Kapitel 13

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Isalie

Es war Abend. Ich war in meinem Zimmer und lag auf dem Bett. Ich schaute gerade ein paar Zeitschriften durch, als mein Handydisplay aufleuchtete. Eine Nachricht von Lucian...

Seit seiner Party hatten wir uns nicht mehr gesehen... Seit unserem Kuss hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen.

»Hey, können wir uns morgen treffen? Ich muss dringend mit dir reden.« Dringend? Er wollte bestimmt dringend über unser letztes Aufeinandertreffen reden. Der Kuss... War ich bereit, mit ihm darüber zu reden? Vermutlich nicht, aber hatte ich eine Wahl? Ich konnte ein Gespräch nicht länger hinauszögern.

Der Kuss war nicht mal das schlimmste gewesen. Er war... wundervoll. Magisch. Perfekt. Ich hatte nur Angst, was sich daraus entwickeln würde. Ich müsste mit ihm offen über meine Gefühle sprechen und das konnte ich nicht. Ich meine, ich war mir noch nicht mal selbst darüber im Klaren...

Ich beschloss, noch ein bisschen zu warten, ehe ich ihm antworten würde...

Plötzlich platzte meine Mom in mein Zimmer. „Mom, klopf bitte das nächste Mal an." Ich hatte mich erschrocken. Die Worte verließen meinen Mund, bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte.

„Okay, Prinzessin. Ich wollte dich nur daran erinnern, dass du deine Tabletten nicht vergessen solltest." Mit einem genervten Kopfschütteln verließ sie wieder das Zimmer. Ich bereute meine Worte sofort...

Ich hatte meine Tabletten noch nicht genommen. Ich hätte ihr danken sollen, da ich es ohne sie vermutlich eh vergessen hätte. Schuldig stand ich auf, um zu meinem Schreibtisch zu gehen, wo ich diese immer aufbewahrte. Schock.

Ich war wie erstarrt, als ich feststellte, dass diese sich nicht dort befanden. Panisch durchsuchte ich alle Schubladen. Meinen Rucksack. Schaute sogar unter meinem Bett nach. Doch vergeblich... Ich fand sie nicht. Hektisch ging ich meine Gedanken durch. Ich stellte mit Bedauern fest, dass ich die Einnahme meiner Tabletten in den letzten Tagen ebenfalls vergessen hatte. Ich schlug mir gegen den Kopf. Wie kann man nur so dumm und vergesslich sein?

Ich war so mit dem Thema Lucian beschäftigt gewesen, dass ich es einfach vergessen hatte. Ich hatte es einfach vergessen...

Meine Mom würde mich umbringen, wenn sie davon erfahren würde. Ich war überfordert. Was sollte ich jetzt nur tun? Ich konnte es meiner Mom auf keinen Fall sagen...

Unentschlossen lief ich in meinem Zimmer auf und ab. Es war hoffnungslos... Sie würde es irgendwie herausfinden. Was sollte ich jetzt bloß tun? Was sollte ich nur tun? Ich wiederholte mich. Ständig.

Plötzlich durchschoss mich ein Gedankenblitz. Ich schaute hastig auf meine Uhr. 18:56 Uhr. Die Apotheke würde noch genau eine Stunde offen haben. Ich müsste sofort dorthin und mir meine Tabletten besorgen. Ich weiß, dass es eine dumme Idee wäre, aber ich hatte keine andere Wahl.

Ich rannte zu meinem Schrank und griff nach einer Hose, die ich mir hektisch überstreifte. Ich musste mich beruhigen. Meine Mom sollte meine Unruhe nicht mitbekommen. Ich schnappte mir Tasche und Handy und verließ mein Zimmer. Ich atmete noch einmal tief ein und aus bevor ich die Treppen hinuntergehen würde.

Meine Mom bemerkte mein Vorhaben. „Wo willst du denn noch hin, junge Dame?" Sie stand mit verschränkten Armen im Türrahmen. Ich überlegte mir schnell eine glaubwürdige Aussage.

„Ich... gehe noch ein wenig spazieren. Ich brauche einfach ein bisschen frische Luft. Ich muss einfach mal abschalten..." Sie musterte mich interessiert. Ich redete weiter, als sie nichts auf mein Gesagtes erwiderte.

„Tut mir leid wegen eben. Ich habe mich nur erschrocken, als du plötzlich in mein Zimmer gekommen bist. Ich wollte nicht laut werden."

„Schon okay. Eine Stunde nicht länger. Pass auf dich auf." Ihr Gesicht war immer noch ernst.

„Verstanden. Danke." Schnell ging ich aus dem Haus, bevor sie es sich anders überlegen konnte.

