Kapitel 2

25 2 1
                                    

Am nächsten Tag in der Mittagspause sprach Brandon Detlef auf seinen Plan an. Dieser zog nur eine Augenbraue hoch, da er dieses Talent auch besaß, und sagte: „Das schaffst du diese Woche aber nicht mehr. Wir haben heute Freitag!" „Ich weiß.", erwiderte der Badboy nur und fuhr sich durch die Haare, „Ich weiß ja nicht mal alle denen ich wehgetan habe." „Echt jetzt?", fragte der Rothaarige. „Jetzt behandle mich nicht so als wäre ich dumm wie Brot.", sagte der Braunhaarige verzweifelt. „Sorry.", lächelte der etwas größere Junge beruhigend und setzte sich unter einen der wenigen Bäume auf dem Schulhof. „Warum kommst du eigentlich zu mir?", wollte der Nerd wissen, auch wenn er sich schon denken konnte warum der Badboy ausgerechnet zu ihm kam. „Naja, ich brauch Hilfe und du ziehst es hoffentlich in Erwägung mir zu helfen. Bei Jason, Andersen, Elias, Johannes und all den anderen würde ich nur Lacher bekommen und würde dann alleine dastehen.", antwortete Brandon und kratzte sich am Hinterkopf. Ein Seufzen von Detlef folgte der Situation und er nickte: „Ich helfe dir." „Wirklich? Du bist der Beste!", strahlte der Braunhaarige, „Könntest du vielleicht eine Liste machen mit Leuten bei denen ich mich entschuldigen muss? Du weißt bestimmt mehr als ich." „Kann ich machen, aber-", meinte der Nerd, doch wurde er einfach unterbrochen: „Perfekt, danke. Ich geh dann mal Schule schwänzen. Bis Montag!" Und schon war Brandon verschwunden und ließ einen verdutzten und leicht gekränkten Detlef zurück.

Lysander, der auf einem der unbequemen Betonklötze, welche als Bank dienen sollten, saß, so tat als würde er ein Buch lesen und alles mitbekommen hatte, sprang auf und lief Brandon hinterher. So hatten die Beiden immerhin nicht gewettet. Kurz nach dem Haupteingang der Schule holte der Blonde den Badboy ein und rief: „Brandon!" Angesprochener drehte sich auch sogleich um, als er seinen Namen hörte und starrte verwirrt auf seinen ehemaligen besten Freund, der keuchend vor ihm zum stehen kam. „Was ist denn mit dir los? Du redest mit mir freiwillig?", fragte der verblüffte Badboy. „Reden jetzt nicht unbedingt, dir nur in den Arsch treten, dass du wieder zurück gehst und deinem Freund da hilfst!", antwortete Lysander und stützte sich auf seinen Knien auf. Wirklich sportlich war er nämlich nicht. „Was?", gab Brandon als geistreiche Antwort von sich. „Du...", fing der Blonde noch einmal langsam an, „Du! Du gehst jetzt sofort zu deinem Freund zurück den du um Hilfe gebeten hast und hilfst ihm! Dieser Typ-" „Detlef." „Meinetwegen so. Detlef kennt dein Leben bestimmt nicht so gut, dass er alleine alle Personen kennt die du verletzt hast. Nebenbei angemerkt, steht er selbst jetzt wahrscheinlich ganz oben auf der Liste! Also krieg deinen Arsch in Bewegung und erfülle gefälligst wenigstens zu einem kleinen Teil meine Bedingung selbst!" Nachdem Lysander fertig mit seiner Standpauke war, packte er den immer noch verdutzten Brandon am Handgelenk und zog ihn zurück in die Schule und zum Schulhof. Dort angekommen zeigte er mit seinem Zeigefinger auf Detlef und sah den Größeren mit einem Blick an der keine Wiederrede zuließ. „Ich geh ja schon.", murrte dieser und lief zu eben jenem Platz zurück, wo er vor ein paar Minuten noch stand.

