16 Langsam

0 1 0
                                    

Kapitel 16: Langsam habe ich genug von dir. Déjà-vu.


Zu sagen, dass sie sich hier mittlerweile wohlfühlte. Kam nicht wirklich der Wahrheit nahe. Mit jedem neuen Besuch, die sie in diesem Krankenhaus verbringen musste, wurde es zu einer Nerven raubenden Angelegenheit.

Der Druck und die Sorge ließen ihre Kopfschmerzen wieder migräneartig werden und sie versuchte dennoch bei all diesem Stress die Ruhe zu bewahren.

Eine nette Schwester am Eingang der Klinik verwies sie, nachdem sie alle Daten und sämtliche Chipkarten eingelesen hatte, in die Notfallchirurgie auf einen weißen Plastiksessel. Das Einzige, was sie an dieser Situation lustig fand, war die Tatsache, dass sie heute auf dem Stuhl saß und Sotiras auf dem Bett liegen musste. Sonst lag sie immer flach.

Doch die Sorge um ihre zwei Lieben ließ ihre Sorge die Oberhand gewinnen. Ihr Magen schien sogar etwas zu rebellieren, obwohl sie zusammen noch ein ausreichendes Frühstück gemacht hatten. Doch der Tag hatte bereits einige Kalorien gekostet und so fühlte sie sich müde, schlaff und nicht ganz wohl bei der Sache. Sie hatte sogar das eigenartige Gefühl, dass ihr bei diesem „Sauberen Geruch", der Desinfektionslösung die Nase brannte.

Doch sie musste sich gedulden. Es dauerte ungefähr weitere vierzig Minuten, bis eine Schwester sie von ihrem harten Stuhl befreite und sie in ein Zimmer führte. Dort musste sie sich die Hände mehrmals waschen und einen grünen Kittel anziehen, sowie Handschuhe, einen Mundschutz der ihr den Atem raubte und eine Art Mütze für ihre Haare. Mittlerweile war sie schon mehr als drei Stunden hier und sie fühlte ihre Ängste noch mehr als sonst. Doch die Schwester schien nicht auf ihre Ängste einzugehen und schien nur wie eine leere Hülle ihrer Aufgaben nachzugehen.

Nachdem sie die ganze Prozedur durchgezogen hatte, führte sie die Schwester durch einen langen Korridor vor eine hellbraune Türe. Sie sah genauso aus, die wie der Nachbarzimmer. Wie sie dies wohl schaffen, sich zurechtzufinden? Ich glaube, ohne Kompass würde ich mich hier verlaufen. Dachte sie noch für sich, als sie das Zimmer betraten. Dort sah sie zwei Betten stehen. Sotiras lag zur linken und seine Mutter zur rechten Seite. Sie waren jeweils in weiß-blauen Bettwäschen eingepackte Betten gelegt und an die Fensterfront geschoben wurden. Seine Mutter hatte einen dicken Arm, sie vermutete eine Schiene darunter und dann sah sie einen großen weißen Verband um ihren Kopf. Sotiras schien es nicht besser zu gehen. Seine Beine schienen doppelt zu groß zu sein, jedenfalls was sie an der Bettdecke sah und hatte mehrere Schnitte im Gesicht. Er und seine Mutter hatten jeweils einen Schlauch an der Nase hängen, sowie an den Armen. Die Geräte, die an ihren Betten standen und an denen sie vermutlich hingen, piepte in einem leisen Ton vor sich hin.

Die Schwester, die noch immer vor ihr herging und sie als Erstes zu ihrer Schwiegermutter brachte, sie hatte noch nie so über sie gedacht, verwies auf den dicken Arm. „Sie hat mehrere Frakturen am linken Arm und einige Quetschungen erlitten. Sie leidet unter einem Schädel-Hirn-Trauma. Wir mussten sie beide vorsichtshalber in ein künstliches Koma versetzen, da sie eine schwere Hirnblutung hatten, wir hoffen damit die Heilung zu verbessern." Dann trat sie ein paar Schritte zu Seite, lief an einen der Monitore und ließ ihr Platz. Sie wusste vor Schreck nicht, was sie sagen sollte. Deshalb streichelte sie zaghaft das Gesicht ihrer Schwiegermutter, an einer freien Stelle. „Ich hoffe du kommst bald wieder über den Berg, ich wollte doch noch ein paar Tipps zur Baumpflege von dir."

