Kapitel 24

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Aus Annas Perspektive

Nachdem ich eine Flasche Sprudel auf Ex geleert- und geduscht habe fühle ich mich wie ein neuer Mensch. Jan hat mir einen Zettel ins Zimmer gelegt mit der Nachricht gegen 14 Uhr in seine Praxis zu kommen. Ich lege mich noch etwas hin. Mein Kopf fühlt sich an, wie weichgespült. Nach einem kleinen Nickerchen wache ich auf, ziehe mir ein leichtes Sommerkleidchen an und gehe zu den Praxisräumen. Ich kann ganz ohne Panik an die Türe klopfen. Das fühlt sich richtig gut an. Jan ruft herein und ich betrete die Räume.

"Anna, schön. Setz dich!", er lächelt mich an und zeigt auf die kleine Sitzgruppe. Ich setze mich hin und betrachte ihn, wie er noch etwas am Tablet arbeitet. Kurz darauf setzt er sich zu mir und schiebt mir ein Glas Wasser über den Tisch. 

"Du hast wahrscheinlich noch nichts groß heute zu dir genommen, oder?", er lächelt allerdings ohne mich zu durchleuchten. 

"Ja, nach der Sitzung habe ich gerade das Gefühl, dass ich gar nichts brauche.", ich lächle zurück und nehme einen Schluck. 

"Da werden viele Glückshormone freigesetzt. Wie fühlst du dich?", sanft legt er seine Hand auf meine. 

"Gut. Richtig gut. Entspannt und ausgeglichen. So kann es bleiben!"

"Wie geht es dir gerade damit hier in der Praxis zu sein?"

"Auch gut. Das ist gerade kein Problem für mich."

"Was macht der Gedanke mit dir, in eine andere Praxis zu gehen?"Ich spüre für einen Moment in mich hinein, während ich nun doch Jans intensiveren Blick auf mir spüre.

"Gerade nichts. Also neutral!"

"Das ist gut. Anna. Richtig gut. ich glaube wir sind einen ordentlichen Schritt weiter. Allerdings ist das nur der Anfang. Der erste Schritt. Ich habe in der Sitzung einen Anker gesetzt, an den du dich zurück erinnern kannst, wenn du in Situationen kommst, in denen du dich bedroht fühlst. Allerdings braucht das Übung, Anna. Und diese Übung kannst du nur durch das praktische Anwenden bekommen. Ich habe dir hier die Adresse von einem sehr fähigen Therapeuten aufgeschrieben. Er arbeitet mit dem gleichen Schwerpunkt, mit dem ich auch arbeite. Ich denke, ihr könntet euch gut verstehen. Ich habe bereits mit ihm telefoniert. Du hast deinen ersten Termin nächste Woche am Montag und du wirst da hin gehen!"

Ich spüre nun Jans Dominanz am ganzen Körper. Eine Gänsehaut überläuft mich. Wie automatisch nicke ich. 

"Du hast den ersten Schritt getan, aus deiner eigenen Kraft. Nun ist es erneut an dir, da dran zu bleiben, damit du in den Sitzungen lernst diesen Anker, den ich gesetzt habe selbstständig in Situationen in denen du dich bedroht fühlst, zu nutzen." Ich schaue zu Boden und fühle sofort Jans Hand an meinem Kinn. 

"Anna, schau mich an!" Ich hebe gezwungenermaßen den Blick. Es fühlt sich nun allerdings nicht mehr nach einem "bösen" Zwang an, sondern ich spüre die Fürsorge dahinter. "Ich kann das jetzt machen, da ich den Anker gesetzt habe. Du wirst auf mich nicht mehr mit Panik und Angst reagieren und das ist toll. Aber du bist noch nicht soweit, als dass du das auf jede Situation anwenden kannst. Verstanden!"

"Ja. Das habe ich verstanden." Auch wenn mein Herz bei dieser Aussage etwas sinkt. 

"Prima. Das freut mich. Wir werden heute Abend noch eine kleine Trainingssession machen. Ich hole dich dazu dann ab!"

"In Ordnung. Bis später!", ich lächle Jan nochmal zu. Dieser hält in diesem Moment mein Handgelenk fest.

"Anna, sei stolz auf dich!"

"Das bin ich!", dieses Mal kommt mein Lächeln von Herzen. 




Spaziergang zur inneren Mitte oder Annas GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt