12 Kapitel ✔️

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Als ich Kai und Liz nicht mehr sehen konnte, wandte ich mich zu Jake.

»Du kannst jetzt gehen, sie sehen uns nicht mehr. Ach ja heute hätte niemand daran gezweifelt, dass wir ein Paar sind. Wir waren echt glaubwürdig«

»Ich bring dich nach Hause« sagte er nur.

»Danke, das ist sehr nett von dir. Genauso hatte ich dich in Erinnerung«

»Gewöhn dich nicht dran«, meinte er schmunzelnd.

Ja das brauch er mir nicht zu sagen, dass weiß ich auch so. Das war nur, weil er etwas von mir wollte. Sobald er erreicht hatte, was er wollte, würde er wieder der alte werden.

Er würde für mich unnahbar und unerreichbar sein. Noch hoffte ich ja, dass ich während der Zeit, die wir zusammen verbrachten, etwas ändern würde - ihn ändern würde - aber langsam verlor ich die Hoffnung darin.

»Hmm. Wer weiß denn alles, dass wir nur so tun, als seien wir ein Paar?«, fragte ich nun.

»Niemand. Da du es nicht Liz erzählen durftest, ist es auch nur fair gewesen, dass ich es keinem sage«

Ja das fand ich voll korrekt von ihm. Nicht das ich da was zu sagen hätte, aber trotzdem fand ich es schön. Nicht jeder hätte so etwas gemacht.

»Find ich gut. Bis wann soll ich denn noch deine falsch Freundin spielen?«

Plötzlich erstarrte er. Er blieb stehen, sodass ich schon ein paar Schritte weiter ging, bevor ich erst merkte, dass er stehen geblieben war. Ich drehte mich verwundert um.

Er starrte mich mit einer undurchdringlichen Maske an. Ich konnte keine Regung ausmachen, seine Gefühle waren dahinter perfekt versteckt, wie in einem einbruchsicheren Schloss.

Hatte ich was falsch gemacht? Ich schaute ihn verwirrt an.

Grad wollte ich seinen Namen rufen, als er sich zu Wort meldete.

»Keine Angst, die Sache hat sich hiermit erledigt«

Er wandte sich von mir ab.

»Den Rest schaffst du allein«

Damit wandte er sich von mir ab und ließ mich verdutzt zurück.

Hä? Hatte ich etwas falsch gemacht? Vielleicht etwas falsches gesagt oder eine falsche Geste gezeigt?

»Hä, hab ich was falsch gemacht«, schrie ich ihn hinterher.

Wenn er es gehört hatte, so ließ er sich nichts anmerken. Er ging, ohne sich noch einmal zu mir umzudrehen.
Was sollte ich jetzt machen? ihm hinterher und versuchen alles zu klären oder ihn erstmal in Ruhe lassen und dann morgen in Ruhe mit ihm reden, wenn er sich beruhigt hat.

Ich überlegte erstmal eine Weile, bis ich mich langsam wieder umdrehte und langsam nach Hause trottete. Damit war meine Entscheidung auch gefallen.

In dieser Nacht schlief ich nicht gut. Ich weiß zwar nicht, was ich genau geträumt habe, aber ich bin von einem Traum ins nächste geglitten, ohne richtigen Übergang. Es war dunkel, und ich suchte verzweifelt nach jemanden. Immer und immer schrie ich seinen Namen, aber ich konnte ihn nicht finden.

Am nächsten Tag in der Schule ignorierte Jake mich. Das machte es etwas schwer mit ihm zu reden. Sogar während des unterrichtet, wo wir nebeneinander saßen, blockte er alle meine Versuche ein klärendes Gespräch zu beginnen ab. So ein Trottel. Nur wenn ich wüsste, was ich verbrochen hätte, könnte ich Stellung dazu nehmen. Aber so machte er mir es unmöglich.

Das es Pribleme im Liebesglück zwischen Jake und mir gab, merkte auch Liz. Sie kam in der großen Pause zu mir.

»Was ist passiert?«

»Ich weiß es nicht. Wirklich. Ich denke die ganze Zeit darüber nach, aber mir fällt bei Gott nichts ein«

Ich könnte mir die Haare raufen. Und ich dachte immer Mädchen sind kompliziert.

