59 | Lösch meine Nummer

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Die hatten ihn zusammengeschlagen und es juckte ihn trotzdem nicht.

Nicht mal die konnten ihm Angst machen.

»Dann spar ich mir halt meine Meinung.« Sigge lachte laut und im nächsten Moment versenkte er seine Faust auf Fedes Gesicht. Blut tropfte auf dessen Nase und seine Augen fielen kurz zu. »Besser?«

Sigge nickte in Richtung Auto, dann ließen sie Fede los. Nicht ohne ihn am Kragen grob Richtung Hauswand zu schubsen. Im nächsten Moment wurde ich grob auf den Boden gestoßen. Mit der Fresse voran. Ich spürte zwei kräftige Tritte in meine Seite und konnte nicht anders als laut aufzustöhnen.

Einen Moment später heulte der Motor auf und der Spuk war vorbei.

Mein Herz raste.

»Scheiße, Fede, wie geht's dir?« Eilig richtete ich mich auf und drehte mich zu ihm.

Er drückte den Jackenärmel gegen seine Nase. »Geht schon«, presste er hervor, während ich dem BMW hinterher sah. Mir merkte, in welche Richtung sie verschwanden, falls das aus irgendeinem Grund noch wichtig sein sollte.

Mit verzogenem Gesicht rutschte ich ein wenig näher an Fede. »Du bis genauso respektlos wie ich. Gefällt mir.« Ich grinste und küsste ihn auf seine Stirn.

»Denk nich so viel drüber nach, wie toll du mich findes und lass weg von hier«, brachte er hervor und versuchte, sich auf die Beine zu bringen, doch schaffte es nicht. Den hatte es definitiv mieser erwischt als mich.

»Ey, ein Scheiß lauf ich jetzt noch zur Bahn. Ich sorg dafür, dass wir abgeholt werden. Ein Anruf und die sin sofort hier. Tarek kennt keine Geschwindigkeitsregeln.« Ich brachte mich in eine kauernde Position und legte ihm eine Hand auf die Schulter, drückte sie.

»Wie du meins.« Geräuschvoll zog Fede die Nase hoch und spuckte Blut auf den Boden. Sein Anblick ließ mein Herz schneller schlagen. Mann, ey, ohne mich würds ihm nicht so mies gehen. Schuldig fühlte ich mich nicht, schließlich konnte ich nichts für Kirals komische Anwandlungen. Der hatte ein mächtiges Egoproblem.

Ich verharrte so und kramte mein Handy aus meiner Hosentasche hervor. Ein paar fahrige Klicks, dann leuchtete Tareks Namen auf dem Display auf und ich drückte es an mein Ohr.

Es dauerte nur ein paar Momente, bis er ranging. »Was geht, Bruder?«, lachte er, im Hintergrund waren Stimmen und Musik zu hören.

»Wo bist du?«

»Aziz.«

»Kannst du ... kannst du mich und'n Kumpel abholen? Ich ... brauch dich.« Fuck, ich hasste es so sehr, ihn schon wieder um Hilfe fragen zu müssen. Aber andererseits, ich tat auch so viel für ihn. War schon tausendmal eingesprungen, wenns darum ging, irgendwelchen Missgeburten die Visage zu polieren. »Sin uns paar so Hur'nsöhne aufgelauert.«

»Bin unterwegs.« Tareks Antwort kam, ohne eine Sekunde zu zögern und irgendwie tat diese Gewissheit gut. Denn bei Tarek und seiner Loyalität wusste ich, dass ich mich darauf verlassen konnte.

Ich gab Tarek kurz durch, wo wir uns befanden, ehe ich auflegte. Kramte in meinen Taschen herum, doch fand kein Tempo, das ich Fede hätte anbieten können. In diesem Moment spürte ich, wie er näher an mich heranrutschte und seine Arme um meinen Bauch schlang. Hielt sich fest.

Irgendwie schutzsuchend. Mit dem Blut im Gesicht, der aufgeplatzten Wunde über der linken Augenbraue und den blauen Flecken, die sich über seine Stirn zogen, sah er verletzlich aus. Auch die Bissspuren auf seinem Hals hoben sich mittlerweile deutlich von seiner braunen Haut ab.

War ja klar, dass ein Streber wie er sich von bisschen Gewalt aus der Bahn werfen ließ.

»Hey«, murmelte ich tröstend und zog ihn an mich. »Die sin weg.«

Die Verlierer - Sklaven des ErfolgsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt