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Ein junger, dunkelhäutiger Mann schob sich ins Zimmer. Henry sah ihn nachdenklich an und der Fremde starrte zurück.

Er war eine merkwürdige Entscheidung. Seine goldenen Locken reichten ihm bis zur Schulter und wurden von einem weißen Haarband zurückgehalten, so wie bei Hoka und den beiden, die ihn hierher verfrachtet hatten. Er trug dieselbe Uniform, weiß, streng geschnitten, war also auch eine Wache.

Doch was dem alten Mann am meisten auffiel, waren die Augen: Groß, staunend, dunkelblau.

Er selbst machte anscheinend ebenfalls eine seltsame Figur, denn der Fremde scannte Henry von oben bis unten ab. Der 80-Jährige hat es sich länger nicht mehr gewaschen und saß zusammengekrümmt auf einem weißen Plastikstuhl, das einzige, was Ewmy ihm hier erlaubte.

Schließlich räusperte sich der Jungspund: „Sein du Henry, tun du nicht?" Er legte seinen Kopf schief, als ob ihm die Antwort dadurch gegeben würde.

„Ja, der bin ich", sagte der Senior.

Sein Besucher rührte sich nicht. Was wollte er hier? Löste er nun Ewmy ab, weil die nichts aus ihm herausbekommen hatte? Sein Magen grummelte, ihm war unwohl hierbei.

Die Wache kam auf ihn zu. Er suchte offenscheinlich nach Worten, versuchte, Henry in die Augen zu schauen.

„Glauben ich dir."

Wie? Was meinte er? Der alte Mann traute seinen halb funktionstüchtigen Ohren nicht.

„Haben hören Gespräche mit Oberstwache, die haben nicht glauben dir. Glauben und vertrauen ich aber dir, dass sein du Mensch."

Der alte Mann verarbeitete diese Worte. „Sie meinen, Sie glauben mir, dass ich keine Ahnung habe, was hier gerade vor sich geht?"

Der junge Bursche nickte energisch. Dann blinzelten seine Augen schelmisch, als ob er sich freuen würde, dass Henry ihn verstanden hatte. Er lehnte sich an die weißen Fliesen, um seinen Gesprächspartner auf dem Stuhl im Auge zu behalten. Dann begann er.

„Sein mein Name Krit, sein ich einfache Wache. Befinden du dich seit acht Tagen in den Käfigen, also Gefängnissen. Haben sein seit langer, langer Zeit der erste Mensch, der haben hierherfinden."

Tausende Gedanken schossen durch den Kopf des Greises. Diese umständliche Sprache war schwer zu verstehen, zum Glück sprach Krit vorsichtig und langsam. Er schien sich dieser Schwierigkeit der Verständigung bewusst zu sein, doch Henry war sich immer noch nicht über die Botschaft dieser Worte im Klaren.

Seit acht Tagen hier in diesem Zimmer, das konnte gut hinkommen. Aber was war das mit dem ersten Mensch? Er erkundigte sich sofort bei der Wache danach.

Der junge Mann erwiderte seinen Blick verwirrt. Dann betonte er sehr langsam: „Sein du Mensch, sein ich Sehle."

Henry starrte erschüttert zurück. Seelen? Keine Menschen? Wo war er hier bloß gelandet? War er schon tot?

Dem Blondgelockten war es sichtlich unangenehm, wie der 80-Jährige versuchte, irgendetwas zu erfassen. „Haben du hören noch nie von Sehlen und Menschen, tun du? Von Land des Ehle? Von der zweiten Welt?"

Henry konnte lediglich seinen Kopf schütteln. Das hier war bloß ein Albtraum, bloß ein Albtraum!

Und keine innere Stimme, die ihm erklärte, was wirklich Realität war, dass dieser Kauz vor ihm verrückt war. Nirgendwo der Rettungsring, der ihn hierrausbrachte.

„Sein Ehle, Ewiger, Heilige, Leuchtender, Einzige. Haben erschaffen er uns. Sehlen und Menschen. Wachen Sehlen über Menschen", der junge Mann, er redete weiter.

Was ich gesehen hätteKde žijí příběhy. Začni objevovat