»Morgen ist Valentinstag«, sagte Liz ganz plötzlich und durchbrach damit meinen Gedankenfluss.

»Scheiße! Wirklich morgen schon? Egal, ich brauche ihm eh nichts zu schenken. Er hat genug Verehrerinnen.
Brauchst gar nicht denken, dass ich die ganzen Blicke, die man ihm jeden Tag schenkt - manche mehr und manche weniger auffällig - nicht bemerke«.

»Aber du bist seine Freundin«

Aber nur gespielt

»Waaas«, sie riss entsetzt die Augen weit auf.

Verdammt! Hatte ich grade laut gedacht? Jetzt konnte ich nur versuchen, das zu retten, was noch zu retten war. Ich seufzte und erzählte ihr die ganze Geschichte. Von Anfang bis Ende und ließ dabei nichts aus. Es war nichts als die blanke und schonungslose Wahrheit.

»Aber es sah gar nicht gespielt aus«

»War es auch gar nicht. Von mir aus zumindest. Ich liebe ihn und habe ihn schon seit kleinauf geliebt«, sagte ich verzweifelt und brach in Tränen aus. Wieso merkte er das nicht?

»Sch«, sagte sie in einem beruhigenden Ton und umarmte mich sanft.

Eine ganze Weile blieben wir so und ich weinte an ihrer warmen Schulter. Alles was ich ganz tief in meinen Herzen versteckt hatte, kam ans Tageslicht. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf und gab mich meinen Gefühlen hin.

In diesem Moment war ich echt froh, sie als beste Freundin zu haben. Sie war das beste was ich mir als Freundin wünschen würde. Sie hörte mir immer zu und war für mich da. Jemand anderes wäre wahrscheinlich sauer auf mich, weil ich ihr nichts erzählt hatte. Liz aber verstand es. Sie war nicht nachtragend. Sie war... sie war einfach zu gut für mich. Ich verdiente sie echt nicht.

Wir schwänzten die 5 Stunde.

»Backst du mit mir Valentinsschokolade?«, fragte ich sie schwach.

»Klar komm um 3 Uhr zu mir und nimm auch deine Übernachtungssachen mit. Du bleibst bei mir. Wir haben schon lange keinen Mädelsabend mehr gemacht«

»Danke, du bist eine tolle Freundin«, ich umarmte sie stürmisch und sie lachte.

Hand in Hand gingen wir zur 6 Stunden, die leider schon angefangen hatte.

»Warum kommt ihr erst jetzt?«, fragte die Lehrerin sofort. Sie war von der Sorte, die Unpünktlichkeit nicht duldeten.

Liz antwortete für mich.

»Rose ging es nicht gut. Wir waren im Krankenzimmer«

Die Lehrerin nickte uns zu und wir durften uns hinsetzen. Dann sah ich wohl so scheiße aus wie ich mich fühlte. Großartig. Zeig jeden, dass du in einer Krise steckst. There we go.

Wir brachten die letzte Stunde hinter uns.

Jake brachte mich nicht nach Hause, genauso wenig, wie er mich hergebracht hatte.

Er flirtete wieder mit alles was einen kurzen Rock trug und ignorierte mich gekonnt. Er merkt wahrscheinlich nicht wie weh er mir damit tut, wenn er diese Barbiepüppchen anlächelt und begrapscht.

Wenn ich versuchte mit ihm zu reden, ließ er mich stehen. Er ließ mich gar nicht zu Wort kommen.

Alles war wieder so, wie es war, bevor ich seine gestellte Freundin spielte. Es gingen schon die Gerüchte um, dass wir uns getrennt haben. Ach was sag ich, alle wussten was los war, nur ich tappte im Dunkeln. Es kostete mich alle Mühe, nicht vor der gesamten Schülerschaft in Tränen auszubrechen.

Zu Hause aß ich schnell etwas und machte mir ein heißes Bad fertig.

Ich entspannte mich lange und ausgiebig. Dann schminkte ich mich schnell und zog mir eine schwarze Röhrenjeans und ein ein lachsfarbnes Croptop an. Zum Schluss packte ich alles ein, was ich für die Nacht bei Liz benötigte und machte mich auf den Weg zu ihr.

Fake GirlfriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt