12.↬ łukasz piszczek x roman bürki

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Ich glaubte ihren Worten, auch wenn die Zweifel weiterhin laut gegen meinen Kopf hämmerten. Aber ich war lauter als sie. Mein Wille war lauter als sie. Glaubte ich zumindest, bis Valentin tatsächlich einen Parkplatz fand und ich somit nur Sekunden entfernt war mich der Welt zu offenbaren. Wenn ich die Tür öffnete, gab es kein zurück mehr, denn ich trug die Regenbogenfarben auf meinen Wangen. Ich wollte den Pride Month feiern, ich wollte mich diesen Monat feiern. In der Stadtmitte verlief die Pride Parade und ich wollte Teil von ihr sein, so wie ich Teil dieser Gemeinschaft war. Ich gehörte dazu und hatte nun auch keinen Grund mehr mich zu verstecken.
„Du schaffst das, man! Wir sind da und das sind alle deiner Sorte. Hier triffst du auf keine Diskriminierung!", munterte mich Elias mit einem Schulterblick vom Beifahrersitz aus auf. Ich lachte etwas hilflos und blickte aus dem Fenster auf die Horde von Menschen, die ihre Fahnen in die Luft schwenkten und für das demonstrierten für das ich immer Angst hatte einzugestehen. Ich vernahm auf einmal klicken und als ich in die dritte Reihe blickte, war Josie ausgestiegen und lächelte mir von außen zu, winkte mich zu sich.
„Es ist ganz normale Luft zum Atmen!", ließ sie mich wissen und fuhr sich durch ihre roten Haare. Ich atmete tief ein und wieder aus und umfasste die Klinke, warf einen Hilfesuchenden Blick zu Ivy herüber.
„Ich bin da!", bestätigte sie mir und beruhigte mich dadurch ein wenig. Ich drückte die Klinke zu mir und öffnete somit die Autotür. Die Luft war zwar gleich, doch irgendwie wirkte sie erfrischender, befreiender. Vielleicht fühlte auch nur ich mich frei. Es war auf jeden Fall ein unfassbares Gefühl auszutreten und zu zeigen, wer ich war - lauter als die Zweifel zu sein, es ihnen zu zeigen, den Kampf zu gewinnen, ach wo, Kämpfe hatte ich verloren, aber ich hatte den Krieg gewonnen.
Ich vernahm den lauten Jubel von allen Seiten, Pfiffe, Schreie, alles und dann registrierte ich, dass Josie und Ivy wild applaudierten und mir um den Hals fielen, als hätte ich Olympia gewonnen, aber das war vielleicht sogar größer als Olympia. Ich klammerte mich an die beiden und presste mein Gesicht in Josies Halsgrube, während eine kleine Träne den Rand meiner Augen verließ. 36 Jahre lang wollte ich hier stehen. 36 Jahre lang hatte ich mich nicht getraut. Nach 36 Jahren hab ich mich getraut. Es war unfassbar. Es fühlte sich an, als wäre ich neu geboren, als würde neue Kraft durch meine Venen fließen. All die Schlappheit von einer schlaflosen Nacht verschwand und wurde durch einen Energieschub ersetzt.
„Und jetzt?", hörte ich dann Valentin fragen, der gerade aus dem VAN stieg und die Tür laut zuwarf.
„Jetzt feiern wir, dass Lu schwul ist, oder?", rief Ivy und warf die Arme in die Luft. Ich lachte, spürte, wie meine Wangen sich rosa färbten und nickte.
Es war Zeit zu feiern, dass ich schwul war
Wir hingen uns an die Parade an und anfangs suchte ich noch aufmerksam nach Kameras, aber irgendwann verlor ich mich so in der Euphorie der zu sein, der ich wirklich war, dass es mir völlig gleichgültig wurde, ob jemand es durch die Zeitung erfuhr oder ob ich es ihm zu erst erzählte, denn eines war für mich ab heute klar: ich würde mich nie wieder verstecken. Wenn mich heute niemand erwischte, würde es morgen in meiner Instagram Story stehen.

„Und, lebst du noch?", lachte mir Valentin entgegen, als wir in der späten Nacht in einem LGBTQ Club waren, der sich zugegeben aber nicht wirklich von anderen Clubs abhob, außer, dass halt überall die Regenbogenfahnen hingen und der größte Teil der Gesellschaft eben nicht heterosexuell war. Ich fand es irgendwie schön unter Gleichgesinnten zu sein und sich nicht wie ein Albino zu fühlen, aber zeitgleich war es auch ungewohnt eben kein Albino zu sein.
„Ich habe glaube ich selten so gelebt", ließ ich den Blondschopf wissen und grinste breit, bezweifelte aber, dass er mein Grinsen im gedimmten Licht sah.
„Deswegen geht die nächste Runde auch auf mich!", rief ich und stellte das Shot Glas laut auf dem Holztisch ab. Elias freute sich am lautesten, was wohl auch daran lag, dass er am betrunkensten war. Wenigstens hatten sie auch ihren Spaß. Denn ein Albino im Spaß haben wollte ich nicht sein.
Ich drückte mich von Hocker hoch und wählte einen ungeraden Weg Richtung Bar, torkelte mehr, als dass ich ging.
„Eine runde für fünf bitte!", bestellte ich an der Bar beim Kellner, der mich kurz prüfend begutachtete und irgendwie wusste ich, dass er mich erkannt hatte. Mein Herz schlug ein bisschen schneller, meine Zweifel wurden etwas lauter, aber ich wurde auch etwas lauter und erdrückte sie schnell.
„Der ist Fußball Fan, hat mich auch erkannt", vernahm ich dann eine Stimme, die sich doch sehr nach Roman anhörte. Ich wandte mich nach rechts und entdeckte tatsächlich Roman, der an der Bar saß und ein Bierglas in der Hand hielt.
„Hab nicht mit dir gerechnet", ließ er mich wissen. Mit heruntergefallener Kinnlade stand ich wie angewurzelt vor ihm und vernahm nur, wie er lachte.
„Wir sind von der gleiche Sorte!", redete er auf mich ein und deutete auf die Regenbogenfarbende Strähne in seinem Haar.
„Ich.... ich wusste gar nicht...."
„Bist ausgerechnet du überrascht, dass ich es so gut verstecken kann?", fragte Roman sofort und ich beendete meinen Versuch zu reden, da er wohl recht hatte. Das halbe Team könnte schwul sein und ich würde es genauso wenig wissen, wie sie wussten, dass ich schwul war.
„Aber steht dir"
„Was?", fragte ich etwas irritiert und senkte mich auf den freien Hocker neben ihm.
„Du selbst sein", lächelte er.
„Meinst du die verschmierten Fahnen?", lachte ich und berührte meine klebrige Wange.
„Die, aber viel mehr das Leuchten in deinen Augen. Sieht gut aus, solltest du beibehalten!"
Ich hab auch nicht vor es verschwinden zu lassen
„Du solltest es auch beibehalten", murmelte ich und fasste aus unerklärlichen Gründen seine gefärbte Strähne an: „Schwarz ist langweilig!"
Roman lachte rau und entlockte mir dabei eine ungewöhnliche Reaktion: Gänsehaut.
Flirteten wir etwa gerade?

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So und das Ende lasse ich jetzt offen 😁
Ich hoffe euch gefällt der Os zum Pride Month, lasst es mich gerne wissen ❤️

fussball oneshots ; boyxboy ✔︎Where stories live. Discover now