Sobald die Metallplatte mit leisem Quietschen zurück ins Schloss gefallen war, wurde es merklich dunkler, dennoch wagten wir einige Schritte vorwärts und sahen uns um.

Der Raum, in dem wir standen, war kaum größer als mein Schlafabteil und an der Wand direkt gegenüber dem Eingang befand sich ein weiterer Durchgang.

Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, während ich die Klinke umfasste und darauf wartete, dass Nik mir bedeutete, sie zu öffnen. Ich hatte Angst davor, was sich hinter ihr befinden könnte. Kalter Schweiß ließ meine Hände feucht werden und ich umklammerte erst meine Waffe und dann die Türklinke fester, weil ich das Gefühl hatte, sie würden mir beide im selben Moment entgleiten.

»Los!«, raunte Nik mir zu, woraufhin ich das bereits rostige Metall aufzog und meinem Partner hinein in die Dunkelheit folgte.

Ich schaffte es kaum, mich richtig umzusehen, als ich rechts neben mir ein Knirschen hörte. Im selben Augenblick erfasste der Kegel meiner Taschenlampe den Teil eines Arms und im nächsten Moment wurde ich von der Seite angerempelt.

»Nik, pass auf!«, schrie ich, doch das Chaos war bereits über uns hereingebrochen.

Ein Mann, etwa so groß wie der Commander, hatte meine Waffe gepackt und versuchte, sie mir zu entreißen. Ich festigte meinen Griff und klammerte mich an sie, als hinge mein Leben davon ab – genaugenommen tat es das auch.

Mit einer Leichtigkeit drängte mich mein Gegner zurück und als ich irgendwann mit meinem Rücken gegen eine Wand traf, wurde mir der ganze Sauerstoff aus meinen Lungen getrieben, was mich schmerzhaft keuchen ließ. Jedoch riss es mich so weit aus meiner Schockstarre, dass ich meinen Verstand und damit auch meine Nahkampffertigkeiten wiedererlangte.

Mit aller Macht warf ich mich gegen den Unbekannten und nutzte gleichzeitig den Überraschungseffekt, um ihm meine Waffe zu entreißen. Mir blieb nicht viel Zeit, bevor er sich wieder fasste, doch ich schaffte es, ihm meinen Ellenbogen in den Bauch zu rammen und mich auf seinen Rücken zu schwingen. Mit der Waffe drückte ich ihm an der Kehle die Luft ab.

Einige Sekunden lang röchelte er, dann drehte er sich und ließ sich gegen die Mauer fallen. Der Aufprall lockerte meinen Griff so weit, dass der Unbekannte mich abschütteln konnte. Dabei rutschte mir die Waffe aus der Hand und während ich zu Boden fiel, löste sich der Riemen. Mit einem dumpfen Klappern fiel die Waffe in den Staub. Mein einziger Vorteil lag einige Meter von mir entfernt. Auch der Mann schien das erkannt zu haben, denn er setzte dazu an, sich die Waffe zu schnappen.

In keinem Fall würde es mir gelingen, sie eher zu erreichen, weshalb ich das erstbeste tat, das mir in den Sinn kam. Ich stellte dem Mann ein Bein. Er stolperte darüber und fiel zu Boden, die Hand nicht weit von dem Gewehr entfernt. Schnell krabbelte ich auf allen Vieren nach vorn, den Blick immer darauf gerichtet. Auch mein Gegner schob sich hektisch vorwärts und mir war klar, dass er sie als erstes fassen würde.

»Scheiße!«, zischte ich verzweifelt, während sich der harte Betonboden in meine Knie grub und ich mir die Hände aufschürfte. Dann passierte alles so schnell, dass ich gar nicht sagen konnte, was genau geschah.

Der Mann zückte meine Waffe, richtete sie auf mich und ein lauter Knall hallte durch den weitläufigen Raum. Gleichzeitig ertönte ein erstickender Schrei. Dann war es totenstill. Mit zitternden Händen sah ich an mir herab, suchte nach der Stelle, an der mich meine eigene Waffe getroffen hatte, und wartete auf den betäubenden Schmerz, der gleich einsetzen würde.

Doch alles, was ich wahrnahm, was mein heftig pochendes Herz, welches das Blut so sehr in meinen Ohren rauschen ließ, dass ich Nik nicht verstand, der mit auf den Mann gerichteter Waffe auf mich zukam. Wachsam musterte er meinen Gegner, der reglos auf dem Boden lag, das Gewehr immer noch fest in beiden Händen. Er stupste den Mann mit dem Fuß an, doch als dieser sich noch immer nicht regte, lief er zu mir und packte mich an beiden Schultern.

Captured | Band 1Where stories live. Discover now