Hitze und Blut

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Die Luft flimmert über dem sonnengebackene Boden. Ich laufe Barfuß. Schließlich sind Schuhe  für Sklaven verboten. Meine Füße sind dreckig und staubig. So wie der Rest von mir. Das letzte Mal als ich Wasser gesehen habe, war es zum Trinken. Hier braucht man jeden Schluck Wasser, den man kriegen kann. Meine einfache Leinenkleidung ist Schweißgetränkt. Mir ist heiß und kalt zu gleich. Vor und hinter mir laufen weitere Sklaven. Männer und Frauen jeden Alters, sogar Kinder sind darunter. Jeder von uns hier ist wie ich. Viele haben Narben am ganzen Körper. Man sieht sie. Jeder hier ist verwundet. Eitrige, blutige Wunden, die sich nicht schließen wollen. Das alles ist alltag. Von hinten kommt ein Peitschenschlag. Knalled hallt er von den Steinen wieder. Wir sind dem Aufseher nicht schnell genung. Gleich sind wir am Arbeitsplatz angekommen. Wir müssen aus dem Kalkstein Gräber ausschlagen für die Noblen. Unsere Skelte werden nie in diesen Steinen ruhen. Unsere Leichen werden weit außerhalb der Stadt verbrandt, damit niemad den Geruch riechen muss, noch unseren Körper je zu Gesicht bekommen muss. Die Reste, die übrig bleiben, werden an Ort und Stelle gelassen, damit die Ratten und anderes Ungeziefer sie sich hohlen können. Das hier ist das schlimmste Urteil, das man bekomme kann. Wäre ich doch bloß in eines der Koloseen gebracht worden. Ich würde nicht so viel leiden wie hier. Da wir nicht bewaffnet sind, geht der Kampf immer tödlich für uns aus. Immer noch schrecklich, aber besser als hier an mangelnder Nahrung und Wasser, Krankheiten und Erschöpfung zu sterben. Im Kampf sterben zu dürfen ist ein Privileg für die wenigsten von uns. Die Meisten müssen schwer Arbeiten. Auf Baustellen oder wie ich hier.  Ich mach mich an die Arbeit eine weitere Kuhle für einen toten Auszuhacken. Da wir mit dem Rücken zum Weg stehen und ständig das laute Klacken der Spitzhacke höhren, höhren wir nicht, wenn der Aufseher kommt. Das wird den meisten zum Verhängnis. Ihr könnetet jetzt denken, dass Selbstmord nicht auch eine Option ist. Aber nein. Es geht nicht. Zu viele Aufseher. Sie würden uns eher stoppen bevor wir uns etwas Schlimmes anrichten könnten, was sie nicht getan haben. Zum Suizid verhelfen dürfen wir auch nicht, auch wenn jemand neben uns seine letzten Atemzüge macht, dürfen wir ihm nicht den Gnadenstoß verpassen. Tut jedoch einer eine dieser Sachen, muss derjenige länger Arbeiten, bekommt weniger zu Trinken und gar keine Nahrung. Erwischt es denjenigen besonders schlimm, wird man ausgepeitscht. Es führt am Ende sowieso alles zum Tod. Es ist hoffnungslos für uns alle hier.

Da ist etwas im Hintergrund! Es sind die klirrenden Rüstungen der Aufseher. Sie kommen also jetzt in meine Richtung. Es ist schön spät und ich habe den ganzen Tag gearbeitet. Die Kuhle im Stein ist fast fertig. Ein Peitschenschlag erklingt und in der nächsten Sekunde spühre ich, wie mir Blut den Rücken herunter läuft. Der Aufseher schreit mich an, ich solle schneller arbeiten. Aber ich kann nicht mehr. Mir tut alles weh. Meine Lunge brennt. Meine Augen sind müde von der grellen Sonne. Ich habe zu wenig Flüssigkeit im Körper. Die Luft surrt bevor ein weiter Schlag kommt, da ich nicht reagiere, folgt ein nächster und noch einer. Mein Rücken brennt und mein Blut tropft auf den Sand unter mir. Mir wird schwarz vor Augen. Das ist die Erlösung, auf die ich schon so lange gewartet habe. Bevor mir entgültig das Licht schwindet, kracke ich mit dem Kopf auf den Stein vor mir. Dann bin ich tot. Erlöst von der Qualen der Sklaverei.

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