Lebensfreude

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Als sie wieder zur Besinnung kommt spürt sie als erstes die Übelkeit und die Schwere in dem gesamten Körper. Sie liegt, soweit kommt Quinn auch noch mit und nur vorsichtig und langsam öffnet sie die Augen um auf das Licht aufzupassen und sich nicht zu schnell zu bewegen. Der rechte Arm, in welchem ihr beide Male etwas gespritzt wurde, ist schwer und noch leicht taub, es kribbelt in den Fingerspitzen. Sie atmet bewusst tief ein und aus um die Übelkeit unter Kontrolle zu bringen und sich vielleicht auf die Umgebung konzentrieren zu können. Es braucht ein paar Minuten bis es einigermaßen geht und sie die Augen auch gefahrlos öffnen kann ohne dass das Licht ihr die Netzhäute wegätzt. Ihr Magen krampft sich zusammen und sie hat alle Mühe den Inhalt unten zu behalten, ehe sie durch den Mund atmet und ihr Blick sich schärft. Eine Zelle. Sie liegt in einer steinernen Zelle, Gitterstäbe gibt es nur an der Tür. Quinn braucht fast eine Stunde bis sie sich traut sich aufzusetzen und sieht dann auf ihre Handgelenke runter. Ketten und breite, metallene Handschellen. Sie kneift die Augen zusammen und versucht sich daran zu erinnern was zur Hölle passiert ist, umsonst ist sie nicht angekettet. Da war dieses Gespräch mit der Leitung Faryons, sie scheint zu denken dass sie der Maulwurf ist. Dann ist sie heim, hat geduscht, sich hingelegt... und dann war da dieses komische Geräusch. Dann ein Knall und sie weiß nur noch dass sie im Schlaf überrumpelt wurde. Ein schon fast angewidertes Schnauben entkommt ihr, wie einen Anfänger hat man sie überrascht und eingesackt! Doch für weiteres Denken ist ihr Kopf viel zu zugenebelt, sie kann sich nicht einmal die Frage stellen wer das sein könnte und warum. Ein stechendes Pochen breitet sich an ihrer Stirn aus und Quinn dreht leicht ihren Kopf. Es gibt eine versiffte Matratze ohne Bezug, Bettdecke oder Kissen auf welches sie sich legen kann, wobei sie sich nicht traut aufzustehen. Zu sehr könnte das, was auch immer man ihr gespritzt hatte sie beeinflussen und sie will sich im Moment nicht verletzen. Wie ein Baby krabbelt sie auf allen vieren zu der Matratze, wird aber von den Ketten plötzlich zurückgehalten die nicht so viel Freiraum geben. Kurz vor der Matratze, sie ist im Moment unerreichbar für sie. Erschöpft, allein schon von dieser minimalen Anstrengung, wirft sie dem weichen Untergrund einen sehnsüchtigen Blick zu, ehe sie sich aufsetzt und nach hinten an die Wand rutscht. Erst dort entspannt sie sich wieder und schließt die Augen, der stechende Schmerz will nicht leichter werden. Ihre Beine sind zum Glück frei, aber sie wüsste nicht was ihr das in ihrem noch immer benebelten Zustand bringt. Das Zittern ihres Körpers merkt sie erst jetzt, ihr ist kalt. Langsam legt sie die Arme um sich und zieht die Beine so gut es geht an. Nur ein einziges Wort taucht nun in ihrem Kopf auf, ein einziges Wort durchbricht den Nebel der sich über ihre Gedanken und ihren Verstand gelegt hat. Verrat. Sie wurde verraten. Quinn weiß nicht von wem oder wieso, aber das ist die einzig mögliche Lösung die sich manifestiert hat und die ihr selbst in diesem Zustand einleuchtet. Langsam geht ihr Blick zu den Gitterstäben, aber sie kann weder etwas hören noch sehen was ihr vielleicht helfen könnte. Die weißen Augen wandern zu den Handschellen, warum eigentlich? Warum Handschellen? Sie kann das mit dem Schatten locker zerstören, warum also die Mühe? Nein, sie muss sich erst ausruhen bevor sie flieht, nicht in diesem Zustand! Aber wer weiß was man sonst mit ihr anstellt? Sie atmet einmal tief ein und wieder aus, versucht die Kopfschmerzen und die Restübelkeit auf die Seite zu schieben um sich zu konzentrieren. Es braucht nicht einmal drei Sekunden damit sie merkt dass etwas nicht stimmt. Sie kann die Schatten nicht mehr kontrollieren, es rührt sich nichts! Quinn schüttelt den Kopf, ein paar Haarsträhnen fallen in ihr Blickfeld. Nein, sie ist einfach noch nicht richtig bei der Sache, das müssen die Nachwirkungen dieses verdammten Mittels sein. Sie muss sich ausruhen und es später noch einmal probieren, das wird für alle beteiligten besser sein und besonders für sie. Noch einmal blickt sie sehnsüchtig zu der Matratze die wie ein Schatz da liegt, bevor sie gähnt und den immer schwerer werdenden Kopf auf ihre Knie legt. Nur ein paar Minuten schlafen und dann wird sich das alles schon wieder regeneriert haben, normale Verletzungen heilen doch eigentlich auch so verdammt schnell. Über Kameras wird Quinn bei ihren kläglichen Versuchen beobachtet eins und eins zusammenzuzählen und man sieht auch wie sie wieder einschläft. Es ist ein Wunder dass sie sie so einfach schnappen konnten, mal sehen was sie alles aus ihr und ihrem hoffentlich bald gebrochenen Geist erfahren.

Kreuzzug des ÜbernatürlichenWhere stories live. Discover now