✺09.11.2021✺ Erstes Kapitel Neufassung✺

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(Die Absätze sind nur hier auf Watty, damit es angenehmer zu lesen ist <3

Wie immer: Jede Form von Feedback ist willkommen!)


Ihre Kaugummi-Blase platzte, als der letzte Soldat in Fetzen gerissen wurde. Die Dämonen hatten die Überhand, jetzt war alles aus. 

Alle tot und gerade ging auch noch der König in Flammen auf. Dann war die Tinte abrupt zu Ende. Weißes Blatt. Cliffhanger. So ein Mist.


Fluchend, kauend und schmatzend blätterte Sardia die Seite um. Chipskrümel blieben an den Rändern kleben und je mehr sie versuchte, sie wegzuwischen, desto mehr färbte sich das Papier in der knallroten Farbe der Paprikachips. Ärgerlich zischend sank die Kaugummi- Blase in sich zusammen und verschwand in ihrem Mund. Eine weitere Handvoll knackiger Chips spülten den Erdbeergeschmack hinunter. Sardias Augen hefteten sich an die nächste Zeile.

 So eine Schande. Der König hat doch überlebt. Lausiger Cliffhanger.

Während Sardia kritisch die Verwandlung des Königs verfolgte, ging die Tür in ihrem Rücken mit einem bedeutungsschweren Seufzen auf. Noch bevor ihre Mutter ein Wort formen konnte, war ihre Tochter bereits auf den Beinen und versteckte eilig die Lektüre unter dem Samtkissen, doch natürlich entging der Gestalt im Türrahmen der schuldbewusste Blick nicht.


„Die Kriegsgeschichte von Lur?" 

Die rasiermesserscharfen Augenbrauen hoben sich gefährlich und die knallrot bepinselten Lippen wurden schmal wie ein Strich. „Ähm, fast, ich hab-", plapperte sie los, während sie etwas verloren mitten in ihrem Zimmer stand und keinen Fluchtweg entdecken konnte.

„Dann bestimmt die Liste der Adelshäuser aus Basam, die du auswendig lernen solltest." 

Wäre Sardia nicht gerade so unangenehm heiß unter ihrem Nachthemd geworden, hätte sie gezittert bei dem frostigen Wind, der ihr entgegenschlug.

„Nicht direkt, ich-", war ihr erbärmlicher Versuch einer Ausrede, doch ihre Mutter seufzte und winkte müde mit der feingliedrigen Hand ab. Ihre Fingernägel blitzten im hellen Schein der Leselampe, die darauf gesetzten Edelsteine warfen Lichtstrahlen in alle Richtungen. 

"Ich will doch nur, dass du dich für morgen ausruhst. Ist das wirklich zu viel verlangt?"

Schuldbewusst und zerknirscht wollte sie sich ins Bett schleichen, doch ihre Mutter packte sie grob am Handgelenk und zog sie strammen Schrittes in Richtung des mannshohen Wandspiegels. Die halsbrecherischen Absätze rammte sie ungnädig in den flauschigen Teppich, sodass Sardia wie immer fürchtete, sie würde Löcher hineinreißen.Kräftig wie Adlerklauen packte ihre Mutter sie an ihren Schultern und starrte hinter ihr in den Spiegel. Wie immer setzte sie einen Blick auf, der an ein enttäuschtes Kind an Weihnachten erinnerte. „Schau dich nur an."

 Sie fuhr grob durch die Mähne aus Afrolocken, verhakte sich und entlockte Sardia ein leises Quietschen. Eilig, fast angewidert, zog ihre Mutter die Hand zurück und stemmte sie stattdessen energisch in die Hüfte. Ihre stechend silbernen Augen beäugten durch den Spiegel hindurch jede Zelle ihrer Tochter, die nicht an der richtigen Stelle saß. Und das war anscheinend jede einzelne.

Als täte sie es absichtlich, strich ihre Mutter über ihren hüftlangen und anmutig verschlungenen Zopf und fuhr liebkosend über die vielen kleinen Silberperlen, die aus dem rabenschwarzen Haar blitzten. Sardia hasste diesen Spiegel. Sie wurde schon oft genug daran erinnert, dass ihr kleiner pummeliger Körper das genaue Gegenteil ihrer atemberaubend makellosen Mutter war. Da musste so ein doofer Spiegel in ihrem Zimmer es ihr nicht auch noch unter die Nase reiben.

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