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Du verfolgst die Regentropfen dabei, wie sie die Fensterscheibe hinunter laufen, so wie du es früher schon immer getan hast.

Du bist auf dem Weg zu deinem neuen Zuhause, zusammen mit deinem Stiefbruder.
Eigentlich wolltest du gar nicht hier her und vor allem nicht alleine mit deinem Stiefbruder hier her ziehen, aber du hattest keine Wahl.

Durch einen Autounfall hast du deine Mutter und deinen Stiefvater verloren. Deine Mutter war die wichtigste Person in deinem Leben. Sie war nicht nur deine Mutter, sondern nahm auch irgendwie die Rolle als beste Freundin ein. Mit ihr konntest du über alles reden, mit ihr Spaß haben und Dinge erleben, die euch beide begeisterten.

Zu deinem Stiefvater hast du nie einen großen Draht gehabt. Ihr seid immer miteinander ausgekommen, wechseltet ein paar Worte, akzeptiertet euch gegenseitig und das war's.

Deinen richtigen Vater hast du nie kennengelernt. Er hat sich direkt nach deiner Geburt aus dem Staub gemacht und keinen Hinweis für dich hinterlassen, wo du ihn finden könntest.

„Hey hörst du mir überhaupt zu?! Ich sagte wir sind da!" , schreit Lukas, dein Stiefbruder förmlich und schlägt dir auf den Oberschenkel, was dich zusammenzucken lässt.

Schnell wirfst du ihm einen bösen Blick zu und springst aus dem Auto. Es ist besser sein Verhalten so zu akzeptieren, als irgendetwas zu sagen. Es würde dir nur Ärger einhandeln und vielleicht würde ihm diesmal auch wieder die Hand ausrutschen, wie es schon ein paar mal passiert ist. 

Schnell, bevor Lukas nach deiner Tasche, dem einzigen Andenken deiner Mutter, greifen kann, presst du die Tasche an dich und läufst den Schotterweg zur Veranda.

Das Haus sieht nicht gerade Wohnhaft aus, der Vorgarten ist verwelkt und verwüstete, die Fenster sind mit Zeitungen beklebt, was wahrscheinlich als Schutz vor dem Sonnenlicht dienen sollte und ein paar Holzplatten der Veranda sind kaputt, wodurch du acht geben musst, um nicht in eins der Löcher zu treten.

„Du solltest langsam schlafen. Dein Zimmer ist hinter der ersten Tür rechts." Lukas sieht dich kurz an, bevor er ins Innere des Hauses verschwindet und dich alleine zurück lässt.

Wahrscheinlich hat er mir das kleinste Zimmer überlassen. Doch das ist mir eigentlich egal, da ich viel lieber Zeit draußen verbringe und mein altes Zimmer auch bloß zum schlafen benutzt hatte.

Doch warum soll ich früh schlafen gehen?
Schließlich bin ich keine fünf mehr und muss nicht mehr pünktlich ins Bett.

Kopfschüttelnd betrittst du das Haus, was von innen zum Glück etwas besser als von außen aussieht. Natürlich muss noch einiges gemacht werden, wie neu tapezieren, die Decken und Wände von ekeligen Spinngeweben befreien und die ein oder anderen Möbel besorgen.

Doch darum wirst du dich in den nächsten Tagen kümmern, da dies deine Aufgabe ist, so wie Lukas es dir kurz vor unserer Anreise erklärt hatte.

Erste Tür rechts. Vorsichtig öffnest du die schwere Holztür und wirfst einen Blick in das Zimmer. Es ist zwar klein, aber dafür ziemlich gemütlich. Mein altes Bett hat schon seinen Platz unterm Fenster gefunden.

Mit einem Lächeln auf den Lippen stellst du deine Tasche vorsichtig auf dem Fensterbrett ab und lässt dich auf meinem Bett fallen, um deine Augen kurz auszuruhen.

        
                         Nächster Tag

„Aufstehen!" Wirst du unsanft von Lukas aus meinem Schlaf gerissen. Du hast tatsächlich von gestern spät Nachmittag bis heute morgen durchgeschlafen, aber war das ein Wunder?

Eure Anreise hat mehrere Stunden gedauert und war bei der Hitze, die draußen herrscht, unwahrscheinlich anstrengend gewesen.

„Mach dich fertig. Wir müssen gleich los." , lässt  er dich noch wissen, bevor er aus meinem Zimmer verschwindet und ich mich anfange fertig zu machen.

The DevilWhere stories live. Discover now