7.

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Mit noch mieserer Laune als sonst - das sollte bei mir schon was heißen - stapfte ich zum Frühstück in die Große Halle. Mein Kopf brummte und meine Haut schien erleichtert zu sein, endlich von der kalten Dusche befreit worden zu sein. Dieser Traum war wahrlich ein Albtraum. Niemals in meinem Leben würde ich so abartige und demütigende Dinge tun, niemals. Davon abgesehen war dieser Albus überhaupt nicht mein Typ. Klar, ich habe schon oft mit anderen Omega oder manchmal Beta geschlafen, aber das war wirklich nur Sex, ohne Gefühle oder so ein Schwachsinn.

Gewiss, da waren hin und wieder Jungen dabei, die seine Haarfarbe hatten, aber es ging mir ums Prinzip. Ich würde niemals ein Alpha an mich ran lassen, schon gar nicht sooo nah.
Die Große Halle war um die Zeit noch recht leer. Die meisten Schüler schliefen sicher noch und würden erst in den nächsten 30 Minuten eintrudeln. Immerhin hatte ich heute Morgen dann meine Ruhe und musste mich nicht noch mit nervigen Leuten auseinander setzen.
Während ich meinen Toast schmierte, fiel mir sofort ein gewisser Duft auf. 

Ein Blick reichte aus um meine Vermutung zu bestätigen. Albus hatte die Halle betreten. Geez, seit wann war ich so auf seinen Geruch geeicht? Für gewöhnlich war mir der Geruch eines anderen egal. Gerüche waren nur da und zu verführen, genauso wie Gesichter. Sicher, mein Gesicht hat dafür gesorgt, dass mir selten langweilig war was die Sperrstunde anging, aber das war etwas anderes.
Offenbar hatte er meinen Blick bemerkt. Noch recht verschlafen sah er zu mir rüber und zog kurz seine Brauen kraus, bevor er mich erkannte. Lächelnd winkte er mir zu.

Albus war also offenbar ein kleiner Morgenmuffel. Irgendwie niedlich... Nein, er war nicht niedlich, eher naiv und etwas blauäugig.
Nichtsdestotrotz spürte ich, wie mein Blick immer wieder kurz zu dem Tisch der Gryffindore huschte. Der Albtraum schien mich mehr traumatisiert zu haben als erwartet.
Nachdem ich meinen Toast vertilgt hatte, sah ich zu, dass ich schnellstmöglich aus der Halle kam. Um die Uhrzeit war die Halle schon mehr gefüllt als eine halbe Stunde zuvor und es würde nicht besser werden.

Mein Kopf brummte noch immer , als wenn ein Haufen voller Knallkröten darin explodierte. Hoffentlich überlebte ich den Tag ohne weitere Vorfälle. Am wichtigsten war, dass ich meinen Geruch und damit meine Pheromone unter Kontrolle hatte. "Ah, da bist du. Ich war überrascht das du so schnell fertig warst." Freudestrahlend kam ein gewisser Gryffindore auf mich zu. "Sollte ich das nicht eher dich fragen? Du brauchst für gewöhnlich Jahre." Bevor die Waffeln leer waren, verließ er sonst nie den Tisch. Wie konnte man nur so eine Figur haben und ein totaler Süßzahn sein? Das war voll ungesund und nervig. Sport macht er auch nicht.

"Ah, naja... Ich wollte noch mit dir reden bevor der Unterricht anfängt. Die meisten sind jetzt in der Großen Halle, da haben wir unserer Ruhe. Ich hoffe das ist okay für dich?" War er nicht vor 15 Minuten noch total verpennt? Wo nahm er plötzlich diese gute Laune her? "Ne große Wahl hab ich ja eh nicht, also schieß los." Als hätte er nur auf meine Erlaubnis gewartet holte er auf um neben mir gehen zu können. "Du siehst müde aus. Hat dich der letzte Abend wach gehalten?" Wenn dieses scheinheilige britische Etwas nur wüsste WAS mich wach gehalten hat, dann würde er vermutlich vor Scham im Boden versinken oder direkt sterben.

