Teil 13 (Band 2)

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Ich wachte auf, doch meine Augen waren geschlossen. Bevor ich mich traute, sie zu öffnen, überlegte ich, wo ich sein könnte. Der Untergrund auf dem ich lag war nicht so steinhart wie der auf dem ich aufgeprallt bin, bevor ich wenig später das Bewusstsein verlor. Es war warm, fast schon zu warm. Als ich meine Augen dann endlich öffnete, konnte ich ihnen kaum trauen. Dort war Newt. Er saß mit dem Rücken zu mir auf der kannte der Couch, auf der ich lag. Ich richtete mich auf und er drehte sich um. Für einen Moment war er geschockt. Seine Augen weiteten sich und er brachte kein Wort heraus. Mir ging es genauso. Es war, als hätte ich ihn eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. War ich bis auf das eine Mal, als ich im Labyrinth gefangen war, jemals so lange von Newt getrennt. Ich fiehl ihm um den Hals und er drückte mich noch näher an sich. Zufrieden schloss ich die Augen. Ich fühlte mich, als wäre ich endlich wieder zu Hause. Ein Räuspern ertönte aus dem selben Raum. Als ich mich diesem zuwandte, erblickte ich Minho. Ich seufzte Lächelnd.
"Bekomm ich auch eine Umarmung?", fragte er gespielt beleidigt. Ich stand auf und drückte ihn fest, danach Frypan und Thomas. Brenda und Aris saßen auf einer anderen Couch und sahen in eine Richtung, aus der ich wenig später ein Gebrüll vernahm.
Erschrocken fuhr ich herum. Dort war Jorge. Er beugte sich über einen Stuhl, an dem eine Person gefesselte war. Um diesen Menschen besser sehen zu können, lief ich an Jorges Seite. Zu meiner Überraschung saß dort der kleine blonde Mann, der uns in diese Party geschickt hat. Sein Gesicht war schrecklich verunstaltet. Das linke Auge war angeschwollen, Blut tropfte von seiner Lippe.
"Ist das Marcus?", fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits ahnte. Jorge nickte nur und wandte nicht den Blick vom gefesselten Mann. Ich gesellte mich lieber wieder zu den anderen.
"Hey, alles klar Brenda?", fragte ich.
"Ja. Ich war auch weg. Bin erst heute morgen wieder aufgewacht."
Dann war ich gestern auf der Party und seit meinem Zusammenbruch bewusstlos.
"Echt kranker Typ.", warf Thomas ein und deutete auf Marcus."Die hatten dort Cranks."
"Ja, die hab ich gesehen. Was ist mit ihnen passiert?"
Marcus war ein verrückter Mann, der mit Cranks spielte als wären sie Puppen, nur um seinen Club am Laufen zu halten.
Was für eine verkorkste Welt das doch ist.
Die Jungen deuteten auf Jorge.
"Er hat sie erledigt, sonst hätten sie uns gekillt. Die haben sich losgerissen."
Ich fühlte mich schlecht dafür, dass ich meinen Freunden nicht helfen konnte.
"Wie geht es euch?", fragte ich, als ich bemerkte, dass ich es noch nicht getan hatte.
"Besser, jetzt wo wir dich wieder haben. Aber Newt," Minho zeigte amüsiert auf meinen Freund, "du hättest ihn sehen müssen. Er war am Ende. Ich sag's dir, er hat uns bestimmt alle fünf Minuten damit vollgelabert, was dir alles passiert sein könnte."
Newt ließ etwas beschämt den Kopf hängen. Ich knuffte ihn daraufhin spielerisch in die Seite.
"Das stimmt!", meldete sich Jorge zu Wort. Die Jungs lachten und auch Brenda machte mit.
So! Nun mussten wir nur noch Marcus zum Reden bringen, schließlich war er unsere einzige Chance und er wusste das. Es würde nicht einfach werden. Jorge stand immer noch vor Marcus, der nun begann zu lachen, doch ich konnte den Schmerz in seiner Stimme hören und die Angst aus seinem fauligen Atem riechen, der bis zur Couch gelangte, an der wir Kinder uns versammelt hatten.
"Hör zu, Amigo, ich will dir nicht weh tun. Sag uns einfach, wo wir den rechten Arm finden!", versuchte es Jorge mit einer etwas sanfteren Stimme.
"A-Aber ich weiß nicht, wo der rechte Arm ist." Marcus begann zu lachen. Er log ganz offensichtlich und versuchte nicht einmal, es zu verstecken. Daraufhin schlug Jorge ihm wieder die Faust ins Gesicht. Wir alle standen abrupt auf, als er auch noch seine Knarre rausholte und damit auf den gefesselten Marcus zielte.
"Okay, Schluss mit der Nettigkeit. Sag mir wo der rechte Arm ist oder ich blas dir die Birne weg, Amigo.", drohte Jorge.
Es schien ihm viel zu bedeuten. Er wollte Brenda in Sicherheit wissen. Er hatte Angst um sie. Wie war das wohl, einen Vater zu haben, oder zumindest sowas Ähnliches? Ich hoffte, irgendwann bekäme ich Antworten auf diese und weitere meiner Fragen.
Ich erkannte, dass ich genauso gerne zum rechten Arm wollte, wie Jorge, doch so sympathisch er auch sein mochte, auf seine Art bekämen wir keine Antworten. Ich lief zu Jorge, stieß ihn vorsichtig zur Seite und nahm ihm die Pistole ab.
"Y/n?", fragte Thomas. Ich antwortete nicht, umklammerte die Waffe mit meinen beiden Händen und ziehlte auf Marcus Bein.
"Sag uns, wo der verdammte Arm ist, oder ich drücke ab."
Marcus lächelte.
"Das traust du dich nicht, Püppchen. Außerde-"
*knall*
Ich drückte ab, ohne mit der Wimper zu zucken. Ein schmerzvoller Schrei entfloh Marcus' Mund. Als ich mich zu meinen Freunden umdrehte, sah ich, wie sie alle mich aus geweiteten Augen anstarrten. Es war eben nötig.
"Verfluchte Scheiße! Fahr doch zur Hölle du dreckiges Miststück. Ich-"
Da hatte Marcus die nächste Faust im Gesicht. Doch es war nicht meine. Es war Newts. Ich sah ihn überrascht an. Über seine Stirn zogen sich zornige Falten und seine Augen, welche immer noch auf Marcus gerichtet waren, blitzten geradezu. Ich fasste ihm sanft auf die Schulter und drückte ihn zurück. Jorge schaute mich an und nickte, was so viel bedeutete wie 'gut gemacht'.
"Also, Amigo?", fragte er fordernd.
"Ist ja gut, Jorge. Sie verstecken sich in den Bergen. Ihr müsst nur auf sie zufahren, dann findet ihr sie schon.
"Mh, geht doch, Amigo.", mit einem bösen Lächeln, packte Jorge, Marcus am Kragen. "Also. Wo ist Bertha?"
Ich war verwirrt.
"Wer zur Hölle ist Bertha?"

Newt und y/nWhere stories live. Discover now