Die Schwester drehte sich zu Sotiras Bett und lief dort ebenfalls zum Monitor. Drückte kurz darauf auch an diesem Gerät herum, das nacheinander mehrmals kurze Pieptöne von sich gab. „Ich überprüfe nur die Werte. Es scheint aber derzeitig alles stabil zu sein." Sie drehte sich zu ihr und Sashima ging ein paar Schritte auf sie zu. „Ist er ihr Freund? Oder sind sie verheiratet?"

Sie blickte ihren Geliebten an und lief ein paar Schritte auf ihn zu, bis sie seinen Arm erreichen konnte. Dann sah sie die Schwester an, die noch immer wartend ihren Blick auf sie hatte. „Nein, wir sind noch nicht verheiratet. Sind aber gerade gemeinsam in ein Haus gezogen. Er hat mich bis jetzt noch nicht gefragt." Sie merkte, wie ihr Blick neblig wurde, Geistes gegenwärtig zog sie sich auf den nächsten Stuhl neben dem Fenster, setzte sich, als auch bereits ihr Blick schwarz wurde. Nach ihrem Gefühl, wenige Sekunden später, schlug sie die Augen auf und sah in das Gesicht der Schwester. Diese kniete vor ihr und sah sie mit sorgenvollem Blick an. „Geht es ihnen wieder besser? Sie waren kurz ohne Bewusstsein. Wollen sie mit mir vor die Türe gehen und etwas trinken? Sie sehen blass aus. Ihr Puls ist ganz schwach und etwas unregelmäßig." Da bemerkte sie, dass eine Hand der Schwester und ihrem Handschuh am Handgelenk ruhte und sie wahrscheinlich ihren Puls fühlte. „Es geht schon." Versuchte sie diese zu beruhigen. Doch so fühlte sie sich nicht. Sie war müde, fühlte sich ausgelaugt und wollte einfach nur ins Bett. „Wir hatten gestern eine Feier zur Wohnungseinweihung, heute der Unfall... der ganze Tag war wohl etwas viel für mich", versuchte sie der Schwester zu erklären. Diese blickte weiter das Gesicht, die Augen an und machte „Mmmhhh. Wie sie meinen. Sie könne ja gerne erst einmal hier sitzen bleiben. Wenn sie sich aber weiterhin unwohl fühlen, wäre es mir lieber, wir schauen auch mal nach ihnen. Zu viel Stress ist auch nicht gut für ihren Zustand." Ich zog deutlich meine Augenbrauen nach oben. „Wie meinen Sie das bitte?" Die Schwester erschrak: „Oh Entschuldigung. Ich dachte, sie seien schwanger. Falls ich zu weit gegangen bin, möchte ich mich gleich entschuldigen. Ich hatte nur das Gefühl, da sie bereits vorhin so blass und müde aussahen. Deshalb auch meine neugierige Frage mit dem Ehemann." Sie zeigte ein freundliches Lächeln und es war nicht wirklich zu verstehen. Schwanger? Eher unwahrscheinlich ... Oder doch? Möglich ... Ja? Aber eher unwahrscheinlich.

Die Schwester riss sie wieder aus ihren Gedanken. „Sie können gerne noch etwas hier bleiben. Reden Sie mit ihrem Freund. Aber wenn sie sich wieder unwohl fühlen, klingeln sie oder kommen sie vor ins Schwesternzimmer, diese finden sie rechts von hier, drei Türen weiter. Ich bin heute noch bis zum späten Abend da, falls sie etwas brauchen. Notfalls fragen sie einfach nach Schwester Stefanie." Wieder zeigte sie ein freundliches Lächeln, löste ihre Hand von ihrer und ging langsam Richtung Türe. Blickte noch einmal auf die beiden Schlafenden, danach zurück auf ihr Gesicht. „Nochmals Entschuldigung, falls ich zu weit gegangen sein sollte." Danach verließ sie das Zimmer und Sashima blieb mit ihren Gedanken alleine zurück. Schwanger von Sotiras? Möglich oder Wunsch?

Unfall nach unserer Wohnungsfeier? Unfall Gas, Unfall Auto. Wo ist die Gemeinsamkeit?

Ein langer Alptraum, der irgendwie nicht zu Ende geht. Sie atmete schwer ein, versuchte es jedenfalls durch die Maske hindurch, rutschte danach näher ans Bett ihrer großen Liebe und griff nach seiner Hand. „Komm zu mir zurück, mein Retter. Ich weiß nicht, wie ich das alleine schaffen soll. Komm zu mir zurück, ich brauche dich. Ich liebe dich."

SashimaWhere stories live. Discover now