Ich sollte jetzt nur die Ruhe bewahren, denn ich spürte dieses Gefühl schon wieder... Ein Gefühl der Unruhe. Hektik. Wut. Schon seit ein paar Tagen quälten mich diese Empfindungen. Ich wusste nicht wieso... Ich fühlte mich plötzlich nur so anders...

Ich ging die Straße entlang. Ich war wachsam, schließlich dämmerte es schon. Normalerweise würde ich niemals so spät alleine rausgehen. Nur befinde ich mich jetzt in anderen Umständen... Was soll schon passieren?


Es wurde mit der Zeit immer dunkler. Wie viel Zeit war denn schon vergangen? Ich war anscheinend zu tief in meinen Gedanken gewesen, denn ich bemerkte nicht, dass ich immer weiter vom Weg abkam...

Es fühlte sich wie Stunden an. Ich irrte umher, scheinbar hatte ich mich verlaufen. Auch das noch.

Ich schaute auf mein Handy. Ich hatte kein Netz und offenbar keine Ahnung, wo ich war. Ich schrie laut auf. Das kann doch jetzt nicht mein Ernst sein...

Ein paar Männer wurden auf mich aufmerksam. Sie schauten mich an, nickten, als wären sie einer Meinung und kamen langsam auf mich zu. Ich beobachtete sie mit Skepsis. Sie sahen nicht so aus, als ob sie mir helfen wollten.

„Hey Kleines, hast du dich verlaufen?", fragte einer von ihnen. Er schaute mich mit Begierde an.

„Was wollt ihr von mir?", fragte ich mit fester Stimme, damit sie nicht sofort sahen, dass ich Angst hatte.

„Nur ein bisschen Spaß.", erwiderte ein anderer. Er leckte sich genüsslich über seine Lippen. Mir wurde bei dem Anblick regelrecht schlecht. Er kam immer näher, wurde aber von einem anderen aufgehalten.

„Sei nicht albern, Zac." Er wandte sich wieder mir zu. „Du kannst mit zu uns kommen. Ich verspreche dir, dass wir uns gut um dich kümmern werden." Er lachte dreckig. Diese Männer bedeuteten nichts Gutes...

Ich musste hier weg. Doch rennen würde nichts bringen, sie alle hatten mich gut umzingelt. Sie kamen immer näher. Ich fing an zu zittern. Niemand war in meiner Nähe, um mir zu helfen. Niemand... Ich war vollkommen auf mich allein gestellt. Ich wagte einen Versuch, doch einer packte mich am Arm. Ich schrie erschrocken auf.

„Nicht so schnell..." Sein Griff wurde immer fester. „Wenn du nicht willst, dass wir dir weh tun, dann halte still und renn nicht weg." Ich spuckte ihm ins Gesicht. Als ob ich einfach aufgeben würde...

„Jetzt werden wir auch noch frech, kleines Fräulein." Er schlug mir ins Gesicht. Eine Träne rollte über meine gerötete Wange.

Ich wurde wütend. In mir begann es zu kochen. Ich schrie... Ich schrie so laut, dass meine Angreifer noch mehr lachten. Sie hatten offenbar Spaß an dem Ganzen.

Ich wehrte mich mit Händen und Füßen. Sie hatten es schwer, mich festzuhalten, doch ich würde niemals kampflos aufgeben... Niemals.

Doch plötzlich wurde alles um mich herum still. Ich öffnete verwundert meine Augen, wobei ich nicht gemerkt hatte, wie ich sie geschlossen hatte...

Die Männer starrten mich verdutzt und schockiert an. Ich sah Angst in ihren Augen. Was war geschehen?

Sie konnten sich nicht bewegen. Sie waren wie festgenagelt. Nur einer hob zitternd seine Hand... Er zeigte auf mich. Ich schaute meine Hände an... Mein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Panik.

Meine Hände hatten sich in Klauen verwandelt. Ich begann pausenlos zu schreien. Panik. Panik. Panik. Was war mit mir geschehen? Wer bin ich? Oder wohl eher: Was bin ich?

War das nur ein Traum oder war das die bloße Realität? Hatte ich Halluzinationen? Was war los mit mir?

Ich bekam keine Luft mehr. Alles um mich herum verschwand. Dann umgab mich Schwärze. Meine Gefühle kochten über... Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Ich hörte nur schmerzerfüllte Schreie, bevor ich zu Boden fiel und alles verstummte...


Danke fürs Lesen. Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. Über eure Meinung würde ich mich sehr freuen, also lasst gerne ein Kommentar oder ein Vote da. Lots of Love, Larissa <3

Wolfsmädchen - Im Schatten des WaldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt