Kapitel 14 ✔️

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L U N A

Am Sonntagmorgen wurde ich von einem Schwall Wasser geweckt.
„Aufstehen, Lu!", lachte Mine und rannte aus dem Zimmer.
Genervt stand ich auf und ging ins Bad, um mich zu duschen und anzuziehen.
So möchte man doch jeden Morgen geweckt werden.
Sarkasmus lässt grüßen!
Ich zog mir eine schwarze Jeans an und dazu einen schwarzen Pullover mit Mustern darauf.
Im Gemeinschaftsraum traf ich auf Harry, der direkt zu mir geeilt kam.
Mine war nirgends zu sehen.
„Morgen, Harry.", lächelte ich.
„Bitte sag mir, dass du mir glaubst.", sprudelte es aus Harry hervor. „Ich habe meinen Namen nicht in den Kelch geworfen."
„Keine Sorge, Harry. Ich glaube dir.", erwiderte ich und zog ihn in eine Umarmung.
Dann gingen wir zum Porträtloch, kletterten hinaus und sahen uns plötzlich Mine gegenüber.
„Hallo.", sagte sie.
In der Hand hatte sie ein paar in Servietten gewickelte Toastbrote.
„Das hier ist für dich... hast du vielleicht Lust auf einen Spaziergang?"
„Gute Idee.", sagte Harry dankbar.
Wir gingen hinunter, durchquerten rasch die Eingangshalle, gingen hinaus und schlenderten über den Rasen zum See hinüber, wo das am Ufer vertäute Schiff der Durmstrang's sich schwarz im Wasser spiegelte.
Es war ein kalter Morgen und während wir im Gehen unsere Brote aßen, schilderte Harry ganz genau, was am Abend zuvor, nachdem er den Gryffindor-Tisch verlassen hatte, geschehen war.
Wer würde Harry's Namen in den Feuerkelch werfen?
Voldemort ist ausgeschlossen, der versteckt sich irgendwo in der Welt, vermute ich mal.
Als er merkte, dass Mine ihm ebenfalls seine Geschichte ohne weitere Nachfragen glaubte, schien Harry erleichtert.
„Hör mal, natürlich war uns klar, dass du dich nicht selbst ins Spiel gebracht hast.", sagte Mine, nachdem er uns geschildert hatte, was in dem Raum hinter dem Lehrertisch geschehen war. „Du hättest dein Gesicht sehen sollen, als Dumbledore deinen Namen ausgerufen hat! Die Frage ist nur, wer hat den Zettel wirklich eingeworfen? Denn Moody hat Recht, Harry... ich glaube nicht, dass es ein Schüler getan hat... keiner von uns hätte es geschafft, den Kelch zu täuschen oder über Dumbledore's Linie -"
„Hast du Ron gesehen?", warf Harry ein.
Mine zögerte.
„Ähm... ja... er war beim Frühstück.", sagte sie.
„Glaubt er immer noch, dass ich meinen Namenszettel selbst eingeworfen habe?"
„Hmh... nein, ich denke nicht... nicht wirklich.", sagte Mine verlegen.
„Was soll das heißen, nicht wirklich?"
„Harry, das ist doch klar oder nicht?", sagte ich verzweifelt. „Er ist neidisch!"
„Neidisch?", sagte Harry ungläubig. „Neidisch auf was? Will er sich vielleicht vor der ganzen Schule zum Deppen machen?"
„Sieh mal", sagte Mine geduldig, „immer bist du es, der alle Aufmerksamkeit bekommt, das weißt du doch. Natürlich, du kannst nichts dafür.", fügte sie rasch hinzu, denn Harry riss empört den Mund auf. „Mir ist klar, du legst es nicht darauf an... aber - na ja - Ron hat so viele Brüder, mit denen er sich zu Hause messen muss, und du bist sein bester Freund und bist richtig berühmt - wenn Leute auf dich zukommen, wird er immer beiseite gedrängt, und er steckt es weg und sagt nie ein Wort, aber ich glaube, das war ihm nun doch zu viel..."
„Großartig.", sagte Harry erbittert. „Wirklich großartig. Richte ihm von mir aus, dass ich jederzeit mit ihm tausche. Du kannst ihm ja sagen, er darf es gerne mal selbst ausprobieren... wo ich auch hinkomme, ständig glotzen mir die Leute auf die Stirn..."
