Kapitel 19

5 0 0
                                    

Er hielt den Wagen vor den Toren zum Lagerhaus, war bereits ausgestiegen, bevor Darkwing den Motor seines Motorrades abgeschaltet hatte.
Es war still.
Unangenehm still.
„In Ordnung, ich gehe als erstes da rein und du folgst mir einfach, verstanden?"
„Solange wir uns beeilen", entgegnete Megavolt, testet seine Spannung indem er ein paar Blitze zwischen seinen Händen hin und her hüpfen ließ.
Alles im grünen Bereich.
Darkwing hielt seine Allzweckpistole bereit, postierte sich vor den noch immer geschlossenen Türen des Lagerhauses.
Doch bevor er endlich öffnen konnte, näherte sich von der Straße ein leises Geräusch von Reifen, begleitet von einem angestrengten Keuchen.
Angriffsbereit wandte sich das ungleiche Team dem Neuankömmling zu, nur um dann überrascht ihre Waffen zu senken.
„Quackerjack, was machst du hier?"
Der ehemalige Spielzeughersteller brachte sein Dreirad zum stehen, stieg schnaufend ab, rang kurzzeitig nach Luft.
„Egal, wir sollten nicht noch mehr Zeit verlieren", knurrte Megavolt und wandte sich von Quackerjack ab, ignorierte den überraschten Blick Darkwings.
„Megavolt – bitte. Es tut mir leid, hörst du? Ich hab einen Fehler gemacht und ich bin hier um es wieder in Ordnung zu bringen!", keuchte er, einen flehenden Ton in der Stimme.
„Du wolltest meine Hilfe und hier bin ich. Bitte..."
„Können wir jetzt endlich da rein", fauchte Megavolt, versuchte Quackerjack so gut wie möglich zu ignorieren.
Er wusste nicht, ob sein ehemaliger Kamerad seine Worte wirklich ernst meinte und jetzt hatten sie alles andere, nur keine Zeit um über diese Sache zu reden.
Aber Quackerjack gab nicht auf.
„Megavolt, rede mit mir. Bitte, irgendwas! Ich hab doch schon gesagt, dass es mir leid tut, was soll ich noch machen? Soll ich –"
„Halt jetzt einfach die Klappe! Wir reden später", blaffte Megavolt schließlich, brachte den Erpel damit tatsächlich zum verstummen.
Darkwing hatte inzwischen das Tor geöffnet und spähte vorsichtig in das Lagerhaus, wurde mit Dunkelheit begrüßt.
„Megavolt, etwas Strom auf den Glühbirnen wäre nicht schlecht", wandte er sich an den Schurken, welcher sofort nach dem Stromkasten Ausschau hielt, ihn nicht weit entfernt entdeckte.
Ein gezielter elektrischer Blitz und surrend erwachte die Deckenbeleuchtung des Lagerhauses zum Leben.
Darkwing zögerte nicht mehr länger und trat ein, sah aus dem Augenwinkel Megavolt, der ihm angriffsbereit folgte.
Noch immer war es unnatürlich still, man hätte die sprichwörtliche Stecknadel ohne Probleme fallen gehört.
Langsam tasteten sie sich vorwärts, umrundeten einen Stapel Kisten.
Das Bild das sich ihnen bot, brachte Darkwing dazu seine Waffe zu senken, während Megavolt seine Spannung etwas zurück fuhr.
Quackerjack – der ihnen gefolgt war – schlug die Hände vor dem Schnabel zusammen.
Blut bedeckte den Boden, war noch nicht angetrocknet.
Eine reglose Gestalt lag zwischen den Lachen, ein verschmiertes Klappmesser steckte fest in der Schulter der Silhouette.
„Ist das etwa...?"
Megavolt trat als erstes vor, war nah genug um die Gestalt identifizieren zu können.
Erleichtert atmete er auf.
„Das ist nicht Jessica. Es ist dieser Dobermann-Boss", rief er den beiden zu und auch sie entspannten sich wieder.
„Du meinst Alessandro Terrent? Das Gang-Oberhaupt?"
„Scheint so...und ich glaub der Kerl lebt sogar noch...ne, hab mich getäuscht. Der ist mausetot", korrigierte sich Megavolt, ließ dem Verbrechensbekämpfer den Vorrang.
Dieser Mistkerl war also erledigt.
Aber wo war dann Jessica?
Eine Bewegung aus dem Augenwinkel erregte seine Aufmerksamkeit und zögerlich wandte er sich Quackerjack zu.
Der verrückte Clown stand noch immer bei dem Stapel Kisten, hielt jedoch einen einfachen Umschlag in Händen und winkte ihn zu sich.
„Ich hab doch gesagt, wir reden später", brummte er, trat jedoch trotzdem an Quackerjacks Seite.
„Das hab ich auch verstanden, aber der ist an dich adressiert", murmelte der Erpel und reichte ihm den Umschlag, spielte dann nervös mit den Enden seiner Kappe.
Feine Blutflecke zierten den Umschlag, auf dem tatsächlich in anscheinend hastiger Schrift sein Name geschrieben worden war.
Hastig vergewisserte Megavolt sich, dass Darkwing noch immer mit dem Toten beschäftigt war, dann öffnete er ungeduldig den Umschlag, zog einen einfachen Zettel hervor.

