Kapitel 1

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Es ist nun ein Jahr her, seitdem Logan zu Grabe getragen wurde und es gibt kein Tag, an dem ich nicht an ihn denken muss. Hieß es nicht immer „der Schmerz verjährt"? Dieses Sprichwort kann nur von jemanden kommen der noch nie richtig geliebt hat.
Trotz, dass es ein Jahr her ist, fühlt es sich an als wäre es erst gestern gewesen, als wäre es Gestern gewesen als Logan seinen letzten Atemzug in meinen Armen nahm. Mein Herz wurde an diesem Tag qualvoll mit bloßen Händen herausgerissen.
Der heutige Jahrestag seiner Beerdigung, macht mir die ganze Sache sacken zu lassen nicht gerade einfacher. Immer wieder höre ich die Stimme des Pfarrers, die seinen Namen vorliest und ich fühle die mitleidigen Blicke der anderen als er in das Grab hinabgelassen wurde. Ich kann es bildlich sehen, der pechschwarze Sarg mit den vielen weißen Rosen obendrauf. Zwischen den weißen Rosen sticht eine einzelne blutrote Rose heraus. Sie war schon leicht verwelkt und einige Blütenblätter hatten sich auf dem Sarg verteilt. Es war eine der Rosen, die er mir bei seinem Antrag gegeben hatte. Diese Zeit liegt nun so weit zurück und doch kann ich noch so jede kleine Träne und jede kleinste Berührung auf meiner Haut spüren.
Eigentlich hatte ich das letzte Jahr nicht wirklich darüber nachgedacht. Ich hatte mich in meine Arbeiten und Pflichten der Alpha gestürzt, dort blieb mir nicht viel Zeit um zu trauern. Tag ein Tag aus stürzte ich mich also das letzte Jahr in die Arbeit. Und heute nur umso mehr.

Um zu verdrängen...
Um zu vergessen...

