Kapitel 2

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Helles Sonnenlicht weckte mich. Langsam, damit es mich nicht blendete, öffnete ich die Augen. Mein Fenster war nach Osten ausgerichtet, damit ich die Sonnenaufgänge beobachten konnte. Ich liebte dieses Zusammenspiel aus Rot-, Gelb- und Blautönen. Doch um den Sonnenaufgang heute zu beobachten, war es leider zu spät, denn statt des sanften orange-rot der aufgehenden Sonne, schickte mir diese ihre gleißenden Strahlen mitten ins Gesicht. Schade. Aber naja, die Sonne ging ja morgen wieder auf. Ob ich sie auf Hogwarts auch beobachten konnte?

Oder überhaupt. Hogwarts. Würde ich überhaupt noch einen Brief bekommen? Es war jetzt eine Woche vor dem Ende der Ferien, doch nichts deutete darauf hin, dass ich aufgenommen werden würde. Was, wenn sie mich vergessen hätten? Schon bei dem Gedanken bekam ich Panik.

Aber ich verwarf diese Überlegung und begann, mich fertig zu machen. Duschen, anziehen, schminken. Wie immer. Doch immer wieder drängte sich mir der Gedanke auf. Was, wenn sie mich vergessen hätten?

Sobald ich fertig geschminkt war trat ich aus meinem riesigen, weißgekachelten, mit Blattgold verzierten Bad und ging in mein Zimmer. Es war weiß mit schwarzen Verzierungen. Das Holz meines Himmelbettes war genau wie mein Nachttisch, mein Kleiderschrank und mein Bücherregal aus Ebenholz. Meine Bettdecke war schwarz und harmonierte gut mit dem weiß meiner Bettvorhänge. Für viele wirkte mein Zimmer sehr trist und einfarbig. Aber ich liebte schwarz, vor allem in Kombination mit weiß und silber.

Die Tür flog auf und meine Mutter stand darin. Sie verkündete sie mir, dass es Frühstück gäbe. Dabei lächelte sie mir aufmunternd zu.

Unten in unserem geräumigen Esszimmer, schaute ich mich erstmal um. Alles wie immer. Naja, wie immer konnte ich ja schlecht sagen, denn schließlich wohnte ich hier ja erst seit ein paar Tagen. Vielleicht war das ja der Grund, warum ich keinen Brief bekam. Wenn sie mich nun nicht fanden. Aber sonst hatte es doch auch immer geklappt. Warum sollte es jetzt anders sein? Ich verbot mir weiter darüber nachzudenken und schaute mich weiter um.

Ich betrachtete die Eichenholz vertäfelten Wände. Ansonsten bestand der Raum nur aus einer Kommode mit Bildern von meiner Familie und mir und einem langen Tisch in der Mitte des Raumes der mit allerlei Essen bestückt war. Am Tisch standen drei normal große Stühle für meine Eltern und mich und ein paar kleine, die für die Hauselfen.

Denn anders als andere reinblütige Familien ließen wir unsere Elfen mit uns Essen. Sie bekamen sogar Lohn fürs Arbeiten. Alles in allem behandelten wir sie respektvoller als andere Familien.

Ich setzte mich zu meinen Eltern. ,,Lily, Pim, Roy, Shaienne!", stieß mein Vater den inzwischen schon vertrauten Ruf nach unseren Hauselfen aus. Knall! ,,Steht's zu Diensten! Was befiehlt der Herr zu tun?", riefen die vier in Chor. ,,Nichts. Es gibt Frühstück", antwortete mein Dad nüchtern. ,,Vielen Dank. Wir fühlen uns geehrt mit dem Herren und der Herrin speisen zu dürfen. Sie sind so gut zu uns.", sagten die vier synchron. Mein Vater verdrehte nur genervt die Augen. Jeden Morgen das Selbe. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, als ich die kleinen Marmeladenkleckse in Roys Gesicht bemerkte. Anscheinend hatte er schon vorher genascht. Aber man konnte es ihm schlecht verdenken, denn er war mit Abstand der Jüngste unserer Hauselfen, und für sein Alter hatte er ein hervorragendes Benehmen, auch wenn bei ihm ab und zu mal der Lausbub durchkam.

,,Übrigens, du hast Post", sagte meine Mutter und gab mir einen Brief. War das etwa...?! Ich inspizierte ihn genauer. ,,Für Vivienne", stand in akkuraten Buchstaben auf dem Pergamentumschlag. Schade. Diese Schrift würde ich überall erkennen. Der Brief war von Amelie. Ich freute mich natürlich, dass sie mir schrieb, aber über einen Brief von aber über einen Brief von Hogwarts hätte ich mich mehr gefreut. Meine Mum bemerkte meine Enttäuschung. ,,Hey, der Brief wird noch kommen", versuchte sie mich zu trösten. ,,Nein", rief ich wütend. ,, Sie wollen mich da nicht haben!" ,,Warum sollten sie dich da nicht haben wollen?", fragte meine Mutter sanft. ,,Woher soll ich das Wissen?! Vielleicht, weil sie nichts von magischen Zigeunern halten", brüllte ich. Ich ließ meine ganze Enttäuschung und meinen Frust hinaus. Die Hauselfen verfolgten das Geschehen mit aufgerissene Augen.
,,Jetzt werd' mal nicht frech, junge Dame. Das ist nun mal unser Job! Wir müssen damit klar kommen. Also sei lieber froh, denn ohne das Ganze hättest du den ganzen Luxus nicht, den du hier siehst! Und das ist mehr, als manch' anderer hat. Wir machen das für dich, Fräulein!"

Ich hatte so laut gebrüllt, dass ich fast das leise Klopfen überhörte, das vom Fenster kam. Aber nur fast. Mein Vater, der sich die ganze Zeit aus unserer Diskussion rausgehalten hatte, öffnete es. Eine schneeweiße Eule flog herein, kreiste mehrmals über unseren Tisch, ließ einen Brief auf meinen noch leeren Teller fallen und verschwand auf dem Weg, den sie gekommen war. Ich erkannte den Brief sofort an dem Wachssiegel.

Das war er. Der Brief von Hogwarts.

The perfect lover ( Draco Malfoy FF )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt