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In den kommenden Tagen lernten Albus und ich uns etwas besser kennen. Schnell stellte sich heraus, dass er in der Tat nicht so brav war, wie viele es vermuteten. Er hasste unnütze Gespräche genauso sehr wie ich und würde am liebsten seine Zeit in der Bibliothek verbringen, um neue Zauber zu erlernen und auszuprobieren. Zu Zaubertränken hatte er sich genau wie ich eigene Notizen gemacht, um ein besseres Endergebnis zu erzielen, oder Nebenwirkungen zu optimieren. Ich musste zugeben, dass die Stunden mit ihm etwas weniger nervig waren, als die ohne ihn.

Immer wenn er mit anderen interagierte, hatte ich die Möglichkeit, ihn zu beobachten. Albus trug rund um die Uhr eine Maske die aus Freundlichkeit und Verständnis bestand. Wenn er sich unwohl fühlte, zog er seine Augenbrauen für ein paar Millimeter zusammen. War er überrascht, hoben sie sich minimal an. Wenn er neugierig war, funkelten seine Augen und er öffnete seine Lippen einen kleinen Spalt weit. Er lächelte oft um seine wahren Gefühle zu verbergen. Oftmals waren seine Worte Klingen, die in Honig gepackt wurden und mit einem süßen Lächeln verziert waren, nur das niemand sonst es mitbekam.

Er hatte einen jüngeren Bruder, Aberforth, der das selbe Haus besuchte wie er, aber nicht Mal halb so intelligent war wie Albus. Eigentlich war sein Bruder überhaupt nicht besonders. Vermutlich strahlte Albus daher nur umso mehr. Seinen Bruder konnte ich nicht ausstehen, aber wirklich viel Kontakt hatten wir bis jetzt nicht und darum war ich froh. Ich war nicht scharf drauf, ihn näher kennenzulernen. Das würde heißen, ich müsste Zeit mit ihm verbringen.
Aus einem Gespräch habe ich erfahren, dass er ein Beta war. Betas waren zu Omegas vergleichsweise selten.

Ich war gerade fertig mit essen und hatte die Große Halle verlassen, als ein Kichern meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Wenige Schritte weiter sah ich den Ursprung alles Übels. In eine Nische gedrückt standen Karkaroff und ein Mädchen. Sie standen so nah beisammen, dass man sie beinahe als eine Person verwechseln könnte und schoben sich gegenseitig die Zunge in den Hals. Mir wurde speiübel. Ein Grund dafür war Karkaroff, ich meine, wie konnte man nur so verzweifelt sein? Der andere Grund war die ganze Situation. Es ekelte mich an.

"Man sieht sich im Gemeinschaftsraum, Igor-Schätzchen", säuselte in dem liebevollsten Ton den ich aufbringen konnte. Innerlich musste ich mein Abendessen runterschlucken, aber die entsetzten Gesichter waren es mir wert. Das Mädchen wurde kreidebleich und Igor's Farbe wechselte von Weiß zu Grün. Den Wechsel nahm ich auf meine Kappe. Schuldig im Sinne der Anklage.
Mit einem breiten Grinsen setzte ich meinen Weg fort. Diesen Blick würde ich mir in Gedanken einrahmen und niemals vergessen.

Leider blieb dies nicht die einzige Unterbrechung auf dem Weg zu meinem heiß ersehnten Bett. Ein Junge aus Slytherin eilte auf mich zu. Er war einer dieser Leute, die ihre Pheromone gern allen in ihrer Umgebung präsentierten. "Gellert, warte Mal!" Außer Atem kam er bei mir an. Hat er echt geglaubt, ich würde wegen einem jappsenden Alpha warten? Sollte er doch zusehen, wie er zu mir aufschließen konnte. "Hast du heute Abend schon was vor?" Warum gefiel mir die Richtung nicht, in die das Gespräch ganz offensichtlich ging?

"Ich lese." Lachend legte er seine Hand auf meine Schulter. Automatisch versteifte sich mein Körper. "Ach komm, das machst du jeden Abend. Willst du nicht endlich etwas Spaß haben, immerhin hast du dich hier eingelebt? Ich bin total neidisch, viele Omega fragen nach dir, weißt du? Einige davon sind wirklich hübsch." Wie ekelhaft konnte man sein... Angeekelt schob ich seine Hand von meiner Schulter, doch kaum war ich sie los, legte er sie wieder an die selbe Stelle zurück. Allmählich riss mir der Geduldsfaden. "Nein danke. Sowas interessiert mich nicht."

"Hey, das ist DIE Gelegenheit endlich etwas anderes als deine komischen Bücher zu sehen. Vielleicht hilft es dir, nicht immer so ernst zu gucken." War er taub oder einfach nur blöd? "Lass mich los." Mein Widerstand wurde einfach ignoriert. "Weißt du, wenn du kein Interesse an einem Omega hast, kannst du dir sicher auch ein Beta oder Alpha aussuchen. Bei deinem Aussehen stört das sicherlich keinen, immerhin ist es nur Just for Fun." Während er sprach, krabbelten seine ekelhaften Finger meinen Arm hinunter und griffen nach meiner Hand. In diesem Moment legte sich in mir ein Schalter um.

"Hast du es immer noch nicht verstanden?! FASS MICH NICHT AN!" Im nächsten Moment ging alles ganz schnell. Mit einem Knall wurde dieses widerliche Stück Dreck in die nächst beste Wand geschleudert. Langsam realisierte ich, dass ich meine Hand noch immer ausgestreckt und auf die entsprechende Wand gezielt hielt. Mein Körper bebte uns mir wurde schlecht. Die Stellen an welchen er mich berührt hatten, fühlten sich so unglaublich dreckig an, dass ich mich am liebsten auf der Stelle duschen wollte.

Bewusstlos rutschte das Schwein die Wand nach unten und blieb dort sitzen. Scheiße, ich hatte ihn versehentlich verletzt, dabei war es nicht meine Absicht. Zumindest nicht wirklich...als er mich angefasst hatte, sind mir einfach die Sicherungen durchgebrannt.
"Was zum..." Erschrocken fuhr ich herum. Hinter mir stand Albus. Mit weit aufgerissenen Augen sah er zu diesem bewusstlosen Häufchen Elend am Boden. Mir war klar, wie die Situation aussah. Tatsächlich flogen seine Augen kurz zu meiner Hand, doch er konnte keinen Zauberstab entdecken.

"Er muss in den Krankenflügel", hauchte Albus. Bemerkenswert wie schnell er die Situation überblicken und entsprechen reagieren konnte. Albus war bereits zu dem anderen Jungen getreten, als seine Augen sich fragend in meine bohrten. "Vergiss es. Den fass' ich nicht an." Wie es für ihn typisch war, hob er kaum merklich seine Augenbrauen an. "Gut, dann warte bitte wenigstens hier während ich im Krankenflügel Bescheid gebe, oder möchtest du das übernehmen?" Mir war alles lieb, was mich von diesem Typen entfernte.

Ohne ihn zu antworten, lief ich die Treppen nach unten und eilte durch die Gänge.
Kaum zu glauben das ich dem auch noch helfen musste, nachdem er mich angefasst hatte. Am liebsten würde ich mich anderweitig rächen, aber die Kopfschmerzen die auf ihn zukommen, genügten mir für's erste.

The Vision of One A Faite of Two. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt