Wo ist Jamal?

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15.11.2022 | Sultan-Qabus-Sportzentrum | Maskat, Oman


„Irgendjemand fehlt." Kritisch ließ der Nationaltrainer seinen Blick über seine Mannschaft schweifen, bis er schließlich merkte, welcher seiner Schützlinge nicht anwesend war. „Wo ist Jamal?"

Leises Murmeln ging durch die Reihen, da scheinbar keiner wusste, wo sich der 19-Jährige aufhielt, bis sich Leroy Sané, welcher sich das Zimmer mit diesem teilte, zu Wort meldete: „Dem geht's nicht so gut, deshalb ist er auf dem Zimmer geblieben."

„Nicht im Ernst jetzt", kam es entsetzt von Hansi, während er sich die noch auf seinem Kopf verbliebenen Haare raufte. „Ich sagte doch ausdrücklich, ihr sollt nicht krank werden." „Keine Panik, er ist nicht krank, er kann bloß nicht richtig laufen, aber das sollte heute Nachmittag oder spätestens morgen wieder gehen", versuchte der Münchner Flügelspieler, den Trainer etwas zu beruhigen, wodurch er jedoch einige verwirrte Blicke erntete.

Während er von Eintracht-Torhüter Kevin Trapp leise ein „Will ich wissen, was du angestellt hast" zugeflüstert bekam, war die Situation für einen gewissen Thomas Müller gefundenes Fressen. Der Bayer hatte es sich nämlich schon bei der letzten Weltmeisterschaft vor vier Jahren zum Ziel gesetzt, endlich welche seiner Kollegen zu verkuppeln.

Dass zwischen Leroy und Jamal offenbar bereits etwas lief, fand er nun umso besser, denn bevor er 2018 überhaupt mit seinen Verkupplungsversuchen hatte anfangen können, war die deutsche Mannschaft auch schon wieder im Flieger zurück in die Heimat gesessen. Er hatte alles bereits geplant, hatte sich auch schon seine ersten „Opfer" ausgesucht, denn Leon und Julian hatten damals so verknallt ineinander gewirkt, dass sie perfekt dafür gewesen wären. Später zu erfahren, dass die beiden Ex-Schalker dort schon vor Jahren zusammengekommen waren, hatte ihm wenigstens etwas Erfolg signalisiert, denn immerhin hatte er erkannt, dass etwas zwischen ihnen war.

Bei der nachfolgenden Europameisterschaft wäre er ebenfalls kurz davor gewesen, zwei seiner Mitspieler zusammenzubringen oder hatte zumindest darüber nachgedacht. Aus gesunder Entfernung – München und Leverkusen waren nun mal aus geographischen Gründen nicht sehr nah beieinander – hatte er beobachtet, dass ein bestimmter Leverkusener, welcher kurze Zeit später auch noch zu Chelsea gegangen war, seinen nun in Dortmund spielenden, ehemaligen Vereinskollegen schmerzlich vermisst hatte. In anderen Worten: Kai Havertz und Julian Brandt würden auch in Thomas' Augen das perfekte Paar abgeben. Dummerweise war letzterer dann gar nicht im Kader für die EM gewesen und so hatte er alle seine Pläne über Bord werfen können.

Dieses Jahr sah das jedoch anders aus. Julian war dabei, genau wie Kai. Thomas sah nun wirklich seine Chance gekommen und „Operation Bravertz", wie er das Ganze liebevoll nannte, konnte endlich in Aktion treten.

Während das Training nun also ohne einen gewissen Münchner Mittelfeldspieler begann und den Jungs aufgetragen wurde, sich erstmal warmzulaufen, begann Thomas locker hinter Kai und Julian herzujoggen. Eigentlich war es ja nicht wirklich nett, Leute zu belauschen und das wusste auch ein Thomas Müller, doch in diesem Fall konnte man doch sicher eine Ausnahme machen.

Die Blicke, die die beiden austauschten, waren für Thomas unmissverständlich. Da war etwas zwischen Kai und Julian und er würde herausfinden, was es war. Auf gar keinen Fall wollte er, dass Operation Bravertz am Ende nur für Ablage P – den Papierkorb auf seinem Hotelzimmer – bestimmt sein würde.


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Mir fällt grade auf ich sollte mal meine Upload Zeiten in den Griff bekommen und das nicht immer mitten in der Nacht machen...

Madness, Love and Football - Qatar 2022Where stories live. Discover now