„Ich richte ihm gar nichts aus.", sagte Mine kurz angebunden. „Sag es ihm selbst, nur so könnt ihr die Sache zwischen euch klären."
„Ich lauf ihm doch nicht nach und helf ihm, erwachsen zu werden!", sagte Harry so laut, dass einige Eulen in einem nahen Baum erschrocken aufflatterten. „Vielleicht glaubt er mir erst dann, dass ich es nicht zum Spaß mache, wenn ich mir den Hals breche oder -"
„Das ist nicht komisch, Harry.", sagte ich leise.
„Harry, ich habe nachgedacht - du weißt, was wir tun müssen, sobald wir wieder im Schloss sind?", sagte Mine.
Sie schien zutiefst beunruhigt.
„Allerdings, Ron einen saftigen Tritt in den -"
„An Sirius schreiben. Du musst ihm sagen, was passiert ist. Er hat dich gebeten, ihn über alles, was in Hogwarts geschieht, auf dem Laufenden zu halten... mir kommt es vor, als hätte er beinahe erwartet, dass so etwas passiert. Hier, ich hab ein Blatt Pergament und eine Feder mitgebracht -"
„Nun beruhige dich doch.", sagte Harry und sah sich um, ob jemand lauschte, doch außer uns war niemand hier draußen. „Er ist wieder ins Land gekommen, nur weil meine Narbe geziept hat. Wahrscheinlich kommt er gleich mit Riesenkaracho ins Schloss gerauscht, wenn ich ihm sage, dass mich jemand ins Trimagische Turnier geschmuggelt hat -"
„Das würde er sicher von dir erfahren wollen.", sagte ich. „Und er wird es ohnehin rausfinden -"
„Wie?"
„Harry, das wird doch kein Geheimnis bleiben.", sagte ich ernst. „Dieses Turnier ist berühmt, und du bist berühmt, ich wäre wirklich überrascht, wenn der Tagesprophet nichts darüber bringen würde, dass du teilnimmst... du stehst doch schon in jedem zweiten Buch über Voldemort... und Dad würde es lieber von dir selber erfahren, da bin ich mir sicher."
„Schon gut, ich schreib ihm.", sagte Harry und warf sein letztes Stück Toast in den See.
Wir warteten eine Weile und beobachteten, wie es zunächst auf dem Wasser trieb, bis ein mächtiger Greifarm aus der Tiefe herausstieß und es mit sich hinunterriss.
Dann kehrten wir zum Schloss zurück.
„Wessen Eule soll ich denn losschicken?", sagte Harry, als wir die Treppen hochstiegen. „Er hat doch geschrieben, ich solle Hedwig nicht mehr nehmen."
„Frag doch Ron, ob er dir nicht -"
„Ich frag Ron gar nichts.", sagte Harry lustlos.
„Dann leih dir eine von den Schuleulen, die sind für alle da.", sagte Mine.
Wir stiegen hoch in die Eulerei.
Mine reichte Harry ein Stück Pergament, eine Feder und ein Tintenfass und Harry setzte sich an die Wand und schrieb seinen Brief.
Einmal hielt er kurz inne und schien zu überlegen, bevor er weiterschrieb.
„Fertig.", sagte er zu uns, stand auf und klopfte sich das Stroh vom Umhang.
Sofort kam Hedwig auf seine Schulter geflattert und streckte ein Bein aus.
„Ich kann dich nicht nehmen.", erklärte ihr Harry und sah sich nach den Schuleulen um. „Ich muss eine von deinen Kolleginnen schicken..."
Hedwig stieß einen lauten Schrei aus und flatterte so abrupt los, dass ihre Krallen in seine Schulter schnitten.
Während Harry seinen Brief an das Bein einer großen Schleiereule band, kehrte sie ihm beharrlich den Rücken zu.
Als die Schleiereule dann losgeflogen war, streckte Harry die Hand aus, um Hedwig zu streicheln, doch sie klackerte nur zornig mit dem Schnabel und flatterte ins Dachgerüst davon.
„Erst Ron und dann auch noch du.", sagte Harry wütend. „Ich kann doch nichts dafür."
Mine und ich schüttelten schmunzelnd die Köpfe.

Luna Black 4 - Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt