Kein Blick fällt zurück II

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Apio holte tief Luft. Nun, da Hua Li ihm anvertraut hatte, dass er ein Spieler war, wollte er auch sein Geheimnis nicht mehr länger bewahren. Obwohl sie sich erst vor wenigen Tagen getroffen hatten, hatte er das Gefühl, sie würden sich schon ewig kennen. Zugegeben, der Anfang war holprig gewesen, aber danach ... danach hatte Hua Li sich um ihn gekümmert, als er nicht ganz zurechnungsfähig – mit anderen Worten: betrunken – gewesen war, hatte ihm in Bai Tian geholfen und kniete nun nonchalant neben ihm, während er selbst nackt in der Badewanne saß.

Apios Wangen erhitzten sich. Nicht drüber nachdenken. Es ist alles ganz normal. Eine vollkommen normale Situation. Mach es jetzt nicht seltsam!

Er lenkte seine Gedanken wieder darauf, was er sagen wollte. Langsam wurde es Zeit, die Lügen aufzulösen. Apio hatte ihn ohnehin nie anlügen wollen.

„Ich glaube, ich sollte dir auch eine Sache beichten", begann er. Das Blut rauschte in seinen Ohren und seine Stimme zitterte. „Ich ..." Er holte ein weiteres Mal tief Luft. So schwer konnte es doch nicht sein. Nur vier kleine Wörtchen. Ein paar Silben. Ich bin Liu Shijia.

„Du musst mir nichts beichten", sagte Hua Li. „Ich habe dir nicht gesagt, dass ich aus einer anderen Welt stamme, damit du dich verpflichtet fühlst, mich in ein Geheimnis einzuweihen. Wenn du es mir nicht erzählen möchtest, dann musst du es nicht. Ich bin einfach froh, dass du bei mir bist."

Seine Mundwinkel hoben sich. Er streckte die Hand aus und strich mit den Fingerspitzen an Apios Wange entlang. Ganz langsam, als wollte er das Gefühl der warmen Haut so lange wie möglich auskosten.

„Und wenn es etwas wirklich Wichtiges ist?", fragte Apio. Seine Hand verkrampfte sich an dem Rand der Wanne. Er brachte alle Selbstkontrolle auf, um sich nicht zu Hua Li zu lehnen.

„Dann freue ich mich auf den Tag, an dem du es mir sagen möchtest."

In Apios Brust stieg eine angenehme Wärme auf, breitete sich bis in seine Wangen aus. Der Schein der Kerzen spiegelte sich in Hua Lis düsteren Augen. Apio wich dem Blick aus.

Er öffnete die Lippen, setzte an, etwas zu sagen ... und wurde von einem Knall im Nebenzimmer unterbrochen.

Apio fuhr zusammen und Hua Li sprang auf die Beine.

„Hua-jun!", ertönte eine Stimme, die Apio entfernt bekannt vorkam.

Hua Lis Blick verdunkelte sich. „Xiong Mao", erklärte er, ehe er das Bad verließ und die Tür hinter sich schloss.

Xiong Mao? Was will er hier?

Apio stieg aus der Wanne, hüllte sich in seine Unterrobe und folgte dann Hua Li. An der Tür war ein Symbol gezeichnet, das dafür sorgte, dass jemand, der durch die Tür trat, an seinen gewünschten Zielort gelangte. Schnellreise könnte man es nennen.

Hua Li stand mit verschränkten Armen vor Xiong Mao und blickte auf ihn hinab, während der Junge wild mit den Armen fuchtelte und offenbar etwas zu erklären versuchte.

Er brach ab, als sein Blick auf Apio fiel, und er sah zurück zu Hua Li. „Störe ich?"

„Ja", antwortete Hua Li kühl. „Aber jetzt erzähl, weswegen du hier bist, damit ich mich wieder um Wichtigeres kümmern kann."

„Ja", sagte Xiong Mao. „Ja, natürlich." Er räusperte sich, aber anstatt zu erklären, linste er noch einmal zu Apio und fragte: „Haltet Ihr es für ratsam, ihn zuhören zu lassen?"

Hua Li antwortete nicht und warf Xiong Mao nur einen Blick zu, der deutlicher war, als es Worte je sein könnten.

„Natürlich, natürlich", sagte der Junge schnell. „Nachdem Ihr ... Nach dem Vorfall mit Jun Renyi haben sich einige Aufständische zusammengeschlossen und entschieden, gegen Eure Herrschaft in Jiaoji zu rebellieren. Und sie haben Unterstützung aus unter anderem Heiguang bekommen und drohen gerade die Stadt und Euren Palast zu überrennen."

If the Rabbit dies, the Fox grievesDonde viven las historias. Descúbrelo ahora