Kapitel 10

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Nach ein paar Stunden weckte sein Vater ihn. "Was? Was ist los?", fragte er und richtete sich auf. "Nichts ist los. Es gibt Mittagessen!", antwortete sein Vater und ging in die Küche. Jake sah rüber zur anderen Couch, doch Lara lag dort nicht mehr. Er stand auf und folgte seinem Vater. Lara saß in neuem Gewand – im Gewand seiner Mutter – am Tisch. Sie lächelte ihm zu und stand auf. Jake kam auf sie zu und umarmte sie. "Darf ich mich jetzt bedanken?", flüsterte sie in sein Ohr. "Ja", flüstere Jake zurück. "Danke." "Ich sagte doch, ich würde immer hinter dir stehen!", flüsterte Jake und ließ sie los. Die beiden setzten sich nebeneinander hin. "Was haben sie dir alles angetan?", fragte Jake mitfühlend. Lara erzählte ihm alles. Als sie fertig war, kam Anne mit einem großen Topf voll Suppe. "Jetzt kommt mal auf andere Gedanken! Das Schnitzel ist gleich fertig!", sagte sie und stellte den großen Topf auf dem Tisch ab. "Mir ist nicht so nach Suppe", sagte Lara und erinnerte sich an die Suppe ihrer Mutter. "Lara, meine Mutter kann sehr gut kochen!", sagte Jake lächelnd. Lara nickte und nahm einen Löffel Suppe. "Okay, das ist die beste Suppe, die ich je gegessen habe!", sagte Lara und nahm einen zweiten Löffel. "Danke. Das ist ein eigenes Rezept!", sagte Anne und fing an zu essen. Nachdem sie die Suppe als auch das Schnitzel und eine Nachspeise gegessen hatten, ging Jake mit Lara in sein Zimmer. "Jake, du musst wissen, dass du mir sehr gefehlt hast! Ich dachte die ganze Zeit an dich! Wie lange war ich nicht mehr in der Schule?", fragte Lara, als Jake die Tür geschlossen hatte. "Ich habe auch dich ganze Zeit nur an dich gedacht und du hast mir auch gefehlt. Ich hätte das sicher nicht mehr länger ausgehalten! Du bist seit mehr als drei Wochen nicht mehr in der Schule gewesen!", sagte Jake. "Seit drei Wochen?! Das hat sich wie eine Ewigkeit angefühlt. Jetzt erzähl mir, was gibt es Neues?", fragte Lara. Jake setzte sich aufs Bett, Lara neben ihm. "Eigentlich nicht viel, immer wieder der gleiche Tag, nur dass wir andere Fächer hatten!", erzählte Jake. "Und Logan?" Jake wollte nicht jetzt über Logan reden. Lara war gerade mal ein paar Stunden wieder bei ihm und sie fragte ihn genau das. "Naja, jeden Tag dasselbe prügeln. Nur, dass ich mich bis jetzt nicht mehr stark verletzt habe!", sagte Jake leise. "Was? Immer noch? Unternehmen deine Eltern denn gar nichts?", fragte Lara geschockt. "Nein. Ich hoffe es wird sich ändern, wenn ich ihnen im Jänner endlich beitrete. Ich kann das doch keine weiteren zwei oder drei Jahre aushalten!" Lara sagte darauf nichts. "Ich weiß, dass du nicht willst, dass ich einer von ihnen werde, aber vielleicht hört Logan dann endlich auf, mich jeden Tag zu verprügeln. In letzter Zeit war es mir sogar schon so egal, dass ich mich nicht einmal mehr wehrte!", erzählte Jake und Lara fiel ihm um den Hals. "Wir werden das gemeinsam schaffen, ich bin ja jetzt wieder da!", flüsterte sie. Jake nickte und sie verbrachten den restlichen Tag in seinem Zimmer.

Die Ferien vergingen wie im Flug und Lara und Jake machten sich gerade auf den Weg zur Schule. Als sie in ihrer Klasse ankamen und ihre Mäntel ablegten, kam Logan in die Klasse und kam, wie zu erwarten, direkt auf Jake zu. Nur, bevor er Jake erreicht hatte, stand Lara vor ihm. Er sah sie verblüfft an. "Hallo Logan. Ich bin auch wieder da und du lässt ihn jetzt in Ruhe!", sagte Lara. "Laralein ist jetzt wieder in der Schule und macht auf große Beschützerin!" Er lachte fies. Lara verdrehte die Augen. "Die Zeiten haben sich geändert, Taylor. In den Wochen, in denen du nicht da warst, hat Jones uns Einiges erzählt. Über dich, über deine Familie, sogar über seine Familie", erzählte Logan und Lara drehte sich zu Jake um. "Ist das wahr, Jake?", fragte sie ungläubig. "Lara, ich-", fing Jake an, doch Lara unterbrach ihn. "Jackson Jones, ist das wahr?", rief Lara wütend. "Nein. Nein, das ist nicht wahr!", sagte Jake laut und deutlich. Lara drehte sich wieder zu Logan um, der um mindestens zwei Köpfe größer war als sie. Sie sah ihn durch zusammengekniffene Augen an. "Verbreite keine Lügen." Sie nahm Jake und ging aus dem Raum. "Was haben wir in der ersten Stunde?", fragte Lara. "Chemie!", antwortete Jake. "Gut. Das haben wir gemeinsam. Hast du deine Sachen?", fragte sie. "Ja." Sie gingen zum Chemie Saal.

