„Klär' bitte noch alle Details mit den beiden, ich muss leider los. Aber wir sehen uns ja morgen bei der ersten Probe", bittet er Luke, der neben ihm steht, und klopft ihm dabei auf die Schulter.

Auf dem Weg nach draußen macht er bei uns noch kurz Halt und gratuliert uns sehr herzlich. Ich freue mich schon darauf, mit ihm zusammenzuarbeiten. Der Mann scheint echt Ahnung von guter Musik zu haben, und man kann schließlich immer und überall etwas lernen und für sich mitnehmen.

„Gut, nachdem ihr jetzt Mitglieder in der angesagtesten Band Kaliforniens seid, müsst ihr ein paar Sachen wissen. Zuerst einmal müssen wir dringend an eurem Styling arbeiten. Es geht einfach gar nicht, wie ihr beiden rumlauft", verkündet der Bandleader jetzt von der Bühne aus.

'Und es geht einfach gar nicht, wie du uns das gerade aufs Brot schmierst!', würde ich ihm gerne erwidern, kann mich aber gerade noch bremsen. Stattdessen verziehe ich nur verärgert mein Gesicht.

Ja, ich weiß selbst, wie seltsam ich im Moment aussehe. Und ja, ich weiß auch, dass gutes Aussehen im Showbusiness total hilfreich, wenn nicht sogar unverzichtbar ist. Aber in diesem Ton und auf diese arrogante, überhebliche und beleidigende Art und Weise muss er uns das nicht mitteilen.

Immerhin sind wir nur eine Schulband, und ich werde deretwegen ganz sicher nicht mein Leben und das meines Bruders in Gefahr bringen. Also werde ich schön weiter auf den Typ 'hässliches Entlein ohne Modegeschmack' machen, da kann er sich auf den Kopf stellen, wie er will.

„Glücklicherweise haben wir einen absoluten Experten in Sachen Styling in unseren Reihen." Luke deutet auf seinen Bandkollegen, der sich vorhin als Chris vorgestellt hat. Der Typ sieht wirklich cool aus, das muss ich zugeben. Er ist groß und schlank, seine braunen Haare zieren helle Strähnchen. Sein Style ist was Besonderes, nicht zu abgehoben, aber trotzdem irgendwie ungewöhnlich. Zu einer schmalen, dunklen Hose und einem hellen T-Shirt hat er eine schwarze, ärmellose Weste mit weißen Längsstreifen kombiniert. Außerdem trägt er mehrere Ketten in verschiedenen Längen um den Hals.

Unter normalen Umständen hätte ich mich riesig darauf gefreut, mich von ihm modisch beraten zu lassen. Aber im Moment herrschen bei mir nun mal keine normalen Umstände.

Mit einem sympathischen Lächeln vollführt Chris, der neben Luke steht, eine kleine Verbeugung.

„Deshalb werdet ihr euch nachher einfach vertrauensvoll in seine Hände begeben und mit ihm noch eine Runde Shoppen gehen", fügt Luke im Befehlston seiner Ansage noch hinzu.

Jacob nickt achselzuckend und flüstert mir „Kann man ja mal machen" ins Ohr.

„Ich nicht", wispere ich zurück und beschließe, nach Lukes Vortrag blitzartig zu verschwinden. Darin habe ich schließlich inzwischen ziemlich viel Übung.

Für unsere kurze, leise Unterhaltung ernten wir sofort einen bitterbösen Blick von unserem neuen Bandleader, der uns augenblicklich zum Schweigen bringt.

„Unsere Proben finden jeden Freitag um 14.00 Uhr statt, aber vor Auftritten proben wir wesentlich öfter. Dazu seid ihr immer ausnahmslos und pünktlich da. Es gibt keinerlei Entschuldigung dafür, zu spät zu kommen oder gar ganz wegzubleiben. In so einem Fall drohen euch ernste Konsequenzen. Unser nächster Auftritt ist der Herbstball. Da es bis dahin nicht mehr lange ist, werden wir in nächster Zeit sehr, sehr oft proben. Sollte das für einen von euch ein Problem sein, sagt es jetzt gleich, damit wir uns direkt einen Ersatz besorgen können. Ihr müsst ausnahmslos alle eure anderen Aktivitäten der Band unterordnen, ansonsten werden sich unsere Wege hier auch schon wieder trennen."

Lukes finsterer und eindringlicher Blick trifft uns und bringt mich beinahe zum Lachen. Das wäre wahrscheinlich äußerst unangebracht, und zum Glück schaffe ich es gerade noch, diesen Drang zu unterdrücken. Als von uns keine Reaktion kommt, setzt er seinen Monolog fort. „Ich erwarte, dass ihr jederzeit euer Bestes gebt. Denkt immer daran, dass ihr auch außerhalb von Proben und Auftritten unsere Band repräsentiert. Verhaltet euch auch so, und zwar rund um die Uhr, ansonsten werdet ihr Ärger mit mir bekommen."

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