I've come home

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„Maaaami", hörte ich begeisterte Kinderstimmen vom Flur her schallen. Noch immer saß ich wie festgewachsen auf dem harten Küchenstuhl, die Hände nervös zu Fäusten geballt, sodass meine Knöchel bereits weiß angelaufen waren. Ich spürte, wie sich kleine Schweißperlen auf meiner Stirn bildeten. Konnte ich es wagen, in den Flur zu treten und sie zu begrüßen? Würden sie Angst vor mir haben? Was würde Claudia sagen? Urplötzlich spielten sich schreckliche Szenarien vor meinem geistigen Auge ab, eines schlimmer als das andere.

Langsam erhob ich mich schließlich doch von meinem Platz, um nicht unhöflich zu wirken, doch ich musste mich anstrengen, nicht auf halbem Weg zusammen zu sacken. Meine Knie wurden weich und ich stützte mich erleichtert am Türrahmen der großen, hölzernen Küchentür ab, um nicht umzufallen. Ein Lächeln blitzte über mein Gesicht, als ich Annalena auf dem Boden hockend, mit ihrer kleineren Tochter im Arm sah. Alle beide über beide Ohren strahlend. Scheinbar hatte sich Claudia bereits verabschiedet, denn von ihr fehlte jede Spur.

Gerade als ich etwas Selbstbewusstsein gesammelt hatte und einen Schritt auf das Geschehen zu gehen wollte, entdeckte die Jüngere der beiden meine Gestalt, löste sich aus der sicheren Umarmung ihrer Mutter und fragte mit großen Augen „Boah Mama guck mal! Wer is denn das?" Auf einmal spürte ich alle Blicke auf mir. Das größere der beiden Mädchen schreckte nun etwas zurück und schob ihren kleinen Körper hinter die Beine ihrer Mutter. Annalena war inzwischen aufgestanden, lächelte auch mir entgegen und streckte eine Hand nach mir aus. „Das, ihr Mäuse", begann sie leise, „das ist Robert". Ein breites Grinsen überzog das Gesicht der Kleineren „Ist das dein Freeeeeund?", kicherte sie und hielt sich eine kleine Hand vor die Lippen. Ich konnte nun auch nicht mehr ernst bleiben, zu niedlich war die kleine Maus, noch viel bezaubernder als auf dem Bild. Etwas erleichtert tat ich einen Schritt auf die Kleine zu, welche mir gleich in die Arme sprang. Etwas überfordert blickte ich Hilfe suchend zu Annalena, welche uns nur lächelnd beobachtete und mit den Schultern zuckte, ihre große Tochter immer noch fest an sie geschmiegt.

„Ich bin Lunaaa" quiekte die Kleine, immer noch fest um meinen Hals geschlungen. „Das ist aber ein toller Name Luna, ich bin Robert" grinste ich und fuhr ihr zaghaft über den Rücken. Das Umarmen hatte sie von ihrer Mutter geerbt, da war ich mir sicher. „Bist du wirklich Mamas neuer Freund?", kam es etwas harsch aus Annalenas Richtung. Verwirrt und etwas erschrocken blickte ich zu ihr herüber und sah, wie sich das größere der beiden Mädchen, verteidigend vor ihre Mutter stellte. Nicht nur ich schien von dieser Frage überwältigt, denn plötzlich löste sich auch Luna von mir und schaute ihre Schwester fragend an. „Man, Luna, geh weg von ihm! Wer weiß, was der mit Mama macht.", ihre letzten Worte gingen in einem Nuscheln unter, doch ich hatte sie verstanden. Ertappt kratzte ich mich am Hinterkopf und brachte vorsichtshalber ein wenig Distanz zwischen Luna und mich. Auch sie musterte mich jetzt etwas skeptisch, doch machte gleich wieder ein paar Schritte auf mich zu und nahm mich bei der Hand „Quatsch mit Soße, Mila! Robert ist bestimmt gaaaanz lieb. Nicht Robert?", grinste sie mit unschuldigem Gesicht zu mir hoch. Bevor ich jedoch etwas erwidern konnte, war Mila bereits an uns vorbeigerannt und hatte eine Tür am Ende des Ganges laut scheppernd hinter sich zu geworfen.

Grübelnd sah Luna ihrer Schwester nach und wandte sich schließlich an ihre Mutter „Was hat Mila denn? Du hast Robert doch lieb, oder Mama?", fragte sie, sich der Antwort eigentlich schon bewusst. Annalena konnte nur traurig lächeln: „Ja, ich-", ihre Stimme klang tonlos und drohte abzubrechen, doch sie schien sich zu einer ehrlichen Antwort gezwungen, „Ja, Lunalein. Ich hab Robert ganz doll lieb" Zufrieden schlang das kleine Mädchen ihre Arme um meine Beine und nuschelte: „Dann hab ich dich auch lieb, Robi". Das Stechen in meinem Herzen linderte sich tatsächlich ein bisschen, doch ich kam nicht umhin zu bemerken, wie sehr es schmerzte, dass meine Ängste Realität geworden waren. Mila hasste mich. Sie wollte nichts mit mir zu tun haben, in einem Versuch ihre Mutter zu beschützen. Ernüchtert von der Realität lief mir eine einzige, brennende Träne die Wange entlang, welche ich sogleich wegwischte, um nicht auch noch Luna zu verschrecken.

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