Kapitel 9

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„Einstein!"
„Nicht jetzt, Flöckchen", brummte der junge Nager und fokussierte sich weiter auf seinen Lernstoff.
Doch die junge Wölfin hatte nicht die Absicht ihren besten Freund jetzt in Ruhe zu lassen.
„Stimmt es was ich gehört habe? Dass Specko dich schon wieder in die Mülltonne gestopft hat?"
„Und was wenn es so ist?", brummte er, wenig darüber begeistert, dass ausgerechnet dieses Thema von ihr angesprochen wurde.
Die Abschlussprüfungen standen bevor und er musste auch noch sein Projekt über die Nutzbarkeit statischer Elektrizität vorbereiten.
„Warum meldest du es nicht endlich beim Rektor? Mir hat man auch geholfen", seufzte Jessica und da Ottokar wusste, dass diese Unterhaltung jetzt vermutlich länger werden würde, sah er doch von seinen Arbeiten auf.
„Du hast dir selbst geholfen, Flöckchen. Ich kann das nicht, aber ich komm auch damit klar", meinte er und sie funkelte ihn wütend an.
„Du solltest aber nicht damit klar kommen!"
„Und warum nicht?"
„Weil du viel mehr Wert bist, als sie dir weiß machen wollen! Und wenn du ihnen auch noch glaubst, dann ist das alles andere als Gesund für dich!"
Was hatte seine Gesundheit jetzt damit zu tun?
Ihm ging es blendenden und außerdem wusste er, dass er mehr Wert war, als er von seinen Klassenkameraden zu hören bekam.
Er musste es ihnen jedoch nur beweisen.
„Natürlich bin ich mehr Wert und ich werde es ihnen beweisen", grummelte er und sie verdrehte die Augen.
„Du sollst es aber nicht beweisen müssen! Du solltest lieber zum Rektor gehen und dich über ihn beschweren", entgegnete sie und er zog die Nase kraus.
„Damit ich als der Schwächling dastehe, der seine Angelegenheiten nicht alleine Regeln kann und deshalb den Schutz der Autoritäten braucht? Nein, danke", knurrte er und sie seufzte.
„So wird dich niemand sehen...Und wenn doch, dann ist ihre Meinung unwichtig, solange du nur deine Ruhe hast", hielt sie dagegen und er schüttelte den Kopf.
„So werden mich alle sehen...und das will ich nicht. Ich kann es schaffen – mit diesem Projekt über die Nutzung von statischer Elektrizität kann ich ihnen allen beweisen, dass ich ein Genie bin, dass sie mich unterschätzen, dass ich ein Teil ihrer Gemeinschaft..."
„Käsekuchen", unterbrach sie ihn, die Arme ernst vor der Brust verschränkt.
„Jessica, nicht..."
„Distelfalter."
Ottokar stöhnte genervt auf.
Diese Strategie fuhr sie immer, wenn sie miteinander diskutierten. Sobald Jessica merkte, dass er sich zu sehr in etwas rein steigerte oder sie mit ihm nicht mehr weiter kam, unterbrach sie ihn.
„Einstein, jetzt hör mir noch einmal gut zu – Was ist, wenn sie dich nächstes Mal nicht einfach nur in den Mülleimer stecken? Was, wenn sie dir wirklich weh tun?"
Diese Frage erstaune ihn kurzzeitig.
„Das...das werden sie nicht tun..."
„Bist du dir da sicher? Bitte, Ottokar...ich will nicht das du verletzt wirst!"
In ihren eisblauen Augen konnte er die Sorgen erkennen, die sie sich seinetwegen machte und beschämt senkte er den Blick.
Er hatte es nicht verdient, so eine wundervolle Freundin und fast Schwester zu haben...
Sie seufzte.
„Wenn du nicht zum Rektor gehen willst, dann versprich mir bitte, dass du immerhin für den Notfall das hier mitnimmst", meinte sie und hielt ihm ein kleines Gerät hin.
„Ein Elektroschocker?"
„Nur für den Notfall", wiederholte sie und zeigte ihm ein verlegenes Lächeln.
Er erwiderte es und nahm das Gerät entgegen.
„Ich versprech es dir, Flöckchen..."

I'm always there for you...Where stories live. Discover now