teatime

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teatime
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03. – 06. Juli

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IN DEN nächsten Tagen geht Jimin durch seine persönliche Hölle.

Seit Yoongi in sein Leben getreten ist, folgen seine Tage eigentlich einer bestimmten Struktur: Nach dem Aufstehen freut er sich auf den Besuch des Älteren, genießt dann die lang ersehnten schönen Stunden mit ihm und erzählt anschließend der heimkehrenden Ajin, was sie unternahmen.

Doch seit Yoongis Lebensmittelvergiftung ist alles anders. Denn seitdem gibt es keine Treffen, von denen er erzählen könnte. Mit einem Mal nehmen die Ängste und Sorgen, von denen Jimin sich größtenteils befreit glaubte, ihn wieder ein. Er zieht sich in sein Zimmer zurück, sein Herz ist schwerer als sonst. Vor Schuldgefühl und Sehnsucht. Er vermisst Yoongi.

Und doch ignoriert er seine Nachrichten, Anrufe und auch ihn selbst, als der Ältere ihn besucht und sich – wie früher – vor seiner Zimmertür niederlässt. Jimin hört dann immer Musik, um nicht der Versuchung zu unterliegen, sich mit ihm auszutauschen. Er will endgültig einen Schlussstrich ziehen. Ihm kommt kein Laut über den Lippen, er gibt auch sonst keine Reaktion und wartet darauf, dass der Ältere ihn irgendwann aufgeben wird.

Früher oder später wird das passieren, ist Jimin überzeugt. Kein Mensch hat die Geduld und Zeit sich mit jemandem wie ihm herumzuschlagen.

Nun, nach dieser Logik ist Min Yoongi dann wohl kein Mensch, denn er kommt weiterhin täglich vorbei. Am vierten Tag schiebt er unter der Zimmertür einen Brief hindurch. Bitte lies mich :) steht auf dem Umschlag.

Jimin reißt seine Kopfhörer von den Ohren. Was hat es mit dem Brief auf sich? Ist es ein Abschied? Ihm klopft das Herz bis zum Hals, mit vor Schreck geweiteten Augen starrt er auf das Stück Papier, als wäre es eine Bombe, die ihn jeden Moment in die Luft fliegen lassen würde.

»Jimin-ah, keine Ahnung, ob du mich hörst... oder in den vergangenen Tagen je gehört hast«, beginnt Yoongi.

Der Angesprochene badet in seiner einzigartigen Stimme, die ihn stets zu beruhigen vermochte; die sich wie Geborgenheit und... Heimat anfühlt. Dann brennt er vor Scham darüber, was wenige Worte auslösen. Alles in ihm sehnt sich danach, näher an die Tür zu rutschen, sein Ohr an das kühle Holz zu pressen und Yoongi so nah wie möglich zu sein. Nein. Die hinterste Ecke seines Zimmers ist da, wo er hingehört. Es ist zu seiner Sicherheit.

»Vielleicht schläfst du, vielleicht hörst du Musik, vielleicht hast du auch keinen Bock mehr auf mich und ignorierst mich einfach. Wobei mir die ersten beiden Optionen dann doch lieber wären.« Der Ältere lacht leise. Jimin verzieht schmerzvoll das Gesicht. Wenn Yoongi nur wüsste, dass genau das Gegenteil der Fall ist... Dass er am liebsten keine Sekunde von seiner Seite weichen würde. Doch er ist verdammt dazu, den Rest seines Lebens in Einsamkeit zu verbringen. Es. Ist. Zu. Seiner. Sicherheit.

»Ich werde jetzt gehen«, fährt Yoongi fort.

Endgültig? Obwohl es das ist, was Jimin erreichen wollte, trifft ihn die Aussicht, den Älteren nie wieder zu sehen, unerwartet heftig. Ihm schnürt sich die Kehle zu und er presst seine Lippen zusammen, um keinen verräterischen Laut von sich zu geben. Das ist das Beste für ihn, redet er sich ein.

»Aber ich komme morgen wieder. Und übermorgen. Und überübermorgen.«

Die tonnenschwere Last hebt sich von Jimins Brust und er kann wieder atmen. Erleichterung, getränkt von Schuld, durchfließt ihn. Er vergräbt sein Gesicht in seinen angezogenen Knien. Ich bin zu schwach.

Seelenfrieden | yoonmin || ✓Where stories live. Discover now