Barista

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Jisung PoV

Es war erst sechs Uhr morgens und jetzt schon fast zwanzig Grad, als ich die Tür zu meinem Café aufsperrte und das Schild umdrehte, sodass 'geöffnet' dastand. Im Sommer bekam ich trotz Hitze immer ziemlich viele Besucher, was das Geschäfft ziemlich gut machte.

Vorallem eine Person brachte mir viel Geld ein. Einer meiner Stammgäste, der dreimal am Tag vorbeikam und sich immer einen Iced Americano bestellte. Jedesmal. Nie etwas anderes. Und immer legte er mir mehr Geld hin, als es eigentlich kostete.

Obwohl er so oft hier war, kannte ich nicht mal seinen Namen. Er war nicht sehr gesprächig. Inzwischen brauchte ich nur noch zu warten, bis er reinkam und sich hinsetzte, dann würde ich ihm seinen Kaffee bringen, er sich dafür bedanken und sich vor den Laptop setzen.

Zu gern wüsste ich, an was er dort schrieb. Er sah immer so konzentriert dabei aus. Vielleicht war es ja etwas für die Schule oder er schrieb eigene Geschichten. Am Ende war er ein noch sehr junger Autor und ich wusste nichts davon.

Irgendwie hatte ich den Drang dazu ihn zu fragen, was er dort immer machte, doch es könnte sein, dass er es nicht erzählen wollte, genervt wurde oder sich belästigt fühlte und ich wollte nicht riskieren, dass wir unseren besten Stammgast verlieren würden.

Da noch kein Besucher da war, wischte ich noch ein drittes Mal schnell über alle Tische, rückte Stühle zurecht und band meine Schürze neu. Dann holte ich mein Handy raus, um meine Haare nochmal zu überprüfen und an ein paar Strähnen rumzuzupfen.

Aus irgendeinem Grund wollte ich gut aussehen, für ihn, wegen ihm. Weil er von Natur aus schon so gut auszuesehen schien, ohne es überhaupt richtig zu versuchen.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als die Tür aufging und die Glocke darüber klingelte. Es war eine Frau mittleren Alters, mit schwarzen leicht zerzausten Haaren und einem schiefsitzenden Hut auf dem Kopf. Sie schien vor nicht mal allzulanger Zeit aufgestanden zu sein und hatte es eilig, so wie sie wirkte, weshalb ich schnell hinter den Tresen ging und sie freundlich anlächelte.

''Was darf es heute für Sie sein?'', fragte ich.

''Einen Cappuccino Freddo bitte und ein Stück von der Erdbeertorte zum Mitnehmen'', sagte sie und erwiderte mein Lächelnd erschöpft.

Mit einem Nicken ging ich zu der Kaffeemaschine rüber, stellte einen Becher darunter und drückte auf den Knopf für den ensprechenden Kaffee. Früher hatte ich noch alles selber gemacht, doch das hatte irgendwann zu lange gedauert, vorallem weil ich dann immer in so einen meditativen Modus überging und manchen Besuchern das zu lange gedauert hat.

Ich holte eine Schachtel heraus, schnitt ein Stück der Torte ab und legte es mitsamt einer, in Taschentücher eingewickelter, Gabel hinein.

Mir war aufgefallen, dass viele nie wussten, wie sie essen sollten, wenn sie sich etwas zum Mitnehmen kauften, weshalb ich es mir angewöhnt hatte, essbares Besteck dazuzulegen. Man musste nur daran denken, die Speise zuerst zu essen und danach erst die Gabel oder den Löffel.

Als der Kaffee fertig war, verschloss ich den Becher noch mit einem Deckel und gab die komplette Bestellung der Frau, die dankend bezahlte und dann das Café verließ.

Nun war ich wieder alleine. Mitarbeiter hatte ich nicht wirklich welche, da ich es lieber mochte, wenn ich alles alleine machte und nicht darauf aufpassen musste, ob die anderen auch ja alles richtig machten. Manchmal hatte ich den ein oder anderen Praktikanten, aber mehr auch nicht.

Dadurch, dass ich alleine war, konnte ich meinen Gedanken auch besser hinterherhängen und wurde nicht mit Fragen gestört.

Damit es nicht zu still war, machte ich leise Musik an, die aus den Boxen floss, die im ganzen Café verteilt waren und bewegte mich leicht zur Melodie mit.

𝐵𝑎𝑟𝑖𝑠𝑡𝑎 // MinsungOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz