Ist es nicht verrückt?

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„Ist es nicht verrückt", fing Maddie an, während ich darüber nachdachte, wie verrückt es war, dass ich heute Morgen fünf Minuten vor dem Spiegel gestanden und mich gefragt hatte, ob ich hübsch war.

„dass fast jeder Tag gleich ist? Wir stehen auf, ziehen uns an, essen, gehen zur Schule oder zur Uni oder zur Arbeit, kommen nach Hause, essen, schauen zwei Stunden fern und gehen schlafen. Jeden Tag, immer und immer wieder. Außer am Wochenende natürlich, aber das sieht irgendwie auch oft gleich aus. Wir leben also jeden Tag nach dem gleichen Muster, wissen genau, was auf uns zukommt, als wäre jeder neue Tag bereits vorprogrammiert."

Nein, beantwortete ich meine Frage von vorhin.

„Und trotzdem nehmen wir irgendwoher die Motivation, aufzustehen. Unser Bestes zu geben. Diesem Tag etwas Besonderes zu geben, etwas zu tun, was wir gestern nicht getan haben." Maddie nahm einen Schluck von ihrem Wasser. Ich fragte mich, ob sie sich morgens das Gleiche fragte wie ich neuerdings, und hoffte, dass sie sich nicht das Gleiche antworten würde.

„Wieso redest du seit letzter Woche mit mir?", platzte es plötzlich aus mir heraus und ich merkte, wie mir die Wärme ins Gesicht schoss. Schlechtes Timing, schlechte Wortwahl, schlechter Inhalt. Schnell schob ich mir eine Gabel voll Salzkartoffeln in den Mund, damit ich etwas zu tun hatte.

„Mein Tagebuch ist voll. Und weil meine Mutter meinen Geburtstag vergessen hat, habe ich jetzt kein neues, in das ich schreiben kann." Sie aß ebenfalls eine Salzkartoffel. „Und aus Trotz kaufe ich mir kein neues, eigentlich habe ich eh schon zu viele davon."

„Und deshalb redest du jetzt mit mir?"

Sie nickte. „Irgendwie muss man seine Gedanken doch loswerden, oder?"

„Das heißt, hätte deine Mutter an deinen Geburtstag gedacht, würden wir uns immer noch anschweigen?", fragte ich nach.

Sie nickte wieder. „Warum sollte ich auch sonst mit dir reden?"

„Ach stimmt, ich habe ja ganz vergessen, dass alle Menschen verschlossene Bücher sind, die du eh nie lesen würdest", antwortete ich lachend, obwohl mich diese Tatsache aus irgendeinem Grund verletzte. „Ziemlich verrückt."

„Ich?", fragte Maddie nach.

„Wir alle." Aber Maddie ganz besonders.