∆ Chaos

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Es ist viel zu verkraften.
Diese Nacht, dass mein Vater nicht mein richtiger Vater ist, dass meine Mama mich permanent belogen hat...

...Verzweiflung macht sich in mir breit. Wie soll mein verdammtes Leben weitergehen??
Wem kann ich überhaupt noch trauen? Bin ich nun ganz allein?
Was bedeutet es ein Werwolf zu sein? Ich will kein Fell und Klauen haben und unschuldige Menschen in Gefahr bringen! Tue ich das überhaupt?!
„Töte ich Menschen?", frage ich und blicke in seine Augen.

Ohne den Blick zu erwidern sagt er:„Schwierig zu sagen. Es gibt verschiedene Arten von Werwölfen. Eine Art ist spezialisiert auf Jagd von Vampiren, Andere befolgen den Trieben des Vollmonds. Es gibt aber auch Halbmondwölfe, die sich jeden Halbmond verwandeln, dabei bist du aber ausgeschlossen, da du kein Symbol am Hals trägst. Es gibt welche, die jemanden töten müssen um den Fluch auszulösen, andere müssen achtzehn werden. Das ist bei dir der Fall. Du musst erwachsen werden.
Was immer gleich ist, dass Werwölfe, ab dem ihr Fluch ausgelöst ist ziemlich starke Stimmungsschwankungen haben oder besonders agressiv sind. In Büchern steht, dass es daran liegt, dass Gefühle verstärkt werden."

„Also bin ich doch gefährlich",  sage ich leise, woraufhin er nickt.
„Mein Leben ist eine Lüge", sage ich fassungslos.
Wo gehöre ich nun hin? Meine Mama hat mich jahrelang belogen. Entweder weiß mein Vater nicht Bescheid, was ich bin, aber ich schätze er weiß, dass ich nicht sein Kind bin. Alles was ich will ist ein normales Leben mit einer normalen Familie ohne Werwolffluch und jemals das Wort Vampir oder Hexe gehört zu haben.

Diese Nacht dazu macht mich auch völlig fertig. Mit Tränen schlafe ich auf der Couch ein. Ja, Traurigkeit macht mich müde. Manchmal ist es auch gerade gut so. So muss ich nicht allzu viel Schmerz erleiden.

Am nächsten Morgen finde ich mich zugedeckt in Brydens Bett wieder. Wenn er denkt er könnte es je wieder gut machen hat er falsch gedacht. Ich hasse ihn für das was er getan hat. Zu einem gewissen Teil war es dennoch er selbst. Menschlichkeit aus oder an. Es war grausam.

Kurz nach dem ich aufwache kommt Bryden das Zimmer hinein-Wenn man vom Teufel spricht. So viel Hass macht sich in mir breit. „Mir tut gestern abartig leid. Es macht nichts gut, aber ich habe Frühstück gemacht. Kommst du?",fragt er ohne mich anzusehen. Jap er trägt viel Schuld und Bedauern in sich- zu Recht.
Und oh vielleicht lässt dass sich durch ein Frühstück wieder hinbiegen...

Ich weiß nicht was ich glauben soll. Wenn man die Menschlichkeit abstellt dürfte einen das nicht direkt zum Monster machen.
„Verstick daran",brumme ich genervt. Kurz darauf verlässt Bryden das Zimmer und kaum später steht Hagen in dem Türrahmen. „Nur weil er die Gottverdammte Menschlichkeit abgestellt hat kann er doch nicht so etwas grausames veranlassen...Zu einem Teil wird er es so gewollt haben", meine ich und verschränke meine Armen.

„Das Vampirsein hat mehr Schattenseiten als man denkt. Wenn man die Menschlichkeit abschaltet öffnet man sich auch der Dunkelheit, wobei die Menschlichkeit hineingezogen wird und ein Teil der Dunkelheit gemischt mit eigener Begierde kommt ab die Oberfläche. Ich weiß er begehrt dich, würde dich aber niemals vergewaltigen oder sonst etwas in der Richtung. Er mag Cara und Cassandra nicht, aber er würde sie nicht umbringen. Allgemein ist er kein Fan von Schule und hasst es dorthin zu gehen, doch manchmal vermisst er ein normales Leben.