Der Rothaarige sah auf, als ein Schatten auf ihn viel. „Brandon? Was machst du denn noch hier? Wolltest du nicht schwänzen?", fragte er nach. „Ehm.. ja.", seufzt Brandon und setzt sich zu Detlef auf den Boden, „Ich.. ich sollte mich wohl entschuldigen. Mein Abgang eben, ging gar nicht. Ich mein, du hilfst mir und ich? Ich schiebe direkt die ganze Arbeit auf dich. Sorry. Wirklich." Detlef starrte den Badboy überrumpelt an, nicht glauben könnend was er gerade gehört hatte. Als er es schließlich vollends verstanden hatte, schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Wenn das so ist.", lächelte er und nahm den Block, der in seinem Schoß lag, wieder in die Hand, „Haben wir eine Entschuldigung schon abgehakt." Damit strich der Rothaarige mehrmals schnell über eine Stelle auf dem Block und sah dann wieder zu seinem Gegenüber. „Da bin ich aber froh.", lächelte Brandon und nahm sich den Block, um die Namen schon einmal zu überfliegen. An viele erinnerte er sich, aber da tauchten auch Namen auf die er noch nie gehört geschweigenden ausgesprochen hatte. „Wer ist dieser Lo- Logan?", fragte er deshalb nach. „Logen, nicht Logan.", wurde er erst einmal in der Aussprache berichtigt, „Nach der Situation von vor zwei Jahren mit Lysander hat er die Schule gewechselt, weil er auch-" „Auf Jungs steht.", beendete Brandon den Satz, „Ich verstehe." Sein Blick glitt wieder über die Namen und zählte einmal alle die er nicht kannte. „Geh ich recht in der Annahme, dass nachdem ich das vor zwei Jahren abgezogen habe, ganze sieben Personen die Schule verlassen haben?", fragte er nach und erhielt ein Nicken. „Oh Fuck.", brachte Brandon nur hervor, „Wie soll ich die Sieben den kontaktieren?" „Wozu gibt es Instagram?", fragte Detlef zurück. „Denkst du, alle haben Insta?" „Du kannst es nur probieren über das Wochenende." „Hast Recht." „Halt dir nur den Sonntag frei?", brachte Detlef an und nahm seinen Block zurück. „Warum?", fragte der Badboy verwirrt. „Am Sonntag ist Nerd-Treffen. Die perfekte Gelegenheit, um sich bei allen zu entschuldigen die du und deine ach so tollen Badboy ‚Freunde' für Hausaufgaben ausgenutzt haben.", erklärte der Rothaarige und lehnte sich zurück an den Stamm des Baumes über ihnen. „Du- du weißt-?", stotterte Brandon und sah seinen Gegenüber überrascht an. „Natürlich weiß ich es!", antwortete Detlef, „Ich werde ja nicht umsonst Nerd genannt. Aber.. aber ich wusste worauf ich mich einlasse. Ich selbst bin auch in der Nerdgruppe und werde bei jedem neuen Treffen gefragt, warum ich mich noch mit dir abgebe und weißt du warum ich das tue? Ich weiß auch, dass du nie über mich herziehst. Du hast auch nicht über die Anderen hergezogen, allerdings trotzdem auch ausgenutzt. Aber wie es scheint willst du dich ändern, deshalb helfe ich dir. Und vielleicht vergeben dir Chris, Sander, Janin und Hans." Ein unangenehmes Gefühl hatte sich während Detlefs Ansprache in Brandon ausgebreitet. Er kam sich schlecht vor. Er wollte nicht schlecht sein. „Detlef, ich... es tut mir leid. Du hast Recht. Schon wieder. Wie immer.", lächelte der Badboy vorsichtig über seine Unsicherheit hinweg, „Wann ist dieses Treffen?" „Sonntag, 14 Uhr. Ich schick dir später die Adresse, aber jetzt.. jetzt geht es für mich erst einmal zum Ethikunterricht.", erklärte der Nerd und stand auf. Gerade wollte er an Brandon vorbeigehen, als er noch einmal stehen blieb und Luft holte. Doch kein Ton kam über seine Lippen. Stattdessen lächelte er nur noch ein weiteres Mal und begab sich dann in das Schulgebäude. Brandon sah dem Rothaarigen hinterher und schwelgte kurz in dem Gedanken auch zum Unterricht zu gehen, doch stand eine viel wichtigere Sache bevor. Die Recherche nach den sieben Personen, die wegen ihm die Schule verlassen hatten. Und die richtigen Entschuldigungen musste er auch noch formulieren. Das würde ein großes Stück Arbeit werden. Entschlossen stand der Braunhaarige auf und machte sich auf den Weg zu seinem Zuhause.

Ein JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt