Sind nicht mehr, was wir mal war'n

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"If you had my love
And I gave you all my trust
Would you comfort me?
And if somehow you knew
that your love would be untrue
would you lie to me?"

Ich schwanke ein wenig zu Drakes Stimme, während ich mich um die Zahlen kümmere. Luke hat die Anlage bereits ein wenig runtergedreht, um den beiden letzten Frauen im Café unterschwellig zu signalisieren, dass wir eigentlich schon längst geschlossen haben. Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachte ich die beiden aus dem Augenwinkel, wie sie sich, leicht peinlich berührt, umblicken und schnell ihre Jacken überziehen. Mit schnellen Schritten sind sie dabei das Café zu verlassen, doch bevor sie endgültig aus der Tür sind, wünsche ich ihnen noch ein schönes Wochenende. Etwas überrascht von meinem Zuruf, drehen sie sich kurz zu mir um und wünschen mir gleiches. 

Ich blicke ihnen noch einen Moment hinterher und genieße den Fakt, dass es so spät Abends immer noch wohlig hell ist. Ich liebe und bevorzuge diese Jahreszeit so sehr. Der Winter fühlte sich unerträglich an. Nicht nur aufgrund der Jahreszeit, sondern auch wegen all der Ereignisse. Als hätte jemand einen endlosen Schwarzweißfilm eingelegt. 

Ich lege die Stirn in Falten und versuche die hochkochenden schlechten Erinnerungen zu verdrängen. Unter dem Tresen vibriert es kurz und ich werfe einen Blick auf mein leuchtendes Display. Eine Nachricht von Vincent, auf die ich bereits gewartet habe. 

V: „Mach mich jetzt auf den Weg."

Ich nicke kaum merklich und widme mich wieder den Büchern. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich mich darum kümmere.", holt mich mein Chef aus den Gedanken. Mein Blick weiterhin konzentriert nach unten gerichtet, winke ich ihn ab. „Ich muss eh noch warten bis Vincent mich abholt.", erkläre ich ihm. „Und ohne Beschäftigung kannst du nicht.", stellt er wieder einmal fest und geht an mir vorbei in die Küche, aus der noch einige Geräusche kommen. „Vielleicht kann ich hier ja noch helfen.", raunt er mehr sich selbst zu. Schon in der Tür wird er von Aron abgefangen. „Ich bin eigentlich so weit fertig.", gibt er gleichgültig von sich und stellt eine Kiste in die Ecke. Luke schaut irritiert zwischen uns her. „Was?", fragt Aron. „Nichts.", antwortet er erst mit einem Schulterzucken und will sich von uns beiden abwenden, doch dann. „Hab ich so lange im Büro gebraucht?", fragt er ehrlich neugierig. Aron und ich pressen die Lippen aufeinander, als würden wir lieber keinen Kommentar dazu abgeben wollen. „Na ja.", fängt er schließlich an und Luke seufzt laut. „Der Bürokram ist eben nicht ganz deins.", merkt er an und versucht sich ein Schmunzeln zu verkneifen. Ich tue es ihm gleich und während ich mich um den Abschluss kümmere, höre ich Onkel und Neffe dabei zu, wie sie sich im Hintergrund necken.

Ein letztes Mal lasse ich den Blick durch den Innenraum des Cafés schweifen, um sicher zu sein, dass alles sauber und in Ordnung ist. „Soll ich dir noch helfen?", fragt mich Aron und ich drehe mich mit schüttelndem Kopf zu ihm um. „Nein, bin schon fertig." Ich sammle mir alles zusammen und gehe mit den Sachen nach hinten ins Büro. Aron folgt mir schleichend, was mich kurz stutzen lässt. Ich spüre, dass er etwas von mir will. „Wann holt dich Vincent ab?", hakt er nach und ich weiß sofort, um was es geht. Während ich ein paar Kleinigkeiten auf dem Schreibtisch von Luke sortiere, lächle ich in mich hinein. „Er ist unterwegs und müsste rein theoretisch jeden Moment hier sein.", antworte ich und hoffe, er fragt von sich aus. Doch er steht nur nickend im Türrahmen und sieht mich an. „Wie gesagt, du kannst gerne mitkommen heute Abend.", schlage ich ihm erneut vor. „Wenn das kein Problem für euch und die anderen ist.", zuckt er unbeteiligt mit den Schultern, was nur seine Unsicherheit verbergen soll. „Nein, die freuen sich.", entgegne ich und überhöre den darauf folgenden sarkastischen Kommentar. 

„Hey.", begrüßt mich Vincent, als wir wieder nach vorne gehen und gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Ich hol nur schnell meine Sachen." Schon auf dem Weg fällt mir wieder ein, worüber wir eben noch geredet haben. „Ach so, Aron würde doch noch mitkommen.", rufe ich ihm zu und er strahlt freudig. „Was habt ihr nochmal vor?", fragt dieser. „Wir wollten erst in einer Bar bisschen vorglühen und dann in den Club.", erklärt ihm Vincent.

Message (Felix Lobrecht FF)Where stories live. Discover now