34 LIZ ‖ Freifahrtschein

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„Ich habe das Gefühl, ich muss die Notbremse ziehen, bevor ich das nicht mehr kann. Ich bin anscheinend nicht der Affären-Typ", setze ich Luke über meine Gefühlslage in Kenntnis.

„Ach ja? Also der Beziehungs-Typ?", fragt er mit zusammengezogenen Augenbrauen und einem undeutbaren Gesichtsausdruck. Er steht ganz nah vor mir und bringt damit mein Herz zum Rasen. Seine Hände spüre ich überdeutlich auf meiner Taille. Sie sorgen dafür, dass mein Körper sich durchgehend so anfühlt, als würde er unter Strom stehen.

Ich schüttle den Kopf und runzle die Stirn, kaum dazu in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, weil er so nahe ist. „Keine Ahnung. Eine Beziehung hatte ich noch nie. Vielleicht eher der One-Night-Stand-Typ?", gebe ich dann völlig verwirrt von mir.

Lukes Augenbrauen schnellen in die Höhe und ich realisiere, was ich da gerade eben wieder ohne nachzudenken ausgeplappert habe.

„Tatsächlich? Und das als Jungfrau?" Er presst die Lippen zusammen und gibt sich Mühe, nicht lauthals loszulachen.

Am liebsten würde ich auch lachen, weil alles so bescheuert vertrackt ist. Aber ich entscheide mich stattdessen dafür, ihm endlich mal reinen Wein einzuschenken.

„Luke, ich bin keine Jungfrau mehr." Seine Augen weiten sich vor Überraschung und sein unterdrücktes Lachen bleibt ihm im Halse stecken.

„Bist du nicht?" Seine Stimme ist ein erstauntes Flüstern. Ich schüttle den Kopf, während ich „Ganz und gar nicht" murmle.

Mit einem Ruck zieht er mich noch näher an sich. „Warum hast du das nicht schon früher gesagt, Babe?", platzt es atemlos aus ihm heraus, bevor er seine Lippen fest auf meine drückt. Vollkommen überrumpelt schiebe ich ihn weg.

„Hey, das ist doch jetzt kein Freifahrtschein", keuche ich ebenso atemlos.

Okay, scheiß drauf, vielleicht auch doch ...

Mit beiden Händen packe ich sein Gesicht und ziehe ihn wieder ein kleines Stück zu mir herunter. Ich küsse ihn hungrig und er erwidert den Kuss genauso leidenschaftlich. Sekunden später finde ich mich in derselben Situation vor, in der ich mich vorher von ihm losgerissen habe. Gegen die Tür gelehnt, eingefangen zwischen seinen Armen, die er links und rechts von mir abgestützt hat. Und während ich mich völlig in diesem Wahnsinnskuss verliere, klopft es energisch an exakt dieser Tür.

„Liz, bist du da drin?" Jacobs Stimme dringt nur gedämpft in den Raum. „Liz, wenn du da drin bist, dann komm lieber ganz schnell raus. Franklin ist echt sauer, er will endlich anfangen!"

„Shit!", höre ich leise Luke fluchen, während er seine Arme sinken lässt. „Na geh' schon. Ich komme gleich nach." Ich nicke mit einem enttäuschten Seufzen auf den Lippen, was ihm ein freches Grinsen entlockt, und drehe mich um. Als ich die Hand schon an der Türklinke habe, greift er mich nochmal am Arm. Sein warmer Atem trifft auf meinen Hals, während er dicht an meinem Ohr flüstert: „Warte nachher im Musiksaal, bis alle anderen weg sind, Babe. Ich fahre dich nach Hause."

„Okay." Mit einem Lächeln öffne ich die Tür, in der Hoffnung nicht so desolat auszusehen, dass jedem sofort ins Auge springt, was ich gerade getrieben habe. Ich schiebe mich durch den schmalen Spalt und schleiche leise über die seitliche Treppe auf die Bühne. Dort hänge ich mir mit möglichst unbeteiligtem Gesichtsausdruck die Gitarre um.

„Liz, wo warst du?", zischt mir Jacob vom Keyboard aus zu. Ich drehe mich zu ihm und bemerke, dass er irgendwie angepisst aussieht.

„Ich hab ein paar Minuten für mich gebraucht."

Er mustert mich mit zu Schlitzen verengten Augen und verzieht sein Gesicht zu einer Grimasse, deren Bedeutung sich mir nicht erschließt.

„Was ist mit Veronica? Hast du sie gefunden?", frage ich, einerseits um vom Thema abzulenken und andererseits, weil es mich wirklich interessiert.

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