𝐒𝐜𝐚𝐫𝐥𝐞𝐭 𝐏𝐨𝐭𝐭𝐞𝐫 | ᴮˡᵃᶜᵏ ᴮʳᵒᵗʰᵉʳˢ

13

Die Tage im Schloss, in denen Scarlet nichts anderes zu tun schien als lernen, schlafen, essen und zum Unterricht gehen, wurden zu Wochen des gleichbleibenden Rhytmusses. Die Blätter an den Bäumen des verbotenen Waldes und der peitschenden Weide färbten sich in der Farbe der untergehenden Herbstsonne und kühle Winde pfiffen Tag und Nacht ums Schloss, wenn auch der Regen meist ausblieb.

Ohne, dass Scarlet es bemerkt hätte, war es plötzlich Freitag, der letzte Schultag vor den Ferien. Kaum jemand konnte sich im Unterricht konzentrieren, und als die Glocken endlich zum Unterrichtsende läuteten, sprangen alle so schnell sie konnten auf und verließen das Klassenzimmer. Scarlet eilte mit Ena, Elizabeth, Mary und Sophie hoch zum Gryffindorturm, wo sie den Beginn der Ferien mit einer Menge Schokolade und Koboltstein feierten.

Am Wochenende begann die Halloweenstimmung erst so richtig. Irgendjemand (Scarlet hatte auch eine starke Ahnung, wer) hatte Fledermäuse in die große Halle geschmuggelt, die einigen Lärm veranstalteten. Erst wurde der Scherz als äußerst amüsant aufgefasst, bis die Fledermäuse begannen, Essen zu stehlen und ihren Darminhalt über den Köpfen der Schüler auszulehren. Als dann eines der flatterigen kleinen Dinger Feuer fing und von Professor Dumbledore gerettet werden musste, scheuchten Flitwick und McGonnagall die Tiere hinaus.

Überall wurden ausgehöhlte Kürbisse mit Sprechzaubern belegt, und selbst die Portraits verbreiteten gruselige Stimmung, indem sie immer mal wieder ein lautes Gackern von sich gaben. Natürlich waren besonders die Geister wieder mit von der Partie, allen voran Peeves, der sich von der Kopflosenjagd durch das gesamte Schloss hetzen ließ, begeistert kichernd.

Am Abend der Party waren alle in Grusel-Stimmung, auch Scarlet und ihre Zimmergenossinnen, die sich oben kichernd vorbereiteten. Als die fünf Mädchen die Treppe nach unten kamen, eröffnete sich ihnen ein gewaltiges Schauspiel.

Scheinbar das gesamte Haus Gryffindor hatte sich hier versammelt, und das in den verrücktesten Kostümen. Scarlet erblickte einen Horrorweihnachtsmann, der mit einem Dumbledore Butterbier auf Ex herunterkippte, einen kaputten Teddybären, eine ganze Herde Schafe und ein Rudel wackelig knapp einen halben Mater über dem Boden schwebender Geister, vermutlich Erstklässler, die gerade den Schwebezauber erlernt hatten. Scarlet selbst ging als Meerjungfrau- mehr oder weniger, denn statt eines Schwanzes trug sie einen langen, schillerden Rock.

Die Musik war laut und dröhnte in den Ohren, trotzdem hatte der rhythmische Beat etwas mitreißendes, weshalb Scarlet Mary am Arm packte und auf die Tanzfläche zog, die bereits mit kostümierten Gryffindors belagert war.

Zwar schien Mary, deren Outfit dem eines Scarlet unbekannten Manga Charakters entsprach, etwas widerwillig, bewegte sich aber schließlich stetig zur Musik. Vermutlich sahen die beiden wie herumhüpfende Orang-Utans aus, aber es konnte ja nicht jeder so eine angeborene Eleganz besitzen wie-

Scarlet stoppte sich und ärgerte sich zugleich über sich selbst. Einen Abend lang, nur einen Abend lang wollte sie nicht an ihn denken! Plötzlich fragte sie sich, an welchen der Black Brüder sie eigentlich gerade dachte. Jetzt war es schon so weit gekommen...

"Ich geh mal ein bisschen draussen Luft schnappen," rief sie Mary zu, die nur nickte, und bahnte sich mit einiger Mühe einen Weg durch die tanzenden Körper. Es war tatsächlich sehr stickig im Gemeinschaftsraum, als hätten die vielen singenden Münder allen Sauerstoff verbraucht, und wenn man nicht gerade neben dem Buffet stand, stank es stark nach Schweiß.

Nachdem sie sich von Marlene noch ein Glas Feuerwhiskey aufschwatzen hatte lassen, aus dem sechs geworden waren, schaffte sie es endlich, jetzt ziemlich angetrunlken, zum Portraitloch, und stolperte etwas tollpatschig hinaus. Ihre Füße kribbelten so komisch und ihre Ohren schienen mit Watte gefüllt zu sein, während ihre Kehle trotz der Drinks ausgetrocknet zu sein schien.