Die Stunden vergingen so schnell. Und aus Stunden wurden Tage und aus Tagen Wochen. Mittlerweile war es schon Neujahr. Lara hatte das restliche Jahr bei Jake verbracht. Sie waren nochmal zu ihr nachhause gegangen, um ihre Sachen mitzunehmen. Ihre Eltern waren nicht zuhause gewesen. In der Schule wurde es ein bisschen besser, Jake wurde nicht mehr so oft von Logan verprügelt. Sie hatten auch ein schönes Weihnachtsfest gehabt. Lara und Jake waren noch engere Freunde geworden. Nur Freunde. "Wann hast du Geburtstag?", fragte Lara, als die beiden in Jakes Zimmer am Boden saßen, sich an der Heizung anwärmten und naschten. "Wie oft willst du mich das noch fragen?", fragte Jake lachend. "Am 4." Lara nickte. "Ich brauche noch ein Geschenk für dich!" "Du brauchst mir nichts schenken!", erwiderte Jake, doch Lara schüttelte den Kopf. "Doch." "Lara?", fragte Jakes Vater, der sie schon etwas länger beobachtet hatte. "Ja?" Lara schaute auf. "Wir würden jetzt losgehen", sagte er und verließ das Zimmer. "Wir sehen uns dann wieder in der Schule nach den Ferien!", verabschiedete sich Lara und stand auf. "Bis dann!", sagte Jake und umarmte sie. "Wir sehen uns!", rief Lara noch, nahm ihre Sachen und machte sich mit Josh auf den Weg nachhause. Jake winkte ihr noch hinterher und schloss dann die Haustür.

Die Tage vergingen und schon stand Jakes Geburtstag vor der Tür. "Alles Gute zum Geburtstag mein Schatz!", weckte ihn seine Mutter. "Danke! Aber ich will keine Party und nichts, okay? Das braucht ihr nicht machen!", sagte Jake. Seine Mutter schüttelte den Kopf. "Früher hast du mich immer angebettelt. Und jetzt willst du keine mehr? Mein Baby wird groß!", sagte seine Mutter und wollte ihm einen Kuss auf die Stirn drücken, doch er hielt ihre Hand fest. "Mum, ich bin jetzt groß. 16. Bitte lass das in Zukunft, okay?" Seine Mutter schaute kurz traurig, nickte aber dann und setzte wieder ein Grinsen auf. "Dein Vater wartet schon auf dich! Zieh dir was an und komm runter!" Sie verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Jake begriff sofort und sprang aus seinem Bett. Heute würde er endlich ein Teil von der Gruppe, in der seine Eltern waren, werden. Unten in der Küche angekommen begrüßte ihn sein Vater mit 'Alles Gute zum Geburtstag'. Er bedankte sich mit einem Nicken, holte sein Müsli aus dem Regal und fing an zu Essen. "Du bist heute ja richtig gut drauf!", bemerkte sein Vater. "Ja, heute kann ich endlich ein Teil von euch sein!", sagte Jake. Anne schaute Josh mit warnendem Blick an, den Josh einfach ignorierte. "Willst du denn gar nicht mehr erfahren? Über das Ritual?", fragte sein Vater nach einer kurzen Pause. "Nein. Ich lass mich überraschen!", sagte Jake und stellte seine leere Schüssel in den Abwasch. "Wann wird es stattfinden?", fragte Jake. "Kurz bevor es draußen hell wird", antwortete sein Vater. Jake war verwirrt. "Wie meinst du das? Es ist doch nicht mehr-", stoppte er, als er durch das Fenster nach draußen schaute und sah, dass es noch stockdunkel war. Er warf einen Blick auf die Küchenuhr und sah, dass es gerade mal sechs Uhr in der Früh war. "6 Uhr morgens?!" "Ich dachte nicht, dass du so schnell aus dem Bett kommen würdest", gab seine Mutter zu und musste lächeln. Er stand mit offenem Mund da – noch nie war er so früh (und so ausgeschlafen) auf den Beinen gestanden. Er schloss seinen Mund wieder und fragte: "Also wann genau? Welche Uhrzeit?" "Um genau halb sieben." "Wo?", wollte Jake wissen. "Wir treffen uns in einer Viertel Stunde hier. Dann gehen wir zusammen dorthin!", sagte Josh, Jake nickte und verließ den Raum. Er wollte gerade nochmal umdrehen, als er aus der Küche schluchzen und tröstendes Gerede seines Vaters. "Er weiß nicht, was er tun muss, oder?", sagte seine Mutter weinend. "Nein, Anne. Ich habe es ihm noch nicht gesagt, aber er sagte, er wolle bis dahin nichts wissen. Das heißt er wird es vor Ort erfahren!", meinte Josh. "Er ist doch noch ein Kind, das war zu früh, ihn einzuweihen. Was ist, wenn er wie Finn und Elizabeth wird?", schluchzte Anne. "Das wird er ganz bestimmt nicht, unser Sohn ist klug!", beruhigte Josh seine Frau. Jake hörte, wie sie den Raum verlassen wollten und rannte die Stiege hinauf in sein Zimmer. Er musste anscheinend irgendetwas tun, was seine Eltern für nicht okay fanden. Er hatte seine Mutter in den letzten Tagen öfters weinen gehört, aber sich nie wirklich etwas dabei gedacht.

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Hoffe, euch gefällt die Story<3

Es tut mir so leid... (Deutsch)Where stories live. Discover now