Böses Erwachen

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Sofort schlug auch meine Stimmung dramatisch um und Panik brach in mir aus. Ich spürte, wie mir regelrecht das Blut in den Adern gefror und es fiel mir unglaublich schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Was konnte es sein? War sie in Gefahr? Noch vor wenigen Stunden war alles in bester Ordnung gewesen, was konnte denn nur geschehen sein? Eine böse Vorahnung machte sich in mir breit.

Einige Minuten stand ich im Park und konnte mich nicht bewegen. Es war so, als hätte mich ein Blitz getroffen. Dann durchfuhr mich plötzlich ein Ruck, ich schwang mich auf mein Rad und trat wie wild in die Pedale. Vom Stadtgarten bis zu Lunas Haus war es zwar ein ziemliches Stück, aber was blieb mir anderes übrig? Ich hoffte nur inständig, dass sich mein Verdacht nicht bestätigen würde.

Mittlerweile raste ich durch den abendlichen Verkehr und die Straßen der Stadt. Die Menschen, Häuser und Autos zogen nur so an mir vorbei, ich jedoch nahm sie nicht wirklich wahr. Immer wieder musste ich an Lunas panische und angsterfüllte Stimme denken. Mit jedem Meter, dem ich Lunas Haus näher kam, stieg meine Aufregung und mein Herz pochte stärker. Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, als ich schließlich endlich die Nordstadt erreichte und in Lunas Straße abbog. Völlig außer Atem erreichte ich ihr Haus, lehnte mein Fahrrad an die Garagenwand und klingelte an ihrer Haustür Sturm. 

Nach einigen Sekunden öffnete sich schließlich langsam die Tür. Luna sah komplett anders aus als noch am Vormittag. Ihre Augen waren vom Weinen rot angelaufen und ihr komplettes Make-Up war verschmiert. Wortlos umarmte sie mich kurz und bat mich dann ins Haus. Nachdem sie die Haustür hinter mir geschlossen hatte, brach sie erneut in Tränen aus. Ich nahm sie in den Arm, strich ihr über den Kopf und tröstete sie so gut ich konnte.

"Alles ist gut Luna." flüsterte ich ihr mehrmals leise ins Ohr und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

Nach einigen Minuten hatte sie sich schließlich etwas beruhigt. Langsam gingen wir in die Küche und nahmen am Küchentisch Platz.

"J-jonas, es ist wirklich etwas Schlimmes passiert." fing sie schließlich und mit zittriger Stimme an.

"Worum geht es denn? Egal was es ist, wir schaffen das schon." versuchte ich beschwichtigend auf sie einzureden.

Luna sah mich einige Sekunden mit einem leeren Blick an. Schließlich holte sie ihr Handy hervor, entsperrte es und öffnete WhatsApp. Nachdem sie einen Chat geöffnet hatte, schob sie mir das Handy wortlos zu.

Die Nachricht war von einer unbekannten Nummer. Als ich sah, was dort zu sehen war, stieg augenblicklich Panik in mir hoch. Luna hatte keineswegs übertrieben, die Nachricht war wirklich schlimm, sogar noch schlimmer, als ich es erwartet hatte.

"Oh mein Gott!!! Was ist das?" fragte ich erschrocken.

Im Chat zu sehen waren drei Videos. Insgesamt dauerten sie über eine Stunde, doch bereits nach den ersten Minuten war mir klar, um was es sich handelte. 

In den Videos zu sehen waren Luna und ich. Jemand hatte uns beim Sex gefilmt. Und zwar jede Einzelheit, die wir gestern gemacht hatten. Das Beunruhigende war, dass die Videos am gestrigen Tag entstanden waren. Wie in Schockstarre sah ich mir ein paar Minuten an, musste dann aber ausmachen. Erst jetzt dämmerte mir langsam, dass jemand private Aufnahmen von uns beiden besaß. Jemand, von dem wir noch nicht wussten, was er damit im Schilde führte. 

"Wann hast du die denn bekommen?" brachte ich schließlich nach einer halben Ewigkeit über die Lippen.

"I-ich hab heute nach dir noch was mit Ella gemacht." stammelte sie schluchzend, "dann habe ich noch ein bisschen das Haus aufgeräumt und habe diese Nachrichten gesehen."

"Verdammt!" rief ich und ballte die Fäuste. "Das bedeutet dann, dass es wohl Kameras in diesem Haus gab oder sogar noch gibt, die uns überwachen."

Süße VersuchungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt