Lagerfeuer

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Heute ist endlich der Ausflug. Als ich am Treffpunkt ankomme, sind die meisten schon da. Ein paar Minuten später gehen wir los. Wir gehen in ein Mathematikum, es ist aber nicht so langweilig wie ich dachte. Auf dem Weg unterhalte ich mich mit Frau Birk. Es ist so schön... mittlerweile haben wir uns voll gut so auf Lehrer-Schüler-Basis angefreundet. Im Mathematikum dürfen wir alleine herumlaufen und alles anschauen. Also voll entspannt.
Zu Mittag dürfen wir in kleinen Gruppen durch die Stadt laufen und machen was wir wollen. Meine Gruppe geht Döner essen und dann schonmal in den Park, in dem sich später die Klasse trifft. Wir unterhalten uns einfach und hören Musik.
Später kommt der Rest der Klasse und wir sitzen auf Picknickdecken. Wir reden einfach. Teilweise in der ganzen Klasse, teilweise aber auch in unseren Freundesguppen. Der Tag ist echt schön.
Langsam wird es schon dunkel und wir machen ein Lagerfeuer. Es hat sogar jemand Marshmallows und Teig für Stockbrot mitgebracht. Direkt gegenüber von mir sitzt Frau Birk. Sie sieht so gut aus, wie sie ins Feuer schaut und mit meiner Klassenlehrerin redet. Als ich merke, dass ich lächelnd zu ihr schaue, schaue ich schnell weg und höre einem anderen Gespräch um mich herum zu.
Langsam wird es kalt und wir gehen in eine der kleinen Party-Hütten, die im Park stehen. Dort wird Musik angemacht und die meisten tanzen oder sitzen zusammen. Auch die Lehrer sind da. Außer Frau Birk und meiner Klassenlehrerin ist auch noch mein Mathelehrer dabei.
Nach ungefähr einer halben Stunde wird mir die Musik zu laut und die Menschen irgendwie zu viel. Ich gehe raus und setze mich ans Lagerfeuer. Meine soziale Energie ist aufgebraucht und ich genieße das knistern des Feuers. In solchen Momenten werde ich oft emotional. So kommt es, dass mir ein paar Tränen über das Gesicht kullern. Das ist mir aber egal, denn ich bin eh alleine draußen. Alle anderen sind in der Hütte. Diese Ruhe habe ich wirklich gebraucht. Meine Augen sind auf das Feuer gerichtet. Ich muss an meine Familie denken. Ich mag es ja, alleine zu sein, aber nicht einsam. Ich wäre so gerne mit ihr zusammen. Sie wäre für mich da, wenn ich mich wieder einsam fühle...
"Na?", höre ich plötzlich hinter mir, "Ist alles okay?". Es ist Frau Birks Stimme. Ich will mich nicht zu ihr umdrehen. Dann würde sie sehen, dass ich weine. Ich versuche nicht weinerlich "Ja" zu sagen. Sie setzt sich zu mir. Ich spüre ein Kribbeln in meinem ganzen Körper. Jetzt kann sie meine Tränen sehen. Es fühlt sich an, als würde sie zu mir schauen. "Willst du reden?", fragt sie. Das heißt, dass sie meine Tränen gesehen hat. Ich sage nur: "Das... kann man nicht so gut erklären..." Stimmt ja auch. Oder soll ich ihr etwa sagen, dass ich mich in sie verliebt habe?! Da rutscht sie näher zu mir, nimmt meine Hand und sagt: "Egal, wir schaffen das zusammen." Dieser Moment ist einfach perfekt. "Wenn sie nur wüsste", denke ich. Es sind nur ein paar Sekunden, jedoch fühlt es sich so lange an. Nachdem sie ihre Hand wieder weggenommen hat, schaue ich ihr kurz in die Augen. Ich bin so dankbar dafür, dass es sie gibt...

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