✰ 𝐊𝐚𝐦𝐞𝐫𝐚 𝐚𝐮𝐬 ✰

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Was genau an diesem Satz so lustig ist, ob es die Art, wie er es sagt, oder die Wortwahl ist, keine Ahnung, aber ich presse mir die Hand vor den Mund, um nicht lauthals loszugackern.

»Wir sollten vielleicht wieder zurück, damit es losgehen kann.«

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Sag mal, was stimmt nicht mit dir?

Im Grunde bin ich Emilio ein Stück für diesen Satz dankbar, denn er lässt mich das Gesülze meiner Mutter komplett ausblenden. Stattdessen grübele ich darüber nach, was ich falsch gemacht habe.

Eindeutig missfällt es Emilio, dass ich Damir seine Liste weitergegeben habe. Aber warum? Der Absender hat doch klar und deutlich vorne draufgestanden.

Nach dem Hauptgang werfe ich ihm immer wieder unauffällige Blicke zu, die andeuten, dass er doch bitte mal seinen Allerwertesten in meine Richtung bewegen soll. Er kann es auch gerne über den Tisch brüllen. Leider passiert nichts dergleichen.

Erst als die Frau links von Emilio mit einer Schachtel Zigaretten in der Hand aufsteht, nutze ich die Gelegenheit, um mich neben ihm zu pflanzen. Angespannt verkrampft sich sein Griff um das Besteck, ehe er es gegen den Tellerrand fallen lässt. »Na, wenn das nicht die Heldin des Tages ist.«

Ich versuche, das vor Ironie triefende Kommentar zu ignorieren. »Okay, dieser Tag ist verdammt lang. Wenn ich noch eine Stunde die belehrende Stimme meiner Mutter im Ohr hören muss, dann saufe ich die gesamte Bar leer. Dass du mich jetzt scheinbar auch verurteilst, macht die Sache nicht besser. Warum gibst du mir einen Zettel mit ›Damirs Liste‹ und rastest aus, wenn ich sie an ihn weiterleite?«

Ruckartig dreht er den Holzstuhl zu mir um. Aufgrund des unebenen Untergrunds fällt er dabei fast um. Ich greife nach seiner Lehne und schaffe ihm dadurch den nötigen Halt. »Offensichtlich«, seine Wut auf mich schwindet nicht. Umso neugieriger werde ich, was dort draufgestanden haben mag, »hast du Pech beim Nachdenken, was? Warum sollte ich dir wohl so eine Liste geben? Hm, was hatte ich dem armen Emilio nochmal aufgetragen?«

Meine Augen weiten sich vor Erkenntnis. Er hat doch nicht etwa-

Warum hat er die Informationen über Damirs Person denn schriftlich festgehalten? Und ist es in dem Fall nicht eher Keylas Liste? Nein, nein, nein. Ich trage hier nicht die alleinige Schuld.

»Hm, sag beim nächsten Mal besser die zwei kleinen Wörtchen ›für dich‹. Das macht Vieles einfach und kostet dich kaum Energie.«

Emilio brummt. »Es wird kein nächstes Mal geben.«

Mein Blick huscht nun auch zu Damir rüber, der sich angeregt mit einer unbekannten Person unterhält, dabei ebenfalls langsam mit dem Hauptgang abschließt. »Und was stand auf der Liste?« Ich versuche, möglichst belanglos zu klingen, scheitere jedoch kläglich.

Seine Mundwinkel zucken. »Tja, die hat Damir. Hätte dir gefallen. Jetzt wirst du es nie erfahren.« Ich fluche.

»Hör zu, es tut mir leid. War ein Missverständnis, an dem du nicht ganz unschuldig dran bist. Einfach Gras drüber wachsen lassen. Damir geht's scheinbar auch gut.« Ich deute auf ihn, der seinem Gesprächspartner freundlich zu lächelt. »Ich kann diesen Abend unmöglich mit dem Tadel meiner Mutter enden lassen. Wir könnten nach dem Nachtisch einfach alle zusammen in die Nachbarvilla abhauen und mit den anderen dort Party machen. Und mit Party meine ich saufen.«

Da ist diese imaginäre Stimme, die mich für diese Ausdrucksweise kritisiert - dem Alkoholkonsum generell - und sie klingt gewaltig nach meiner Alten.

Emilio hebt tadelnd den Finger. »Na, na, na, Keyla. Alkohol - das ist aber eine ganz ... ausgezeichnete Idee. Ich bin dabei.«

»Klasse!« Eifrig umfasse ich den Rand des Tischs, um mich hochzudrücken. Erst jetzt bemerke ich Harry, der direkt neben Emilio sitzt. »Harry, Party nach dem Nachtisch im Nachbarhaus?«

Traumtyp in SzeneWhere stories live. Discover now