"Nicht Mal annähernd. Der Typ hatte es verdient, also warum sollte mich das bedrücken?" Leider hatten meine Worte nicht den gewünschten Effekt. Lachend spielte er an seiner Krawatte herum, um sie zu richten. "Die Antwort passt zu dir. Mit etwas anderem hab ich auch nicht gerechnet, dann wärst du wirklich krank." Sollte mich das jetzt schmeicheln? Dabei war die Antwort mein totaler Ernst. "Was willst du, Dumbledore. Wenn du nur hier bist um Smalltalk zu halten..." "Okay okay, ist ja gut. Ich habe mit den Lehrern gesprochen. Dich trifft keine Schuld und demnach werden auf dich auch keine Konsequenzen zukommen." Na immerhin.

"Was die andere Partie angeht...er wird definitiv eine Strafe bekommen. Ein Nein nicht zu akzeptieren geht gar nicht. Davon abgesehen war die Feier nicht zugelassen, also kommen da schon zwei Sachen aufeinander." Prima, durfte ich jetzt meine Ruhe haben? "Das du stablose Magie beherrschst habe ich natürlich nicht gesagt. Das hätte nur unnötige Aufmerksam auf dich gezogen." Wie aufmerksam von ihm. Sollte ich daran denken, würde ich mich gewiss bei ihm dafür erkenntlich zeigen...nicht. "Ich dachte bis jetzt ich sei der Erste in meinem Alter, der in der Lage ist, stablose Magie anzuwenden. Du hast mich gestern wirklich überrascht."

Seufzend hielt ich mir den Kopf. Morgana, gab es einen Zauber gegen die Plapper-Krankheit? Vielleicht sollte mein nächstes Projekt ja die Erfindung dieses sein. "Schön, du kannst es, ich kann es. Wäre das ja geklärt. Sonst noch etwas?" Erneut warf er mir einen komischen Blick zu. Das machte er immer, wenn er nicht sehen konnte, was in meinem Kopf vorging. Eigentlich ein ganz angenehmer Ausblick. Jetzt wo wir so nah beieinander standen, konnte ich seinen Geruch umso deutlicher wahrnehmen. Albus roch gut, das konnte ich nicht leugnen. Im Gegensatz zu anderen Alpha ließ er seine Pheromone nicht heraushängen, aber ganz verstecken konnte er sie nicht.

Verlegen drehte ich den Kopf zur Seite. Sein Geruch war angenehm und nicht erdrückend wie der von anderen Alphas oder Omegas. Irgendwie machte er mir nichts aus und das piepte mich ganz gewaltig an. Etwas das man hasste war leichter zu meiden als etwas, das angenehm und gut roch. Würde das so weiter gehen, dann hätte der Trank keine Chance sich gegen meine verdammte Natur zu stellen. Ich wollte diesen Fluch nicht Mal als meine Natur akzeptieren. Das würde heißen, ich identifiziere mich damit und das tat ich nicht. "Gellert, ich würde mich wirklich freuen, wenn wir mehr Zeit miteinander verbringen könnten. Du bist interessant und ich genieße es in deiner Nähe wirklich sehr."

Seine Worte holten mich aus meinen Gedanken zurück. Missmutig stellte ich fest, dass seine Worte ein angenehmes Gefühl in mir auslösten. Verdammt, das musste sich echt ändern! "Gut zu wissen." Noch immer lagen seine Augen auf mir. Für einen Moment schien es, als hätten sie einen besorgten Ausdruck. "Ich nerve dich dann nicht weiter. Wir sehen uns." Albus drehte sich schon um, als ich etwas tat für das ich mich am liebsten selbst ohrfeigen würde. Schnell zauberte ich ein paar warme Waffeln aus der Luft, welche auf einer Serviette lagen. "Albus, nimm das hier mit."

Seine Augen weiteten sich überrascht, als er den kleinen Haufen Waffeln sah, welcher vor ihm schwebte. "Ist das..." "Du siehst aus als ob du jeden Moment verhungerst. Ich will nicht noch einen von euch in den Krankenflügel bringen."
Damit drehte ich mich um und setzte meinen Weg fort. Was bei Nettesheim war nur falsch mit mir?!
Da ich bereits gegangen war sah ich nicht, wie sich ein ehrliches Lächeln auf Albus Lippen legte, als ich außer Reichweite war.

The Vision of One A Faite of Two. Where stories live. Discover now