie aus. Ich möchte gerne, dass er sich Unterstützung sucht, aber er tut sich schwer damit, Verantwortung abzugeben. Dabei ist es eigentlich viel eher sein Ding mit einzelnen Patienten zu arbeiten, als für eine ganze Einrichtung verantwortlich zu sein. Ich meine wir haben hier nicht so viele Plätze und einen großen Wellness - Anteil, aber trotzdem habe ich schon den Eindruck, dass es ziemlich an seine Substanz geht immer und überall gefragt zu sein." Ich schaue Anna nachdenklich an. "Aber das ist wohl so ein bisschen das Los der Partnerin eines Arztes, oder?"

"Ein Stück weit schon. Ich meine wer vergleicht schon seine eigenen Probleme mit denen eines Menschenlebens. Aber es ist bei uns zumindest, deutlich einfacher geworden, seitdem Timo die eigene Praxis hat. Trotzdem habe ich die Hauptverantwortung für die Kinder, den Haushalt, mein eigenes Arbeiten lege ich drum herum und die Vorbereitung in die Abendstunden. Die Reihenfolge ist eben klar durchgetaktet - ich komme am Schluss und das kann man schon eine Zeit lang durchhalten, aber gut ist das nicht. Das merke ich gerade ziemlich und bin deshalb auch so froh um diese Auszeit hier gerade."

"Und die werde wir dir hier auch richtig schön machen!" Ich lächle sie an und drücke kurz ihre Hand. 

"Das weiß ich sehr zu schätzen. Bisher gefällt es mir auch ausnehmend gut!"

"Dann würde ich mal sagen brechen wir langsam auf, dann kann Jan sich noch deinen Fuß anschauen, bevor wir nach Hause fahren."

"Ihr zwei genießt jetzt mal den Feierabend gleich. Ob Jan sich den heute, morgen oder sonst wann anschaut, ist völlig egal!"

"Man könnte fast denken, wir zwei wären miteinander verwandt!" Ich grinse sie an. "Immerhin klappt es bei dir mit den Vorsorgeterminen besser. Wenn ich nur daran denke: Zahnarzt und Dermatologe muss ich auch demnächst mal wieder..."

"Na ja. Das habe ich Outgesourced. Da kümmert sich Timo drum - also um die Termine...."

"Hm. Ich glaube das will ich für mich nicht. Ich möchte schon wissen wann da was kommt...."

"Na warte nur, das geht manchmal schneller als man denkt!" Anna schaut mich wissend an. 

"Ich glaube ich sollte mich da schleunigst selbst drum kümmern!" Ich mache mir eine innerliche Notiz. 

"Besser ist es wahrscheinlich...Gut. Ich habe Hunger. Wollen wir los?"

"Das klingt gut!" Gemeinsam erheben wir uns, nachdem wir bezahlt haben, und machen uns auf den Weg zurück. Anna läuft mit der Bandage tatsächlich ziemlich flüssig. 

Spaziergang zur inneren Mitte oder Annas GeschichteWhere stories live. Discover now