Me too, my love

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„So Frau Baerbock. Alles deutet darauf hin, dass wir Sie direkt entlassen können. Alles sieht wunderbar aus. Die Blutung hat bereits abgenommen, die Herztöne sind stark und Ihre Eisenwerte haben sich stabilisiert. Es gibt nichts mehr, das Sie hier halten könnte", grinste die Ärztin freundlich, meine Akte schließend und den Raum endlich verlassend. Ich war erleichtert, nein, das war untertrieben. Jede Faser meines Körpers war schlichtweg durchströmt, von einem atemberaubenden Gefühl des puren Glücks. Ich konnte seit gestern Abend nicht mehr aufhören zu grinsen und war nun umso fröhlicher endlich zu Robert und den Mädels nach Hause zu können.

„Ich habe Ihnen doch gesagt, dass alles gut wird", zwinkerte Schwester Irene, welche gerade mit den Entlassungspapieren durch die Tür getreten war. Etwas gedankenverloren, lächelte ich ihr schlicht entgegen und unterzeichnete diese fix. „Danke für alles" „Ach mein Liebe, dafür doch nicht. Wir tun nur das, was in unserer Macht steht. Diese beiden Babys, wollten scheinbar unter allen Umständen ihre Eltern kennenlernen, mit diesem Lebenswillen", hauchte die Ältere sichtlich zufrieden und ich konnte nicht anders, als ihren Gesichtsausdruck zu spiegeln. Langsam fand meine Hand den Weg auf meinen noch flachen Bauch, welcher jetzt von zwei kleinen Wesen belebt war. Womit hatte ich das alles nur verdient? Es war mir tatsächlich ein Rätsel, doch ich würde mich nicht beschweren. „Sieht so aus, als könnte es ihr Mann gar nicht mehr erwarten, sie endlich mit nach Hause zu nehmen", gluckste sie schließlich und nickte etwas in Richtung der Tür, in welcher still Roberts große Figur erschienen war. Verschmitzt lächelnd schritt er nun langsam auf mich zu und unsere Lippen trafen sich ohne Umwege. Seine Lippen, wie ich sie vermisst hatte. So hungrig, so vertraut, so sicher, dass ich nicht genug von ihnen bekommen konnte.

„Denken Sie bitte daran, Frau Baerbock, strenge Bettruhe für die nächsten zwei Wochen", räusperte sich die Schwester, womit sie uns etwas unsanft unterbrach, doch statt peinlich berührt auf den Boden zu starren, sprach Robert selbstsicher auf: „Keine Sorge Schwester. Wenn nötig, kette ich sie ans Bett". Mit einem letzten Glucksen verließen wir gemeinsam den Raum, Robert meine Handtasche tragend, bedacht darauf, mir jegliche Last abzunehmen. „Maaamiiii", schallte es durch den Gang der Station und Luna kam auf direktem Wege, etwas stürmisch in meine Arme gerannt. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, schlang ich meine Arme um ihren kleinen Körper und versank förmlich in ihrem wohlriechenden Haaren, was mich dann doch etwas stutzig machte. „Wer hat dir denn die Haare so schön gewaschen, Schatz, dass du so gut riechst?", hakte ich etwas skeptisch nach, obwohl die Antwort auf diese Frage bereits auf der Hand lag. „Robiiiii!", quiekte die Kleine begeistert und fiel ihm soeben in die Arme. Gerührt beobachtete ich, wie er sie auf seine Schultern hob und mit ihr gemeinsam auf die Suche nach Mila ging.

„Mami, du bist wieder gesund", rief diese kaum zwei Minuten später, als auch sie erleichtert aus der Spielecke des Wartebereichs auf mich zugerannt kam. „Geht's dir gut, Mami?", nuschelte sie bedrückt in meine Schulter, welche sie bald nicht mehr loslassen wollte. „Mir geht's gut, meine Maus, keine Sorge", beschwichtigte ich sie, doch scheinbar musste sie sich von dieser Tatsache erst selbst überzeugen. „Schau mich nicht so an, Spatz", lachte ich, ihr vorsichtig eine kleine Haarsträhne hinters Ohr steckend. „Ich erkläre dir alles, wenn wir daheim sind, in Ordnung?" Skeptisch nickte sie schließlich, umgriff meine Hand feste und begann Richtung Ausgang zu marschieren, dicht gefolgt von Robert, der noch immer Luna auf seinen Schultern trug, welche gedankenverloren mit seinen dunklen Haaren spielte.

„Alsooooo?", begann Mila direkt zu stochern, als wir zur Haustür hereinkamen. Ich war etwas zurückgenommen. Die gesamte Wohnung war geputzt worden, die Wäsche war gewaschen und es duftete herrlich nach hausgemachtem Auflauf. „Ich hatte etwas Zeit", hauchte Robert grinsend in mein Ohr, als er meinen Gesichtsausdruck bemerkt hatte. „Maaaamii!", ertönte es erneut mit genervtem Unterton. „Mila Maus, gehst du mit Luna zehn Minuten spielen, dann kann ich mich schnell umziehen, danach erklären wir euch alles, ja?", bat ich sie, schon fast etwas flehend. Amüsiert sah ich zu, wie sich ihre Miene verfinsterte, sie dann aber rasch die Hand ihrer kleinen Schwester griff und eilig in ihrem Zimmer verschwand.

What could have been?Where stories live. Discover now