„Hey hörst du mir überhaupt zu?" vorwurfsvoll blickend stand Fiona neben mir. Gut zu erkennen, die Spur von Sorge, die in ihren Augen schimmerte und diese man unschwer an ihrer Sorgenfalte an ihrer Stirn erkennen konnte.
Das letzte Jahr hatte ich mich von allen distanziert und zurückgezogen. Viele konnten damit nicht umgehen und beendeten unsere Freundschaft. Doch Fiona hatte, trotz der Distanz, die ich zwischen uns geschaffen hatte, nicht lockergelassen und war diejenige die mich aus meinem Büro schliff, damit ich mal rauskam und mich nicht wieder verkroch. Auch wenn es mir nie recht war, bin ich ihr jetzt doch sehr dankbar.
„Hey nein sorry. Seit wann stehst du denn da?" entschuldigend sah ich sie an. Sie verdrehte nur ihre Augen. „Ich habe gesagt, dass du jetzt mal aufhören sollst dich so zu überarbeiten und dich hinter deiner Arbeit zu verschanzen. Außerdem stehe ich hier schon geschlagene 5 Minuten!" energisch klopfte sie auf ihre Armbanduhr. Danach lächelte sie mich jedoch sanft an.
„Ich meine es ernst, vergrabe dich bitte nicht in deiner Arbeit. Ich wollte dich Abholen, um ins Café zu gehen. Kommst du mit?" dies war einer ihrer Versuche mich aus meinem Büro rauszulocken. Da mir gerade nicht nach reden zu mute war, nickte ich nur und packte meine Sachen in meine Tasche. Schnell warf ich mir noch meinen beigen Mantel über, bevor wir mein Büro Verliesen.
Draußen angekommen, zog ich meinen Mantel enger um meinen Körper. Um diese Jahreszeit war es dieses ungewöhnlich kalt. Zum glück erreichten wir relativ schnell das Café. Es hieß „Lilie" und hatte vor knapp einem halben Jahr eröffnet. Schon oft war ich mit Fiona hier gewesen. Die Besitzerin ist Miss Anni, sie ist eine ältere Dame und hat hier ihr ganzes Herzblut hineingesteckt. Sie hatte das Café in einem zarten Rosaton gehalten, dieser wurde abgerundet mit ein paar goldenen Akzenten. Die Atmosphäre hier war einfach beruhigend, hier war der einzige Ort an dem ich mich geborgen fühle.
Bei Betreten des Cafés schellte das kleine Glöckchen und ein heller süßer ton erklang. Sofort war Anni bei uns.
„Mädels da seid ihr ja! Ihr wart schon lange nicht mehr hier. Hast du sie endlich mal aus ihrem Büro bekommen können? Kommt setzt euch hier hin!" Sie führte uns zu an unseren Stammtisch, dieser lag ganz hinten im Café, in einer ruhigen Ecke.
„Hey Anni, ja diese Arbeit vernarrte wollte einfach nicht aufhören zu arbeiten. Ich musste sie förmlich von ihren Unterlagen frei kratzen!" lachte Fio und schaute mich dennoch mit einem vielsagenden Blick an.
„Ach Kindchen! Das Leben ist doch so kurz, genieße dein Leben und arbeite nicht nur. Als ich in deinem Alter war, war ich auf Weltreise! Aber naja ich will nicht in Erinnerungen schwelgen. Das gleiche wie immer?" wechselt sie das Thema. wir bejahten ihre Frage und sie ging schnell hinter die Theke, um die Bestellungen weiterzugeben. Gerade kommt mir der Gedanke, wie es Logan wohl hier gefallen hätte, aber schnell steckte ich diesen Gedanken in die hinterste Ecke meiner Gedanken. Stattdessen schaute ich aus dem großen Schaufenster und sah wie sich der Himmel mit immer dunkler werdenden Wolken zuzog. Es würde Regnen. Kaum später berieselten schon die ersten tropfen das Fenster und perlten daran ab. Ein heller blitz durchzog den Himmel und kurz darauf erzitterte der Himmel unter dem kräftigen Donner. „Die Männer wieder!" ich schaute zu Fiona hinüber. Sie lachte, aber in ihren Augen konnte ich tiefe Traurigkeit uns Sehnsucht erkennen. „Aber echt die Jungst würden doch nie ohne großes Schauspiel einfach so gehen!" ich lächelte als ich an Finns und Logans aufbrausende Art denken musste. Sie waren sich sehr ähnlich, dennoch war Finn eher der verspielte ruhige Typ. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen wie eine einzelne Träne sich aus ihrem Augenwinkel schlich. „Hey, Finn sieht gerade von oben auf dich herab und wird sich denken, wie hässlich diese Träne auf deinem Perfekten Gesicht aussieht." sagte ich sanft und wischte ihr die Träne von der Wange. Gleich darauf fing der Himmel erneut an zu grollen und wir mussten lachen. „Na siehst du er stimmt mir zu!" grinste ich sie an. „Spinner!" Oft habe ich vergessen, dass nicht nur ich einen geliebten Menschen verloren hatte. Auch sie verlor ihren geliebten Bruder, mit dem sie durch dick und dünn gegangen war, mit dem sie aufgewachsen war und mit dem sie immer wieder zankte, nur um sich danach lachend in die Arme zu fallen. Liebe zwischen Mates ist unbeschreiblich und Stark, doch an die Liebe von Bruder und Schwester kommt selbst diese nicht heran.

Nachdem Anni uns unsere Bestellung gebracht hatte, verbrachten wir Stunden damit uns Geschichten aus unserer Kindheit zu erzählen. Als wir aus dem Café heraustraten, dämmerte es bereits. Vor dem Café trennten sich unsere Wege. Lange Verabschiedeten wir uns mit einer innigen Umarmung. „Stell mir nur nicht dummes an!" warnte sie mich. Ich lächelte sie nur sanft an, bevor ich um die Ecke lief und sie vor dem Café stehen ließ. Mit eiligen schritten lief ich einige Straßen weiter und kam an meinem Ziel an. Der Blumenhändler war bereits dabei alles in seinen Laden zu tragen, damit es über die Nacht nicht wegkommt. „Entschuldigen Sie? Könnte ich eventuell noch einen Strauß Rosen kaufen?" vorsichtig lugte ich in den Laden hinein. „Nur zu. Kommen sie herein!" der alte Mann lächelte mich herzlich an und man konnte seine Lachfältchen erkennen. Eilig lief ich in den Laden, ich wollte ihn doch nicht von seinem Feierabend abhalten. Zwischen rosa Rosen konnte ich noch einen Strauß rote Rosen entdecken und nahm ihn vorsichtig zwischen den anderen Rosen heraus. Aus dem Kerzenregal nahm ich mir noch ein kleines Teelicht. Dies legte ich auf den Tresen und wartete bis der ältere Mann zu mir kommen würde. Er war gerade dabei einen großen schweren Blumentopf hineinzutragen. „Oh warte Sie, ich helfe ihnen!" zusammen trugen wir den Topf hinein und ich half ihm noch die restlichen Sachen reinzutragen. „Vielen Dank junge Dame!" ich lächelte ihn nur an und fragte wie viel die Rosen und die Kerze kosten würden. Er winkte jedoch nur ab. „Sehen sie dies als Dankeschön für die Hilfe an!" ich wollte schon ansetzen, um ihm zu widersprechen, doch er winkte direkt ab und lächelte mich an. „Ich denke die Person, die diesen Strauß bekommen wird, wird sich sehr freuen! Und es ist das mindeste was ich ihnen für ihre Hilfe geben kann. Sie haben noch den funken von Mitgefühl und Gutherzigkeit in ihnen, dass haben heut zu tage nur noch sehr wenige Menschen!" lächelnd bedankte ich mich und machte mich auf den Weg. Schnell wurde es dunkel und die Straßen werden nun von den gelblichen Straßenlaternen beleuchtet. Es war still und nur das leise Geräusch von fahrenden Autos, Straßen weiter war zu hören. Ich schloss einen kurzen Moment die Augen, um diese Stille zu genießen.

