Origin-Story

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Erzählersicht:

Die Bris belieferten seit Jahrzehnten Kaminos Klonfabriken.
Schon lange bevor Fetts Klone hergestellt worden.
Da die Langhälse unter sich blieben, hatten sie es auch lieber von nur einem Lieferer alles Nötige zu bekommen.
Also kauften die Bris im Grunde alles Mögliche von außerhalb ein und belieferten damit Kamino.
Vor dreißig Jahren ungefähr kamen sie, nachdem sie die Waren reingebracht hatten, zum Schiff zurück, um festzustellen, dass eingebrochen wurde.
Statt jedoch das etwas entwendet wurde, war etwas zurückgelassen worden.
Ein kaminoanisches Neugeborenes.
Mit grünen Augen.
Das war der Anfang von Los Origin-Story.
Natürlich wussten die Bris was mit Grünäugigen in dieser Kultur passierte.
Einer der vielen Gründe warum sie versuchten aus dem langjährigen Handelsverhältnis mit den Giraffen zu entkommen, trotz der guten Bezahlung.
Eine Spezies die "genetisch minderwertige" Kinder umbrachte, nur weil sie grüne Augen hatten, war selbst der hartgesottenen Bri-Familie zu extrem.
Auch wenn sie liebend gern nach den  Überwachungsaufnahmen gefragt hätten, um zu erfahren wer zum Kriff da das kleine Mädchen in ihr Schiff gelegt hatte, blieb die Familie still, um ihr neustes Familienmitglied nicht zu gefährden.
Sie nannten ihr kleines Findelkind Lo Bri und zogen es auf wie ihr eigenes Fleisch und Blut.
Mit Liebe, die sie anders nie erfahren hätte.
Natürlich blieb sie während der Lieferungen nach Kamino bei Freunden der Familie, die sich dann um sie kümmerten.
Die junge Frau wurde absolut badass und lernte durch ihre menschliche Familie Empathie und Emotionen, zu denen andere ihrer Art nicht sonderlich fähig waren.
Und doch, trotzdem sie wusste wie ihr Volk sie sah, hoffte sie, dass wenigstens ihre leiblichen Eltern sie weggegeben hatten, um sie zu schützen.
Mit 23 Jahren kehrte Lo nach Kamino zurück und arbeitete undercover.
Ihre smaragdgrünen Augen versteckte sie mithilfe eigens entwickelter Kontaktlinsen, die sämtliche Scanner täuschen könnten.
Sie wollte ihre leibliche Eltern finden.
Ihren Platz in der Galaxie.
Bei jedem Kaminoaner den sie traf, stellte sie sich die Frage, ob es vielleicht ihr Vater, Bruder, Onkel oder Cousin war.
Und jede der älteren Kaminoanerinnen verursachte bei ihr die Sehnsucht nach einer Umarmung ihrer leiblichen Mutter.
Zwei Jahre brauchte sie bis sie sich hochgearbeitet hatte und endlich die nötige Sicherheitsfreigabe erlangte, um die Überwachungsaufnahmen im Archiv im untersten Stockwerk der Fabrik anzusehen.
Es regnete am Abend als sie ausgesetzt wurde.
Eine junge Kaminoanerin rannte mit einer Tasche, die sie durch den Wind unachtsam umher schleudern ließ, zum Schiff ihrer Ziehfamilie.
Die Frau verschaffte sich mit einigen Werkzeugen aus ihrem Kleid Zugang, verschwand darin, nur um mit einer leeren, zerknüllten Tasche wieder herauszuklettern.
Gleichgültig ließ die Kaminoanerin die Tasche, in der eben noch ihr Kind gelegen hatte, vom Wind davon wehen und spazierte dann fort als wäre nie etwas gewesen.
Selbst als Lo dieses Video sah, war ihre Hoffnung einen Platz in ihrem Volk zu finden nicht zerstört.
Ihre Mutter könnte unter Schock gestanden haben.
Selbst wenn nicht, ihr Vater war nicht zu sehen.
Vielleicht wollte er sie und ihre Mutter hatte ohne ihn entschieden.
Ausreden und Ausflüche.
Sie wollte noch nicht aufgeben.
