Erato - Singe, wenn deine Finger auf deiner Harfe tanzen -

Kapitel 3

2010

Björn war heute besonders glücklich, als er das Auto fuhr, denn es war der Tag der berühmten Gala, die von der FDP veranstaltet wurde und eine Fortsetzung des Parteitags Ende letzten Jahres darstellte. Linda seufzte auf ihrem Beifahrersitz. Eigentlich mochte sie es nicht, von ihrem Mann begleitet zu werden, aber er ließ sich solche Gelegenheiten nie entgehen. Sie hatte ihn gebeten, zu Hause zu bleiben, aber nein, ihr Mann bestand darauf. Björn war kein Parteimitglied, aber er liebte es, seine Frau zu den FDP-Galas zu begleiten, weil er dort Leute kennenlernen, ein Netzwerk aufbauen und über Politik reden konnte. Auch die Beiträge ihres Mannes sind manchmal besonders peinlich... Ich erkläre es mir selbst.

Björn war kein Politiker, er war fast auf dem Niveau eines Menschen mit einer großen Stimme, der die ganze Zeit darüber schimpft, dass alle Politiker Lügner sind, aber wenn es ihm gefällt, ändert er seinen Charakter komplett, bis er fast ein bisschen wie ein Arschkriecher ist. Bei diesen Galas will er so tun, als sei er "ein Fisch im Wasser", als sei er der Mann, der sich auskennt, als sei er das große Maul unter den Politikern, die fast alle in maßgeschneiderte Londoner Anzüge gekleidet sind und Schweizer Uhren am Handgelenk tragen, von denen eine teurer als die andere ist. Während die anderen ihre Frauen wie Objekte präsentieren, hat er den lästigen Drang, es den anderen Männchen gleichzutun, um wie sie aufzusteigen. Manchmal umklammert er seine Frau an den Hüften, als wolle er seinen Besitz demonstrieren. Linda muss oft daran erinnern, dass sie die Politikerin ist und er nur ein Gast. Was ehrlich gesagt unangenehm war.

Sie erreichten den Treffpunkt. Björn achtet übertrieben darauf, sein Haar nach hinten zu streichen. Linda und Björn betreten die Gala und werden von den Gastgebern und Hostessen begrüßt, die Lindas Einladung annehmen.

Der Parteivorsitzende Guido Westerwelle hielt eine Begrüßungsrede an die Mitglieder. Die Rede des Außenministers des Kabinetts Merkel 2 war exaltiert, da er sich besonders über den Wahlerfolg bei der Bundestagswahl 2009 freute. Zwar seien die Ziele der 18% nicht erreicht worden, aber er habe etwas bekommen, das seine Erwartungen übertroffen habe. Merkel wurde erneut zur Kanzlerin gewählt, allerdings nicht ohne Verluste, aber mit ihren 34% wird sich die CDU nicht beschweren. Aufgrund des Koalitionsvertrags wird die CDU diesmal nicht mit Frank-Walter Steinmeiers SPD, sondern mit der FDP regieren. Guido begrüßt seinen Begleiter an seiner Seite, damit sie die Feierlichkeiten eröffnen können. Sie heben gemeinsam das Glas. Guido umarmt ihn unter den empörten Augen mehrerer FDP-Mitglieder. 

Linda klatschte nach der Rede des Präsidenten, als sie bemerkte, dass ihr Mann nicht neben ihr stand. Er schien Guido nicht zu beachten, aber er interessierte sich mehr für die Frau des Geschäftsmannes und das Topmodel, das zwei Reihen weiter saß... Zum Glück hatte er nicht hingesehen, denn sonst hätte er eine ziemlich abfällige Bemerkung über den Anführer gemacht, dem sie diente. Linda sah fasziniert zu, wie ihre Anführerin Hand in Hand mit ihrem Begleiter ging. Ehrlich gesagt war es in der Politik nicht alltäglich, seine Homosexualität so öffentlich zu zeigen ... Aber Guido scheint es als öffentliche Person gut zu gehen.

Sie hatte jedoch gehört, dass er einen kleinen Preis für seine Andersartigkeit bezahlt hatte, da sie irgendwo gelesen hatte, dass er aufgrund seiner sexuellen Orientierung keinen Militärdienst geleistet hätte. Die Liberale nahm ein Glas Champagner und führte es an den Mund. Sie bewunderte auch den Mut ihres Chefs, dass er es gewagt hatte, es zu zeigen, und beneidete ihn um die Beziehung, die er zu seinem Lebensgefährten unterhält. Wenn sie den Mut gehabt hätte, hätte sie es gekonnt ... Aber es war nicht der Mut, der ihr fehlte. Als sie die Augen schloss...

Hörte sie, wie sein Schrei in ihre Ohren drang, während ihr Vater sie ohrfeigte. Linda fiel zu Boden. Helene rannte weinend zu ihr. In dem Moment, als Helene sie in den Arm nehmen wollte, war es diesmal ihre Mutter, die sie daran hinderte. Die Tränen und der Schmerz ergreifen von Linda Besitz. An diesem Tag hatte ihre "Züchtigung" begonnen.