Doch diese Stille wurde schnell unterbrochen, als mich jemand von der Seite umstieß. Vor schreck ließ ich den Strauß Rosen aus der Hand fallen. Unsanft landete ich auf dem harten Asphalt.
Die Rosen hatten sich neben mir auf dem Gehweg verstreut. „Idiot!" fluchend sammelte ich die verstreuten Rosen auf. „Oh Miss, es tut mir sehr leid! Warten sie ich helfe ihnen!" Die Person beugte sich hinunter und half mir alles aufzusammeln. Nachdem ich die letzte Rose auflas, schaute ich auf, um zu schauen, wer mich da gerade umgestoßen hatte. Es war ein Junger Mann, Mitte zwanzig, er hatte pechschwarzes gelocktes Haar und wie man unschwer erkennen konnte war er gut gebaut. Er fuhr sich mit seiner Hand durch seine weich aussehenden schwarzen locken und sah allgemein peinlich berührt aus. Seine andere Hand hatte er zu mir herunter ausgestreckt, damit er mir hoch helfen konnte. Dankend nahm ich seine Geste an und legte meine Hand in seine. Als ich wieder sicher auf meinen Beinen stand, gab er mir die Rosen, die er aufgesammelt hatte. „Es tut mir sehr leid, ich hätte besser schauen müssen, wo ich hinlaufe!" verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. „Alles gut. Ist ja nichts passiert, ich hätte auch nicht so doof im Weg rumstehen müssen. Wie dem auch sei, ich muss dringend los! Schönen Abend!" mit diesen Worten verabschiedete ich mich und ließ ihn dort stehen um meinen Weg fort zu setzten. Am Friedhof angelangt, schob ich sachte das Tor des Einganges auf. Dieses gab ein lautes Quietschen von sich. Der Friedhof war nur von dem Mond beleuchtet, der groß am Himmel prangte. Ich lief den gepflasterten weg entlang, bis ich am Waldrand angelangt war. Von dort aus lief ich den Erdigen Weg, den Berg hinauf. Schon bevor ich oben angekommen war, konnte ich dort oben helle Lichter erkennen. Oben angekommen stand ich vor den im Halbkreis aufgereihten Gräber, der verstorbenen Mitglieder des Rudels, die bei dem Kampf ihr Leben gelassen hatten. Auf den Gräbern standen hunderte von Teelichtern und ich stand in einem Meer voll kleinen Lichtern. In der Mitter dieses Meeres, lag das Grab meines Mates unserem Alpha. Auch dort lagen viele kleine Lichter auf und um das Grab herum. Vorsichtig kniete ich mich zwischen die Lichter und platzierte den Rosenstrauß in der dafür vorgesehenen Vase. Mein kleines Teelicht brannte ich an einem anderen an und stellte es auf das Grab. Mit Tränen in den Augen saß ich nun da, einst noch die ganze Zukunft mit einem Menschen geplant und mit einem Mal ist alles ausgelöscht was man geplant und sich erhofft hat. Das Schicksal ist halt ein mieser Verräter, wie es so schön heißt.

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Ich habe Josephine in Jocelyn umbenannt!!! Nicht dass es hier zu Verwirrungen kommt. Wird im ersten Teil auch nach und nach geändert.

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Sooo als kleiner Vorgeschmack😉

Aber wie gesagt, ich werde schreiben, wann ich Motivation habe und mir Ideen einfallen. Ich hoffe das erste Kapitel gefällt euch!
Ich habe es noch nicht Korrektur gelesen oder Ähnliches.
LG Eileen

*07.02.2022*

Help me - aus den tiefen meines HerzensWhere stories live. Discover now