11 Bitte

6 1 0
                                    

Kapitel 11: Bitte! Ist diese zu erfüllen?

Es wurde langsam Abend und er tauchte immer noch nicht auf. Sie machte sich Sorgen und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte.

Die Polizei anrufen oder die Krankenhäuser durchtelefonieren? Oder war er bei seiner Mutter und hatte etwas vergessen bei ihr? Sie wurde schon fast verrückt, weil sie sich so viel Sorgen machte.

Denn ganzen Nachmittag hatte sie im Garten und in ihrem Häuschen gearbeitet und war kaputt nach Haus gekommen, doch er war nicht da. Ihr Zettel lag noch unangerührt auf der Anrichte und sein Telefon lag ebenso noch daneben.

Sie fing erneut an zu schluchzen, so wie die letzten Minuten. „Sotiras wo bist du nur?" Innerlich fühlte sie sich leer ohne ihn. Hoffte, dass er nicht einen Unfall hatte oder sie für immer verlassen hatte. Doch es gab dazu ja nicht einmal einen Grund. Fieberhaft überlegte sie, ob er am Tag zuvor etwas gesagt hatte, wo er hin wolle. Doch ihr fiel nichts ein. Also lief sie nur in der Wohnung umher und versuchte, sich zu beruhigen, als sie dies und das von einer Ecke in die nächste Räumte.

Gerade in diesem Augenblick, wo sie bereits kurz davor war etwas Dummes anzustellen, klackte das Schloss ihrer Haustür und sie brach an Ort und Stelle zusammen.

So fand er sie. Auf dem Boden liegend, mit verquollenen Augen und roten Rändern. „Sashima? Nein! !", schrie er und rannte auf sie zu. Er nahm sie in den Arm und hielt sie fest. Er wusste nicht, was passiert war, und suchte oberflächlich nach Verletzungen, doch da waren keine. Was war passiert? Nach zwei Minuten, für Sotiras fühlten sich wie Stunden an, wechselte ihre Gesichtsfarbe von blass – Weiß zu leicht Rose – Rot und sie schlug ihre Augen auf. „Sashima", sprach er sachte, „Was ist passiert? Bist du verletzt?"

„Nein. Ich bin nur müde. Fertig und überglücklich, dass du zu Hause bist. Ich war in Sorge, dass dir etwas passiert sein könnte." Er lächelte. „Das ist wieder typisch. Über mich machst du dir Gedanken und selbst brichst du zusammen." Jetzt musterte er sie. „Du hast heute noch nichts gegessen. Stimmts? Was hast du den ganzen Tag gemacht? Deine Kleidung ist voller Farbe und Erde." Sie blickte an sich hinunter, da bemerkte sie selbst, dass sie vor lauter Sorge und durch die Arbeit am Haus, vergessen hatte sich umzuziehen und nichts gegessen hatte. Die letzte Mahlzeit, die sie zu sich genommen hatte, wahr das Frühstück und die viele körperliche Arbeit, hatte ihr Übriges getan. „Tut mir leid." Er nahm sie noch fester in den Arm und fragte: „Was?" Sie schluchzte die letzte Träne hinunter. „Dass du dir Sorgen gemacht hast und mit deiner Vermutung richtig lagst. Ich habe am Haus gearbeitet." Sachte hob er sie hoch und trug sie in die Küche. Sie war noch nie schwer gewesen und durch seine körperliche Arbeit auf dem Bau, war er deutlich schwerer Arbeit gewöhnt. Doch sie wog so wenig, das konnte einfach nicht gesund sein.

In der Küche setzte er sie auf einen Stuhl und ging zum Kühlschrank, um ihr und für sich selbst ein Sandwich zuzubereiten. Sie hatte noch nie gerne alleine gegessen und er bekam ebenfalls hunger. Er fand keine bessere Gelegenheit, ihr alles zu erzählen. Er atmete kurz tief ein und bereitete weiter die Mahlzeiten zu. Ohne sich zu ihr umzudrehen, sagte er: „Auch ich habe heute etwas zu entschuldigen." Er fühlte sich unwohl, sie jetzt damit zu belasten, doch er durfte nicht wieder schweigen und eine Mauer aufbauen.

„Ich war im Polizeirevier." Sotiras versuchte, auf ihre Reaktionen zu lauschen, doch sie verhielt sich still und so sah er sich nach ihr um. Sie saß still auf dem Hocker, die Hände auf dem Tresen und der Blick starr auf ihn gerichtet. Sie sah nicht sauer oder geschockt aus, eher war sie noch blass vom Zusammenbruch. So stellte er ihr Sandwich hin und wartete, bis sie ihre ersten Bissen genommen hatte. Weiterhin sah sie ihn an und wartete, bis er weiter erzählte. „Ich hatte heute Nacht einen Traum. Ein Traum von dem Abend des Vorfalls. Der Mann... Der mich damals zum Stolpern gebracht hatte... Nun... Mir fiel sein Gesicht wieder ein." Er fing an zu stocken. „Das kommt daher... Im Baumarkt... Bei der Farbe..." Sashima schlug ihre Hände vor ihren Mund und nuschelte dadurch. „Du hast ihn wieder gesehen und dabei erkannt." Er nickte und konnte es immer noch nicht verstehen. Gerade nach dem Ereignis der letzten Zeit, wo sie über die Vergangenheit so viel nachgedacht hatte, tauchte er wieder auf. Mittlerweile bezweifelte er selbst schon daran, dass er ihn wirklich gesehen hatte, und er schämte sich dafür. „Ich weiß selbst nicht, ob das mittlerweile Einbildung ist oder nicht. Jedenfalls bin ich deshalb zur Polizei und hab die alte Akte aus dem Archiv holen lassen... Bevor wir die Akten angesehen haben, beschrieb ich genau den Traum und den Mann vom Baumarkt. Danach haben wir die Protokolle angesehen, es stimmte eins zu eins." Dann schlug er mit der Faust auf den Tisch, schob aber mit der anderen liebevoll das nächste Sandwich zu seiner Liebsten herüber, die ihre Hände vom Mund nahm. „Dennoch", fing er erneut an, „habe ich die ganze Zeit das Gefühl, etwas zu übersehen. Irgendetwas stimmt nicht." Er knurrte fast und Sashima wich ein Stück von ihm zurück, so kannte sie ihn nicht. Es schien ihm sehr nah zu gehen, was sie verstehen konnte, doch seine Reaktionen waren komplett neu für sie. Normalerweise, lies Sotiras solche Dinge nicht von sich durchdringen und war von ihnen beiden der Stärkere.

Die ganze Geschichte war wie ein Schritt nach vorne und drei wieder zurück. Sie kamen einfach nicht weiter. Die Polizei hatte den Fall schon vor Jahren abgeschlossen. Aber sie wusste, es gab keinen Fehler in der Heizungsanlage, ihr Vater war immer sehr besorgt um die Technik des Hauses und hielt alles in sehr guten Zustand.

Dann sah er sie mit einem flehenden Blick an. „Bitte! Ich muss es wissen!... Zeig mir deine Aufzeichnungen vom Unfall. Ich will alles wissen, was du herausgefunden oder gesammelt hast."

Sie überlegte kurz. Danach nickte sie.

Er hatte sie nie darum gebeten. Ja, vielleicht war es wirklich Zeit dafür.

SashimaWhere stories live. Discover now