Matchablossom OS 🌸

Wahrheiten

*Trans Kaoru AU

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Hey Dad, ich weiß, dies ist eine altmodische Art, dir meine Gefühle mitzuteilen, aber ich habe einfach Angst davor, es dir persönlich zu sagen...

Wie du weißt, bin ich transgender, also ein Junge. Aber in letzter Zeit habe ich bemerkt, dass es mich traurig und wütend macht und irgendwie deprimiert, mich jemand missgendert.

Ich will dir deswegen keinen Vorwurf machen, weder dir noch anderen, klar kann es mal passieren, dass man aus Versehen mal die falschen Pronomen benutzt.

Aber es würde mich sehr glücklich machen, wenn du mit einem guten Beispiel voran gehen und he/him Pronomen benutzen würdest.

Es würde nur helfen, mich wohl, akzeptiert und geliebt zu fühlen...

Und du würdest mir das Gefühl geben, sicher zu sein, dass da nichts ist, wofür ich mich schämen müsste, weswegen ich mich ausgegrenzt, nicht verstanden fühlen müsste.

Und wenn wir schon beim Verstehen sind. Ich würde dich gerne fragen, ob ich vielleicht mal einen Psychologen besuchen dürfte.

Denn manchmal fühle ich mich sehr unsicher in Bezug auf mich selbst und wer ich wirklich bin.

Es ist nicht einfach, sich selbst als neuen Menschen zu definieren.

Das gibt mir oft das Gefühl, alleine zu sein, so, als wäre ich in einem tiefen Loch, ohne Chance auf ein Entkommen.

Ich wünsche mir jemanden, der das sieht und mir sagt, warum ich so fühle und der mir vielleicht hilft.

So gesehen wäre ich dir sehr dankbar, wenn du über die Dinge, die ich dir geschrieben habe, nachdenken könntest und vielleicht zu mir kommst, um darüber zu reden.

Dein Sohn, Kaoru

Die Hand, die das Blatt hielt, zitterte.

So war das also, jetzt ergab alles einen Sinn.

Warum Carla übergroße Jungshoddies so mochte, warum sie nie auch nur einmal Nagellack oder Schminke getragen hatte, warum sie nie Interesse an Ballet oder Reiten hatte.

Es schien so, als würde der Mann seine beste Freundin nun in einem anderen Licht sehen.

So lange hatte sie es versteckt, hatte niemanden gesagt, dass sie Transgender war, aus Angst vor noch mehr Ablehnung.

Damals hatte Carla gesagt, ihre Familie sei gegen eine Styleänderung von ihr gewesen. Er hatte es ihr geglaubt, ohne nachzufragen.

Vielleicht hätte er dann schon erfahren, dass Carla transgender war, wenn er nur mal nachgefragt hätte.

Aber er hatte es nicht getan.

Und so musste er zwölf Jahre nach diesem Vorfall erst erfahren, dass seine beste Freundin in Wahrheit die ganze Zeit ein bester Freund namens Kaoru gewesen war.

Und das warf sein ganzes Weltbild durcheinander.

Von dem Teenager, der als einziger eine beste Freundin hatte und sich während ihres Studiums auch noch in diese verliebte, war nicht mehr viel übrig.

Stattdessen saß nun ein verwirrter und zugleich todtrauriger Mann in Kaorus Schlafzimmer im Hause Sakurayashiki und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.

So viel Leid musste Kaoru erfahren, wurde er doch sein ganzes bisheriges Leben als eine Carla gesehen, die er nicht war.

Und plötzlich fühlte er sich schuldig.