Hallo Einstein,
mach dir keine Sorgen um mich. Ich bin noch am Leben (hab nur ein paar Kratzer) und muss erst einmal ein paar Angelegenheiten außerhalb der Stadt regeln. Damien ist bei mir und die Rechnungen für das Krankenhaus sind für die nächsten zwei Jahre im Voraus bezahlt worden. Die Wohnung werde ich nicht halten können, rette also von meinen Elektroartikeln was du willst. Ich melde mich definitiv wieder bei dir und noch etwas – regle die Sache mit Quackerjack. Wenn ich wieder zurück komme möchte ich ihn nämlich endlich mal kennen lernen. Bis dahin,
dein Flöckchen


Jetzt verstand er, was sie gemeint hatte mit „er hätte doch eine einfache Nachricht hinterlassen können".
Ihr ging es also gut.
Er hoffte nur, dass sie sich wirklich bald bei ihm melden würde.
„Und, was schreibt sie?"
„Ich dachte, du willst von ihr nichts wissen? Außerdem – Glückwunsch – sie ist die nächsten Minimum zwei Jahre nicht mehr in der Stadt", brummte er, faltete den Brief wieder zusammen und schob ihn in seinen Anzug.
„Megavolt, wie oft soll ich es noch sagen? Es tut mir leid! Ich wollte einfach nur, dass wir beide weiterhin zusammen bleiben konnten. Ich hatte Angst, du würdest mich für sie fallen lassen..."
„Weshalb sollte ich das tun? Wie langen arbeiten wir jetzt schon zusammen? Vielleicht nicht immer erfolgreich, aber wir beide sind ein Team, wir sind Freunde und..."
Megavolt unterbrach sich, konnte es nicht aussprechen.
Noch nicht.
Quackerjack hatte ihn mehr verletzt, als er vielleicht einsah – noch schlimmer, er hatte sein Vertrauen mit Füßen getreten, hatte ihn abgewiesen, als er Hilfe gebraucht hatte.
Nun gut, er war verspätet doch noch gekommen – und Jessica wollte, dass sie sich endlich zusammenrauften...
Aber vielleicht konnte das auch warten, bis er endlich einen Arzt gesehen hatte.
„Quackerjack, wir reden ein anderes Mal, versprochen. Ich weiß jetzt, dass es Jessica gut geht und das Einzige was ich jetzt noch brauche, ist ein Krankenhaus", stöhnte er, als sich schlagartig die gebrochenen Rippen wieder bemerkbar machten.
„Natürlich...Sollen wir Darkwing Bescheid geben?"
„Der wird schon ohne uns klar kommen", knirschte Megavolt, wankte Richtung Ausgang.
„Warte, Megavolt, ich fahre..."
„Wehe ich hab nachher einen Kratzer im Lack!"
„Ich werde vorsichtig sein..."
Die Türen der Lagerhalle fielen hinter ihnen zu.

I'm always there for you...Where stories live. Discover now