Missing You

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Eine sanfte Brise fuhr durch die Äste der Bäume.

Die Sonne sandte ihre wärmenden Strahlen auf die Schultern der Leute und die Vögel sangen munter ihre Lieder.

Ein wunderschöner Tag, doch nicht für Joe.

Für ihn klang jeder Windhauch wie eine Sturmböe, fühlte sich jeder Sonnenstrahl wie pure Provokation an.

Er hätte so glücklich sein können, hätte er sich nur mal getraut.

Hätte er einmal in seinem Leben Mut gezeigt, hätte er jetzt hier sein können, lächelnd, einen Spaziergang mit Kauro unternehmend.

Aber er hatte es nicht getan, er hatte ihn nicht gefragt, sich nicht getraut.

Und jetzt lag er da, eingebettet in einen Sarg aus Kirschholz.

Sein Gesicht jung wie damals, als sie noch unbeschwert durch die Nacht geskatet waren.

Seine Figur so schlank und doch so muskulös, geradezu perfekt.

Doch die Augen, diese wunderschönen Bernsteinaugen, würden niemals wieder leuchten, ihn niemals wieder sauer anfunkeln, niemals wieder das Licht der Welt sehen.

Und Reue, das war das Gefühl, das den Grünhaarigen von Innen zerfraß.

Hätte er Kauro nicht herausgefordert, hätte er ihm seine Liebe gestanden, hätte er sich nicht so oft mit ihm gestritten, hätte, hätte, hätte.

Alles Dinge, die ihm im Nachhinein leid taten...

Der Priester sprach sein letztes Gebet und bat dann die Angehörigen, sich von ihm zu verabschieden.

Er segnete noch das Grab und verließ dann den Friedhof, um ihnen etwas Privatsphäre zu geben.

Kaum war der Priester weg, traten Reki und Langa an das Grab.

Langa war blass, während Reki mit den Tränen kämpfte.

Der Blauhaarige bemerkte dies und nahm die Hand des Rothaarigen.

Dieser verschränkte vertrauensvoll seine Finger mit denen seines besten Freundes.

Und Joe musste unwillkürlich an sich und Kauro denken.

Er hoffte, Langa würde nicht den selben Fehler machen, wie er.

Doch Langa war mutiger als er, er würde sich trauen, das zu tun, was er versäumt hatte.

In seinen trüben Gedanken versunken, hätte er fast nicht mitbekommen, wie sich die Jungs von Cherry verabschiedeten und ihm pinke Rosen auf den Sarg legten.

Auch Miya hatte Rosen, allerdings waren seine weiß, die Farbe der Reinheit.

Rein, genauso war Kauros Herz auch gewesen.

Shadow legte ihm einen Straus einfacher Wisenblumen hin, da Kauro immer von der Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Wildblumen fasziniert war.

Sie sahen Joe an, doch er schüttelte nur den Kopf und hauchte mühsam ein „Ich möchte bitte allein sein...“

Die anderen nickten verständnisvoll und ließen ihn allein.

Dieser setzte sich auf den Rand des Grabes und lehnte seinen Kopf gegen den großen Stein.

Dann fing er an zu sprechen.

„Weißt du, Kauro, es ist sicher dämlich, mit jetzt hier alles von der Seele zu reden, zumal du mich ja nicht hören kannst.

Aber ich muss das alles einfach mal loswerden, ich kann es nicht mehr für mich behalten.

Nenn mich im Himmel oben Idiot oder Gorilla, du hast ja Recht, also lass ich es dir mal durchgehen.

Matchablossom OS 🌸Where stories live. Discover now