Tipp 3 - "Backrezept"

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Charaktere sind nicht irgendwelche Personen mit irgendeinem Namen, die zur irgendeiner Handlung beitragen. Sie haben Schwächen, Stärken, Gefühle, Gedanken, eine Vergangenheit und noch so vieles mehr, was auch uns Menschen auszeichnet.

Die Kunst des Schreibens besteht daraus ihnen Leben einzuhauchen und ihnen ein "Gesicht" zu schenken. Dabei muss es nicht darum gehen, dass Leser möglichst viel von einem Charakter erfahren, denn manchmal sind es auch "Geheimnisse", die zu einem besonderen Handlungsverlauf beitragen.

Man muss nur wissen, welche Zutaten man benötigt und in welchen Mengen. Doch bevor man überhaupt mit dem Abwiegen der Zutaten beginnt, sollte man das Rezept in Erfahrung bringen.

Und hier kommen meine "Backtipps" ins Spiel, die jeder Bäcker für sein Rezept anwenden kann :)


Steckbriefe & Biografien

Menschen sind unterschiedlich und so sollten es auch deine Charaktere sein, denn erst das sorgt für die Lebendigkeit einer Geschichte.

Doch wer sind die Personen über die ich schreibe? In diesem Fall ist es von Vorteil sich eine Übersicht zu verschaffen, durch Steckbriefe oder auch Biografien. Dabei geht es nicht darum, das aufzuschreiben, was die Leser über deinen Charakter wissen müssen, sondern was für dich wichtig ist.

Es sind die Kleinigkeiten, die sie auszeichnen:

Wie lebt er oder sie?

Was sind ihre/seine Vorlieben?

Welche Musik hört er oder sie?

Einzelgänger oder Teammensch?

Welche Schwächen hat er oder sie?

Wie steht er oder sie zu sich selbst und zu anderen Personen?

Welche Werte sind ihm/ihr am wichtgsten im Leben?

Was ist sein/ihr Lebenstraum?

Was ist sein/ihr Lieblingskleidungsstück?

Lieblingsfarbe? Lieblingsort? ... und noch so vieles mehr ...


Warum diese Dinge von Belang sind? Ein Beispiel: "Sara ist an ihrer Schule ein heißbegehrtes  It-Girl, was niemand vermutet, dass sich hinter der kühlen Fassade ein Mädchen verbirgt, das in jeder freien Minute die Nase in Bücher steckt, um aus ihrem Alltag zu flüchten."


Interview

Eine weitere Möglichkeit seinen Charakter besser kennen zu lernen ist ein Interview. Es mag einem vielleicht zunächst komisch vorkommen seinen Charakter zu interviewen, aber dennoch könnt ihr hier auf die Feinarbeit eures Charakters eingehen und das auf eine andere Art und Weise als bei den Steckbriefen oder Biografien. Denn hier geht es tatsächlich nur darum, was die Charaktere selbst über sich offenbaren. Sind sie offen und ehrlich? Oder geheimnisvoll und schüchtern? Bleibe ich mal bei meiner It-Girl Sara:

Ich: "Sara? Du bist sehr beliebt in der Schule, was machst du denn in deiner Freizeit?"

Sara: "Was ich mache?"

Ich: "Ja, genau. Was du machst."

Sara: "Was für eine Frage! Äh... was It-Girls halt eben so machen. Wenn ich überhaupt mal Freizeit habe..."

Hier wird schon deutlich, dass Sara leicht zu verunsichern ist und ein anderer Mensch ist, als sie vorzugeben scheint. Sie hat eine zweite Seite, die sie vesucht zu verbergen und darin ist sie nicht besonders gut, denn sie hätte ja auch selbstsicher auf meine Fragen reagieren können.


Aussehen

Das Aussehen ist natürlich neben Eigenschaften auch von großer Wichtigkeit und sagt viel über eine Person aus. Man kann dabei verschieden vorgehen:


1) Cast

Welche Person (Schauspieler) würde die Rolle meines Buchcharakters übernehmen?

Stellt euch mal vor, euer Buch würde man verfilmen und ihr dürftet die Auswahl der Rollenbesetzung treffen.

Beispiel: Meine It-Girl Sara ~ Teresa Palmer

Und neben dem Cast-Direktoren, werdet ihr jetzt auch noch zu Kostüm-Designern, die über das Auftreten der einzelnen Charaktere entscheiden dürfen, indem sie Kleidung & Styling bestimmen.

Bespiel: Sara

- blondes, mittellanges Haar, das sie immer offen trägt

- betont geschminkt

...

2) Illustration

Wer anders als ich künstlerisch begabt ist, sollte unbedingt sein Talent zu eigenen Gunsten nutzen und das Bild aus seinem Kopf "handfest" auf einem Papier übertragen.

Oder noch besser: Ihr nehmt euch einen künstlerisch talentierten Menschen aus eurem Bekanntenkreis zur Seite und beschreibt ihm euren Charakter, sodass er sein eigenes Bild zeichnet, das bei ihm im Kopf entsteht. Denn dasselbe passiert ja auch bei euren Lesern im Kopf - sie machen sich ein eigenes Bild von dem Charakter.


Ich hoffe diese Backtipps werden euch helfen einen besonders leckeren "Kuchen zu backen" :)

Aber zu guter letzt habe ich noch einen Tipp für euch, den ich selbst noch nicht getestet habe, aber dennoch glaube, dass es auch vielleicht etwas bringen könnte und auf alle Fälle Spaß macht, wenn ihr aus der Ich-Perspektive schreibt.


Fasching

Verkleidet euch, wie euer Protagonist.

Schon gewusst?

Bei Hörbuch-Aufnahmen verkleiden sich oftmals die Sprecher wie ihre Charaktere um sich besser in ihre Rolle heinzuversetzen. Könnte mir vorstellen, dass es vielleicht auch Autoren eine Unterstützung wäre.

Bei nächster Gelegenheit werde ich es mal für euch austesten :D


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