Sie wollte das Gute, was sie in ihrem Volk erhoffte, noch nicht abschreiben.
Zwei, fast drei Jahre hielt sie an dieser irrationalen Hoffnung fest.
Bis sie ihren Vater traf.
"Ich kann nicht glauben, dass diese Frau damals nicht die Sicherheitsaufnahmen überspielt hat."
Sie hätte eigentlich nicht im Raum sein sollen.
Glücklicherweise war sie nicht bemerkt worden.
Sie hatte von ihrem Chef den Auftrag bekommen, dessen Bericht bei diesem Mann abzugeben.
Es war immerhin ein sehr wichtiger Bericht.
Es war ein geeigneter DNA-Spender für die von Sifo Dyas bestellte Armee gefunden worden.
Der größte Auftrag, den Kamino seit langem gekriegt hatte.
Das Videos ihrer Aussetzung spielte auf dem Schirm des Kaminoaners auf Endlosschleife, während er mit sich selbst sprach.
"Ein Glück ist es bisher nicht entdeckt worden."
Er drückte einen Knopf und löschte dieses belastende Material endgültig.
Sein "Kind" hätte ihm beinahe alles gekostet.
Eltern, die grünäugige Kinder in die Welt setzten, galten als Risikoeltern.
Die Fortpflanzung war ihnen ab der Geburt ihres grünäugigen Sprösslings nicht mehr gestattet und viele verloren ihre Positionen in der kaminoanischen Gesellschaft.
Denn wer wollte schon eine Führungskraft, die der Gesellschaft nur Missgeburten geben konnte?
Das Kind einfach im Ozean zu ertränken, war auch keine Möglichkeit.
Die Leiche wäre früher oder später aufgetaucht und eine Spezies, die klonen konnte, konnte aus den noch so zersetzen Überresten DNA für einen Abgleich gewinnen.
Der Premierminister Kaminos konnte nur hoffen, dass diese minderwertige Kreatur, die seine damalige Partnerin geboren hatte, niemals nach Kamino zurückfinden würde.
Um die Mutter dieses Dings hatte er sich schon vor Jahren gekümmert.
Niemand würde je davon erfahren.
Die Bris, obgleich er ihnen dankbar war, hielt er für zu dumm, um Rückschlüsse auf die leiblichen Eltern ihres Fundstücks zu ziehen.
"Bleib bloß da wo du bist.
Du elendige Missgeburt."
Das hatte die junge Frau gebrochen.
Ihr eigener Vater...
Sie verließ lautlos das Büro, ließ nur den Bericht zurück und irrte eine Weile orientierungslos durch die Gänge.
Versteckte ihre zitternden Hände vor den anderen Kaminoanern.
Irgendwann endete ihr Spaziergang auf einem der außen liegenden Gänge.
Sie waren kaum genutzt durch den Regen und die Gefahr von einer großen Welle erfasst und hinab gerissen zu werden.
Doch schien das Meer trotz des Sturms heute relativ friedlich.
Hätte ihre eigene Mutter sie lieber ertränkt als im Schiff ausgesetzt?
Ihr Vater schien sie offensichtlich am liebsten tot sehen zu wollen.
Wieso?
Wie konnten sie so etwas tun?
Wie konnte ein Lebewesen einem anderen so etwas an tun?
Wie...
Wie konnten sie es wagen?
An diesem Tag änderte sich alles für die zuvor so naive, junge Frau.
Ihre erste Amtshandlung war die Änderung ihres Decknamens.
Einfach aus Trotz.
Das von ihm verstoßene Kind würde mit seinem Namen alle seine Doktoren und Ärzte in die Tasche stecken, alle übertreffen.
Sie würde es allen zeigen.
Und wenn sie damit fertig war, würde sie ihren Vater alles nehmen was er sich über die Jahre erarbeitet hatte.
Sie würde der Untergang Kaminos sein.
Diese herzlose Welt im Meer versinken lassen.
Als Lo Su.
Denn sie war keine Geringere als Lama Sus einzige Tochter.
Hätte sie nur gewusst, dass sich erneut ihr Leben ändern würde.

Mein Leben ist verrückt!Where stories live. Discover now