Außerdem fühlst du als Vampir alles hundert Mal so stark. Stell dir dann ein Vampir mit Depressionen vor. Er macht täglich die Hölle durch und sein Schalter ist an. Mein Bruder mag für dich ein Monster sein, aber für mich ist er ein Held. Selbst als er frisch ein Vampir war hat er gekämpft, sodass wenige Wochen nach der Verwandlung er mich zu sich holen konnte, weil er wusste, dass ich ebenso ein verkorkstes Leben habe und er mit mir einen Neuanfang wollte. Es war nicht perfekt, aber er kämpft jeden Tag gegen seine Krankheit", versucht mir Hagen zu erklären, dennoch schalte ich bei der Hälfte ab.

„,Vor zwei verdammten Wochen hatte ich ein normales Leben und nun weiß ich dass Vampire, Werwölfe, alle verdammte Märchen wahr sind, ich ein Werwolf bin und dann passierte gestern noch dass ....und Puuuff mein Vater ist nicht mein Vater und meine Eltern haben mich mein Leben lang belogen...Es ist momentan alles zu viel für mich. Er soll verstehen, dass ich ihm momentan nicht verzeihen kann...es ist alles verdammt zu viel. In meinem Zustand bekomme ich es einfach nicht hin, bis es sich gelegt hat", meine ich, woraufhin Hagen nickt.

„Komm zumindest mit fürs Frühstück. Er hat sich Mühe gegeben", bittet Hagen.
Genervt verdrehe ich meine Augen, gehe aber mit Hagen zur Küche. Ob ich Bryden nun traue? Oder ob ich Bryden nun keine oder weniger Schuld gebe habe ich noch nicht für mich entschieden. Wie auch? Es ist einfach alles zu viel. Ich bin einfach nur verwirrt.
Und wenn man in so einem Wirrwarr ist, ist es besser keine voreiligen Schlüsse zu treffen.

„Falls du irgendwann irgendwie Hilfe brauchst bei Werwolfproblemen stehe ich dir zur Verfügung",sagt Bryden und schaut mich nicht an. Seine Stimme ist auch etwas zittrig und leise. Wahrscheinlich weiß er selbst nicht, wie er angemessen auf mich reagiert. Ich an seiner Stelle wüsste es auch nicht.

Ebenfalls ohne Blickkontakt überreicht er mir meinen Teller.
„Natürlich kann ich auch verschwinden falls das dein Wunsch ist", fügt er hinzu. Ja, er wirkt richtig fertig.
„Wenn du versprichst, dass sietwas nie wieder passiert. Egal ob Menschlichkeit an oder aus", antworte ich. „Verspreche ich. Mir tut es so unendlich leid", sagt er.

„Erwarte nicht, dass ich dir so schnell verzei..eihe. Es herrscht so viel durcheinander. Mein Vater ist nicht mein Vater...meine Mum hat mich mein Leben lang belogen, und dann ich bin ein Monster und dann diese furchtbare Nacht und dass Vampire und Werwölfe doch noch komplizierer sind als in den Märchen oder Büchern. Vor 2 Wochen dachte ich alles sei normal", meine ich. „Ich verstehe dich", sagt er, wieder ohne Blick.

„Bitte schaue mich an, wenn du mit mir redest", bitte ich, woraufhin er nickt.
Als ich sein Spiegelei probiere bemerke ich direkt, dass es komplett übersalzen ist. Sterben einem als Vampir die Geschmackszellen ab?
Versehentlich sieht man es mir an meinem Gesicht an. „Bruder willst du uns umbringen?", lacht Hagen. „Weshalb?",fragt Bryden verwirrt. „Viel zu viel Salz", hustet Hagen und schenkt mir und sich Wasser ein.

„Ich habe es versucht", meint Bryden. „Das Würzen überlässt du lieber mir", grinst Hagen und fässt ihm zweimal kurz auf seine Schulter.

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